Gerold Fischer in seinem Büro. Zwischen den zahlreichen Urkunden hängt auch ein signiertes Foto von Golfprofi Bernhard Langer. Foto: Breitenreuter Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Gerold Fischer wird 90 Jahre alt / Golfsport prägt sein Leben / Viele Verdienste erworben

"Ich habe das Leben immer froh genossen und nie allzu ernst genommen." Das sagt Gerold Fischer, der am heutigen Mittwoch seinen 90. Geburtstag feiert. Der Golf- und der Skisport prägten sein Leben.

Freudenstadt. Zahllose Auszeichnungen und Würdigungen hängen in seinem Büro. Sein Gedächtnis ist heute noch messerscharf. Er kann sich nahezu an alle Stationen seines bewegten Lebens erinnern.

Geboren wurde Gerold Fischer in Tetschen Bodenbach an der Elbe im heutigen Tschechien. Dort besuchte er das Staatsoberrealgymnasium. Von 1943 bis 1945 war er Luftwaffenhelfer und Soldat und kam danach sechs Monate in ein Aussiedlungslager, von wo er nach Farchant bei Garmisch-Partenkirchen ausgewiesen wurde. Eigentlich wollte Gerold Fischer Tierarzt werden, doch es kam ganz anders. Als Inhaber eines Kriegsabiturs durfte er sich an der Universität in München nicht immatrikulieren und wiederholte daher die letzte Klasse des Gymnasiums. Nachmittags arbeitete er als Caddie auf dem von den Amerikanern besetzten Golfplatz in Farchant, dabei lernte er das Golfspiel.

"Die Arbeit als Caddie war hochinteressant", erinnert sich Fischer. Eine Zigarette kostete damals fünf Reichsmark. Als Caddie bekam er von den Spielern oft eine ganze Packung und auch Süßigkeiten geschenkt. "Das war ein Wahnsinns-Geschäft", so Fischer augenzwinkernd. In München tauschte er die Waren bei der Buchhandlung Hugendubel in Bücher ein. Gerold Fischer brachte es durch seine Englischkenntnisse bis zum stellvertretenden Sportdirektor des Erholungszentrums der amerikanischen Streitkräfte aus Europa in Garmisch-Partenkirchen. Da man im Winter nicht Golf spielen kann, verschrieb sich Gerold Fischer auch dem Skisport. Durch seine vielen Kontakte und Freundschaften gelang es ihm seinerzeit, Garmisch-Partenkirchen als Austragungsort für die Arlberg-Kandahar-Skirennen zu etablieren.

1957 war Gerold Fischer Golflehrer in Innsbruck und musste dort den neuen Golfplatz fertig bauen, weil der Golfarchitekt erkrankt war. So erwarb sich Fischer Kenntnisse in allen Bereichen des Golfsports. Im Winter war er auch als Kampfrichter tätig und somit ganz nah an den Sportlern daran. Stolz erzählt er heute von seiner Freundschaft mit Toni Sailer.

1959 erreichte Gerold Fischer in Innsbruck der Ruf des Präsidenten des Deutschen Golflehrerverbands. "Wir brauchen Golflehrer in Deutschland", habe er ihm gesagt, erinnert sich der 90-Jährige. Kassel und Freudenstadt standen zur Wahl. Für Freudenstadt habe er sich entschieden, weil er den Unternehmer Schlott gekannt habe, der in Garmisch-Partenkirchen manchmal Golf gespielt habe.

Ein Glücksfall für Freudenstadt

Für Freudenstadt wurde Gerold Fischer zum Glücksfall. Er war nicht nur Golfexperte, sondern kannte sich auch im Wintersport aus. Er gründete eine Skischule, die schnell zur größten im Nordschwarzwald mit 36 Skilehrern und mehr wurde.

Im Golfsport war Fischer hoch geschätzt. 1965 bis 1968 war er stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Golflehrerverbands, von 1972 bis 1986 war er dessen Präsident. In dieser Zeit führte er wieder Golf-Länderspiele in Deutschland ein.

"Ich habe dabei viele Leute kennengelernt", sagt Fischer. Einer von ihnen war Karim Aga-Khan, auf dessen Golfplatz auf Sardinien drei Mal ein Ländervergleich zwischen Deutschland, der Schweiz und Italien ausgetragen wurde. Von 1974 bis 1986 war Gerold Fischer Kapitän der deutschen Golf-Professionalmannschaft. 1986 wurde er zum Ehrenpräsident der Professional Golf Association in Deutschland ernannt. 17 Jahre lang organisierte Fischer den Traube-Tonbach-Cup beim Golfclub Freudenstadt mit prominenten Spielern wie Berti Vogts. Auch nach seinem Berufsleben war und ist er ein gefragter Fachmann in Sachen Sportgeschichte in Deutschland. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter war er für das deutsche Golfarchiv der Sporthochschule in Köln tätig. Seine Länderspieltasche ist im Deutschen Golfmuseum in Köln ausgestellt. Eine große Ehrung erhielt er noch 2011 an der Universität von Birmingham in Großbritannien. Als einziger Deutscher wurde er mit der Auszeichnung "A Lifetime of Dedication and Service to Golf" bedacht. Ehrenmitglied ist Fischer außerdem im Golfclub Freudenstadt und im Verein Wintersport Stokinger.

Weißwurstfrühstück für die Nachbarn

Gerold Fischer ist stets bescheiden geblieben. Er lebt alleine in einem Reihenhaus in der Manbachsiedlung. Seine Frau Ilse ist bereits 2001 verstorben. Auch Sohn Roland lebt nicht mehr. Sohn Rainer lebt in Mannheim. Auch gesundheitlich musste Gerold Fischer viele Rückschläge einstecken und ist heute auf den Rollstuhl angewiesen. Im ersten Stock seines Hauses wohnt eine Frau, die ihm im Haushalt hilft. Doch kochen tut Gerold Fischer noch selbst. Seinen 90. Geburtstag feiert er heute mit seiner Familie. Am kommenden Sonntag will er beim Straßenfest im Böhringerweg seine Nachbarn zu einem Weißwurstfrühstück einladen, weil sie ihm alle geholfen haben, als es ihm nicht gut ging.

Bei all den Ämtern, die Gerold Fischer inne hatte, ist ihm eins in besonderer Erinnerung geblieben: Er war zehn Jahre lang der Stadtnikolaus von Freudenstadt und brachte damals viele Kinderaugen zum Leuchten.