Kinder können auf viele Arten in Kontakt mit Tieren treten, wie auf dem Hirschfeldhof bei Edelweiler. Doch einen Bauernhofkindergarten in Freudenstadt wird es vorerst nicht geben. Foto: sb-redaktion

Gemeinderat spricht sich gegen Projekt der Bürgeraktion aus. Stadt sieht keinen Bedarf. Gerolf Hau: Ein Bauernhof ist kein Streichelzoo.

Freudenstadt - Nach dem Waldkindergarten hätte die Bürgeraktion im Freudenstädter Gemeinderat gerne auch noch einen Bauernhofkindergarten eingerichtet. Doch daraus wird in absehbarer Zeit nichts. Der Gemeinderat lehnte einen entsprechenden Antrag ab.

Schon lange treibt vor allem Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion der Gedanke an einen Bauernhofkindergarten, in dem das Erleben landwirtschaftlicher Tätigkeiten und der Kontakt zu Pflanzen und Tieren im Vordergrund stehen, um. Bereits 2013 war ein Bauernhofkindergarten Thema bei den Haushaltsberatungen.

Bis heute wurden zahlreiche Gespräche geführt, unter anderem mit dem Gesundheitsamt, mit dem kommunalen Landesverband für Jugend und Soziales und mit Landwirten in Frutenhof. War zunächst ein Bauernhofkindergarten in privater Trägerschaft angedacht, ging es in einem Gespräch im September vergangenen Jahres darum, den Kindergarten in städtischer Trägerschaft einzurichten, weil ein Förderverein nicht gegründet werden konnte.

"Es gibt keinen Bedarf", begründete Oberbürgermeister Julian Osswald die ablehnende Haltung der Stadt in Sachen Bauernhofkindergarten. Darüber war Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle enttäuscht und schlug vor, das Thema nochmals im Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales (VTS) zu diskutieren. Dies lehnte der OB ebenfalls ab. Er wollte "einen Knopf dran machen".

Doch so schnell gab die Stadträtin nicht auf und erinnerte an den Erfolg des Waldkindergartens, der ebenfalls von der Bürgeraktion initiiert worden sei. Doch die Stimmung im Gemeinderat war anders. So gab Stadträtin Regine Haug (SPD) dem OB Recht. Die Nachfrage an Kindergartenplätzen gehe zurück, außerdem habe auch der Waldkindergarten Kontakt mit Bauernhöfen. Auch Beate Gernsheimer (Freie Wähler) stand dem Konzept eher skeptisch gegenüber. Der Kontakt zu Tieren sei im ländlichen Raum für Kinder immer möglich.

Stadtrat Gerolf Hau (CDU) meinte: "Ein Bauernhof ist kein Streichelzoo." Jeder Mensch, der zu den Tieren in den Stall komme, sei ein potenzieller Krankheitsüberträger. Elisabeth Gebele unterstützte ihre Fraktionskollegin Altendorf-Jehle und berief sich auf die von der Stadt vorgelegten Kinderzahlen. Genau in Frutenhof, Musbach und Igelsberg fehlten in absehbarer Zeit Plätze, argumentierte sie für die Einrichtung des Bauernhofkindergartens in Frutenhof. Man könne aber nicht davon ausgehen, dass alle Kinder dieser Ortschaften auch in den dortigen Kindergärten angemeldet werden, meinte dazu Julian Osswald. "Wir werden weiterkämpfen, irgendwann kommt’s", kündigte Bärbel Altendorf-Jehle an.

Etwas genervt reagierte darauf der OB und machte nochmals deutlich, dass es keinen Bedarf an Kindergartenplätzen gebe und genügend alternative Angebote vorhanden seien. "Damit ist das Thema durch", betonte er. Zum Schluss meldete sich Stadtrat und Landwirt Willi Armbruster (CDU) zu Wort. Sein Hof war für die Kooperation mit dem Bauernhofkindergarten im Gespräch gewesen. Er machte jedoch klar, dass seine Familie die zusätzliche Belastung durch einen Kindergarten nicht leisten könne. Auch sein Kollege aus Frutenhof nicht. "Lassen wir den Kindergarten in Frutenhof, wie er ist", sagte Armbruster. Der Kindergarten sei bereits mit manchen Projekten in den Hof eingebunden, das wolle seine Familie auch beibehalten.

Danach zeigte sich Bärbel Altendorf-Jehle "völlig baff" und konnte Armbrusters Aussagen nicht verstehen, denn er habe doch seine Unterstützung zugesichert. Eine drohende Auseinandersetzung zwischen der Stadträtin und Willi Armbruster unterband der Oberbürgermeister sichtlich ungeduldig und mahnte zur Abstimmung. Sie fiel deutlich aus. Mit drei Gegenstimmen von der Bürgeraktion und einer Enthaltung von der SPD wurde die Einrichtung eines Bauernhofkindergartens abgelehnt.