40 Teilnehmer aus vier Kontinenten nahmen an der internationalen Tagung teil. Foto: Evangelisch-methodistische Kirche Foto: Schwarzwälder-Bote

Internationale kirchliche Tagung zum Thema Migration im Hotel Teuchelwald / Neue Impulse für Flüchtlingshilfe

Freudenstadt. Weltweit sind über 220 Millionen Menschen von Migration betroffen. Das bedeutet, dass jeder 35. Mensch ein Migrant ist. Angesichts solcher Zahlen beschäftigte sich jetzt die Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) mit diesem Thema bei einer Tagung in Freudenstadt.

"Wir müssen Menschen, die fremd in unserem Land sind, eine neue geistliche Heimat anbieten", sagte Bischöfin Rosemarie Wenner. Als Gastgeberin und Mitveranstalterin hatte sie zur Tagung der internationalen EmK-Kommission für Mission nach Freudenstadt eingeladen. Thema der viertägigen Veranstaltung waren Herausforderungen für die Kirchen durch die Migrationsströme. Im Wesentlichen ging es dabei um die Frage, wie die Hilfe für Migranten unter theologischen und geistlichen Gesichtspunkten noch konkreter ausgerichtet werden kann.

40 Teilnehmer, darunter vier Bischöfe, waren dazu aus Afrika, Asien, Nord- und Mittelamerika und ganz Europa angereist. Die meisten der Teilnehmer sind entweder selbst Migranten oder arbeiten in ihren Herkunftsländern unter Migranten. Dadurch war garantiert, dass Erfahrungen aus unterschiedlichen Situationen zusammenfließen. In der Ergebnisliste der Tagung ragt ein Punkt über alle anderen hinaus: miteinander essen. Die Teilnehmer berichteten übereinstimmend, dass die Begegnung beim gemeinsamen Essen oft der einfachste Einstieg zu Begleitung und Hilfe ist.

Die Menschen hätten aber auch "Hunger" nach Gemeinschaft, Achtung und Anerkennung. Mit den weltweiten Erfahrungen aus EmK-Migrantenprojekten soll jetzt eine Ideensammlung erstellt werden, die als Anregung für andere Projekte dienen soll. Besonderes Augenmerk soll auf Kinder und Jugendliche gelegt werden, die in zweiter oder dritter Generation im Land seien und deren Probleme oft gar nicht wahrgenommen würden.

Um die Arbeit mit Migranten in der EmK international stärker in den Fokus zu rücken, soll zudem der dritte Sonntag im Februar als "Tag der Migranten" im methodistischen Kirchenkalender begangen werden. Damit könnte in den Gemeinden das Bewusstsein für die Fremden unter uns wachsen, waren sich die Teilnehmer einig. Desweiteren soll zur besseren Orientierung für Gemeinden eine Arbeitshilfe erstellt werden, die über Möglichkeiten, Risiken und Rechte informiert.

"Flüchtlinge und Migranten sind ein geistlicher Segen. Wie man auch mit kleinen Kräften viel bewegen kann, hat uns diese Tagung gezeigt", zog Thomas Kemper, Generalsekretär der in New York ansässigen internationalen EmK-Kommission für Mission, Fazit. Für die EmK in Deutschland könne das eine Ermutigung sein, "nach draußen zu gehen" und Migranten eine neue Heimat zu bieten. "Das ist eine direkte Aufgabe für unsere Gemeinden", so Kemper.

Angesichts der großen Herausforderungen durch Migration sagte Bischöfin Wenner, "ermutigen wir unsere Kirchengemeinden, dass sie sich für Gerechtigkeit einsetzen und den Menschen mit Gnade und Barmherzigkeit begegnen." Zu einem Austausch über aktuelle Chancen und Probleme der Begleitung von Asylsuchenden war der Freudenstädter "Freundeskreis Asyl" zur Tagung eingeladen. Vorsitzender Werner Hoffmann informierte mit seiner Frau Waltraud über die Arbeit des Vereins und zusammen mit einigen Asylsuchenden über deren teilweise traumatischen Erlebnisse. Schwierigkeiten bereiten trotz erlernter deutscher Sprache oft die Formalitäten, die ohne Vereinsunterstützung schwer verständlich seien.

Für die Aktivitäten ist der Verein ausschließlich auf Vereinsbeiträge und Spenden angewiesen. So habe das Benefizkonzert "Musik ohne Grenzen" mit dem Altensteiger Christophorus-Schülerchor den bisher höchsten Betrag für die Vereinkasse gebracht. Demgegenüber habe eine direkt an 30 Freudenstädter Firmen gerichtete Bitte um Unterstützung "nicht einmal zu einer einzigen Reaktion geführt".

Da sei der "Helferherzen-Preis" einer Drogeriemarktkette für seine Frau eine willkommene Hilfe: Waltraud Hoffmann hatte ihren mit 1000 Euro dotierten Preis für ihr Engagement in der Flüchtlingshilfe komplett der Vereinskasse zur Verfügung gestellt. "Wir haben in unserem Alter noch einmal eine ganz neue Berufung erfahren", sagten die beiden 76-Jährigen angesichts der oft unter schwierigen Bedingungen stattfindenden Arbeit. "Unsere Gruppe wird nicht müde, um den oft traumatisierten Menschen hier eine neue Heimat und ein neues Leben unter würdigen Umständen zu ermöglichen."

Besonderes Highlight für die Tagungsteilnehmer aus Übersee war der Besuch des Freudenstädter Weihnachtsmarkts.