Verfahren vor dem Amtsgericht könnte sich ausweiten. Zwei Einbrüche in Baiersbronn deuten darauf hin.

Freudenstadt - Was als Anklage wegen gemeinsamen Diebstahls in zwei Fällen begann, könnte sich in ein brisantes Verfahren wegen des Verdachts auf Bandendiebstahl in großem Ausmaß ausweiten.

In der gestrigen Hauptverhandlung vor dem Freudenstädter Amtsgericht war ein 29-jähriger Mann angeklagt, dem vorgeworfen wurde, im Dezember des vergangenen Jahres zwei Einbrüche zusammen mit einem Komplizen in Baiersbronn begangen zu haben.

Der Angeklagte berichtete zu seiner Person, dass er im November 2014 von Albanien nach Brindisi gereist sei. Weiter sei es über Mailand und Basel nach Straßburg gegangen. Dort habe er Mitte November in einer Wirtschaft einen Landsmann kennengelernt, der ihn dazu überredet habe, noch in der selben Nacht mit ihm nach Deutschland »zum Klauen« zu fahren. Er habe ihm für diese »Dienstleistung« 500 Euro versprochen und auch ausgezahlt. Wohin genau die Fahrt gehen sollte, habe er nicht gewusst, jedenfalls hatte er nach eigener Aussage vor Antritt der Fahrt sechs bis sieben Whisky getrunken.

Man landete schließlich in Baiersbronn vor einem Malerbetrieb, hebelte die Tür mit einem Stemmeisen auf und entwendete eine Spezialschleifmaschine, 406 Farbeimer verschiedener Größe und den Inhalt eines Sparschweins in Höhe von rund 100 Euro. Auch drei Autoschlüssel, so berichtete ein Firmenvertreter als Zeuge, hätten gefehlt, einen davon hatte die Polizei auf dem Firmenparkplatz gefunden.

Der Gesamtschaden belaufe sich auf 12.984 Euro, hinzu kämen noch 800 Euro für die Schleifmaschine, so Oberstaatsanwalt Paul Trick. Weiter ging die Fahrt in jener Nacht nach Mitteltal, wo in einem Geschäft ebenfalls die Tür aufgebrochen wurde. Derjenige, der den Angeklagten zur Tat überredet hatte, beauftragte ihn angeblich, alleine in den Laden zu gehen, nach Alkoholika zu schauen und vor allem Geld zu suchen. Alkoholika und der Inhalt eines weiteren Sparschweins waren hier die Beute. Der auf dem Boden angeschweißte Tresor hielt den Versuchen, ihn mit einem Stemmeisen zu lösen, stand.

Als der Mann das Mitteltaler Geschäft verlassen wollte, war der Kumpel nicht mehr da, doch die Polizei stand vor der Tür und nahm den Mann, der in Fußfesseln im Gericht vorgeführt wurde, fest. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Das Brisante an dem ganzen Thema war, dass im Lauf der Zeit etliche Spuren an nach anderen Einbrüchen sichergestellten Autos gefunden wurden, die den Verdacht erhärteten, dass die Einbrüche keine Einzelfälle waren, sondern dass sie vermutlich zu einer Reihe von Einbrüchen im Murgtal zählten.

Laut Aussage der geladenen Polizeibeamten hatte es im Murgtal und in der Rheinebne rund 300 Einbrüche in Firmen und Privatwohnungen gegeben, die vermutlich von Banden ausgeübt wurden. So blieb Richter Axel Benz letztlich nur die Möglichkeit, zunächst die Verhandlung zu vertagen, um die Auswertung von DNA-Spuren abzuwarten, die dann miteinander vergleichen werden. Zum Beispiel hatte man in einem sichergestellten Mercedes, der nicht das benutzte Fahrzeug in der Tatnacht war, Farbreste gefunden, die zu den gestohlenen Farbeimern passen könnten.

Auch blieben die Fragen ungeklärt, ob nicht ein weiteres Auto benötigt wurde, um 400 Farbeimer zu transportieren, und ob noch mehrere Täter zum Abtransport notwendig waren. Weiterhin hatte der Kumpel des Angeklagten diesem wohl absichtlich eine falsche Handynummer mitgeteilt, sodass die Ermittlungen im Sande verliefen.

Viele Puzzleteile müssen noch ergänzt werden, bis die vielen Einbrüche aufgeklärt sind. Allein im Murgtal hatte es über 20 gegeben. Spezielle Ermittlergruppen aus Freudenstadt, Offenburg und dem Rheintal arbeiten noch an den verschiedenen Fällen.