Angeregt tauschten sich Oberkirchenrat Dieter Kaufmann (links) und Dekan Werner Trick am Rande der Vortragsabends in der Kreissparkasse aus. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Oberkirchenrat Dieter Kaufmann skizziert die Zukunft der Diakonie

Von Gerhard Keck

Freudenstadt. "Ohne die Schwächsten ist die Kirche nicht ganz", postulierte Oberkirchenrat Dieter Kaufmann in seinem Begleitvortrag zur Wanderausstellung in der Kreissparkasse. Diese Sicht verdeutlicht auch, worum es der Diakonie im Allgemeinen und vor Ort im Besonderen geht: Solidarität mit benachteiligten Menschen in der Vielfalt fürsorglicher Maßnahmen.

Der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg formulierte in seinem Referat "Diakonie – zukünftig gedacht" neue Sichtweisen und Herausforderungen an die sozialen Dienste, die biblischen Ursprungs sind. Seine Darlegungen fußten auf drei Schwerpunkten: der Schere zwischen Arm und Reich, dem demografischen Wandel in der Gesellschaft und der Frage, wie die "Gemeinde Christi" künftig in sozialen Zusammenhängen leben wolle. Renate Braun-Schmid, Geschäftsführerin der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt, oblagen Einführung und Moderation der Veranstaltung. Dabei umschrieb sie vor stattlichem Publikum Ziele und Gestaltung der Ausstellung "Miteinander", die im Foyer des Geldinstituts der Öffentlichkeit zugänglich ist.

Willkommen hieß die Gäste auch Dekan Werner Trick, der daran erinnerte, dass der Auftrag zur Diakonie von Jesus erteilt worden sei. Wie breit dabei die Diakonie im Landkreis aufgestellt ist, demonstriere eindrucksvoll die Wanderausstellung. Eine neue enorme Herausforderung ist nach Meinung Tricks in der Versorgung von Asylbewerbern aufgetreten.

Die "Ausdifferenzierung der Gesellschaft" führt nach der Überzeugung Dieter Kaufmanns zu Abgrenzungen. Dabei verlaufen die Trennlinien quer durch die sozialen Schichten. Als Folge davon "werden immer mehr Menschen abgehängt und nicht mehr thematisiert", so der Theologe. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setze sich die Diakonie stark für Langzeitarbeitslose ein. Mit besonderen Programmen, beispielsweise mit der "Erlacher Höhe", habe sie "unzähligen Menschen" helfen können.

Mit Schlagwörtern wie "älter, bunter, weniger" kennzeichnete Kaufmann den demografischen Wandel. Er erfordere "kreative Antworten". Junge Senioren könnten verstärkt ihre Potenziale einbringen, zum Beispiel durch "helfende Hände vor Ort", sprich den Ausbau von Nachbarschaftshilfen. In "sorgender Gemeinschaft", neudeutsch "Caring Community", können laut Kaufmann Bedürfnisse gemeinsam befriedigt werden.

"Hinter jedem Menschen steckt eine Not", hielt er fest – und hatte dabei die Flüchtlinge im Blick. Die notwendige "Willkommenskultur" werde im Land insgesamt eindrucksvoll realisiert. Das "Subsidiaritätsprinzip", also der "Vorrang der kleinen Einheit vor großen Trägern" setzt auf eine "lebendige Gemeinschaft" in diakonischen Diensten. Dabei bewähre sich, dass die Diakonie "nah am Menschen" sei. Dieter Kaufmann vertraut zunehmend auf Netzwerke. An die Diakonie richtete er den Appell, "anders sehen zu lernen", um für die neuen Aufgaben gewappnet zu sein.

An den Vortrag schloss sich eine Fragerunde an, unter anderem zu den Themen Offenheit der Diakonie gegenüber sich wandelnder Mitarbeiterschaft und welche Rolle die "Corporate Identity" in der Diakonie spielt.

Viele Dankadressen fügte Dekan Werner Trick in sein Schlusswort ein, speziell auch an die Kreissparkasse für deren Gastfreundschaft und Spende an die Diakonie. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Julia-Laura Andrei (Klavier) und Hagen Rauscher (Trompete) von der hiesigen Musik- und Kunstschule.