Verzweiflung pur: Die Spieler des SV Felldorf (vorne) spielten über 120 Minuten gut mit, das Glück war aber auf Dornhaner Seite. Fotos: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

BezirkspokalUnderdogs SV Felldorf und FC Göttelfingen scheitern nur knapp an den Bezirksligisten

Von Tim Geideck und Michael Stock

Pokal-Krimi mit Überlänge: Gegen die Bezirksligisten TSF Dornhan und SV Gündringen hofften die Underdogs auf die Sensation. Die blieb zwar aus – aber die Kreisligisten waren nah dran am Final-Einzug.

FC Göttelfingen – SV Gündringen 2:3 n.V. (0:2, 2:2). Fußballwetter wie aus dem Bilderbuch, 300 Zuschauer, der Geruch von Sensation liegt in der Luft: Optimale Bedingungen herrschten auf dem Göttelfinger Sportplatz, doch nach nur 90 Sekunden schlüpfte der Gündringer Stürmer Marc Wagner zum ersten Mal in die Rolle des Spielverderbers und erzielte die 1:0-Führung für die Gäste. Die Spannung schien zu diesem Zeitpunkt bereits verflogen, zumal der Bezirksligist in der ersten Halbzeit die Partie dominierte. An fast jeder Gündringer Aktion beteiligt: Marc Wagner. Der Ex-Nagolder mit Verbandsliga-Erfahrung war es schließlich auch, der wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff den Ball zu seinem Mitspieler Florian Binder passte, der gleich drei Göttelfinger stehen ließ und auf 2:0 aus Sicht der Gäste erhöhte.

Wer nun bereits mit einem klaren Endergebnis rechnete, der schien eine alte Fußball-Weisheit zu vergessen: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Und genau die bewahrheitete sich wieder einmal. Nachdem sich Wagner und der Göttelfinger Torwart Benjamin Müller einen Zweikampf lieferten (49.), bei dem Müller mit dem Kopf an den Pfosten knallte und mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden musste, wurde es kurios: Der ohnehin als Ersatztorwart gelistete Göttelfinger Spielertrainer Michael Müller wechselte sich ein, was unfreiwillig zum Knackpunkt der Partie wurde: Hinten verhinderte der 35-Jährige vor allem gegen den laufstarken Florian Binder die überfällige 3:0-Führung der Gäste, vorne versuchte seine Mannschaft mit großem Einsatz das schier Unmögliche möglich zu machen.

Und tatsächlich: Christian Flacks Anschlusstreffer per Kopf (84.) entfachte das große Knistern auf dem Göttelfinger Sportplatz. Ein Pokal-Abend ganz nach dem Geschmack der Zuschauer, der nach dem 2:2 in der Schlussminute durch Matthias Flack endgültig drehbuchreif wurde.

Es ging somit in die Verlängerung, in der der SV Gündringen mit Marc Wagner auf seinen besten Mann verzichten musste, der fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit gelbbelastet ausgewechselt wurde. Doch das Schicksal meinte es gut mit dem Bezirksligisten: Gelb/Rot gegen den Göttelfinger Torschützen Matthias Flack, und Julian Kiefer erzielte nach Zuspiel von Robin Kiefer das 3:2 (104.) für die Gäste. Der FC Göttelfingen setzte in der zweiten Halbzeit der Verlängerung zwar alles auf eine Karte, Ersatztorwart Michael Müller war praktisch nur noch in der gegnerischen Hälfte zu finden, doch am Ende war es dem Gündringer Fanblock vorbehalten, mit wehenden Fahnen und brennenden Bengalos das Erreichen des Finales zu feiern.

"Das ist eine Riesen-Enttäuschung. Wir haben ein Super-Spiel gemacht, die Mannschaft hat gut gekämpft", sagte der Göttelfinger Spielertrainer Michael Müller nach dem Spiel und lobte: "Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen. Wir waren ein ebenbürtiger Gegner und können mit breiter Brust nach vorne schauen."

Sein Gündringer Trainer-Kollege Hovsep Yigit bilanzierte: "Das war ein typischer Pokal-Fight. Dieses Halbfinale hat uns alles abverlangt. Wir haben es uns aber selber schwer gemacht und viel zu hektisch gespielt, es kam aber auch zu viel Hektik von draußen rein." SV Felldorf – TSF Dornhan 2:5 n.E. (0:1, 1:1, 1:1). Es ist genau vier Wochen her, da verriet Dornhans Kapitän Stefan Beilharz unserer Zeitung seinen größten Wunsch: eine Teilnahme am Pokalfinale. Die kann ihm seit gestern Abend keiner mehr nehmen, er zog mit seinem Team ins Endspiel ein – doch der Gegner SV Felldorf schenkte den Gästen dabei nichts.

Beilharz und seine Mannschaftskollegen mussten im Halbfinalspiel nämlich nicht nur über 90 Minuten gehen, sondern auch noch nachsitzen. Und das mit Recht. Der vermeintliche Underdog aus der Kreisliga verlangte dem Bezirksligisten alles ab, "noch jahrelang werden wir von diesem Spiel träumen", hieß es von Vereinsseite Felldorfs.

Denn zwischen ihnen und der TSF war über die 120 Minuten so gar kein Klassenunterschied zu sehen. Die Gastgeber suchten ihr Heil in der Offensive und zwangen Dornhan zu Fehlern. Vor dem 0:1 hätten die rund 500 Zuschauer zwei bis drei Treffer Felldorfs feiern können, allein es fehlte an Fortune.

Ebenjene hatte Dornhan in der 61. Minute auf seiner Seite: Felldorf bekam den Ball hinten nicht raus und Dornhans abgezockter Stürmer Julian Haas bedankte sich mit dem Führungstreffer. Gleichwohl zeigte sich Felldorf dessen unbeeindruckt, ja, das Spiel "wurde ein Kampf bis zum Umfallen", vor allem nach dem wunderschön herausgespielten 1:1 durch den Treffer von Alexander Dreit. Die Überraschung lag in der Luft, aber was heißt schon Überraschung. Selbst Dornhan zollt seinem Gegenüber gehörig Respekt und "zog den Hut", wie es gestern Abend hieß.

Felldorfs Spieler opferten sich fortan völlig auf, bis zu Krämpfen, die ihr Trainer zu Wechseln nötigte. Nur eines konnte er nicht einwechseln, nämlich Glück. Das blieb im Elfmeterkrimi den Dornhanern hold, "da kannst du nichts gegen tun. Es waren nur Nuancen, die gefehlt haben", hieß es aus dem Vereinsheim.

Damit ist zwar ein spektakulärer Pokalabend für die beiden Underdogs verloren gegangen, aber lange nicht vergessen – er lebt in der Erinnerung weiter.