Eine der auch international erfolgreichsten Horber Spielerinnen der letzten Jahre ist Muriel Hess. Foto: Schwarzwälder-Bote

Pétanque: Club Burggarten Horb nach erneutem Klassenerhalt seit sechs Jahren ohne Unterbrechung im Oberhaus vertreten

Horber Sportvereine in der Bundesliga? Das scheint fast unmöglich, doch der Pétanque-Club Burggarten Horb ist seit sechs Jahren ununterbrochen in der Bundesliga vertreten und blickt auf die längste durchgehende Erstliga-Zugehörigkeit zurück.

"Darauf sind wir sehr stolz, ebenso wie auf die Tatsache, dass wir im Durchschnitt seit mehreren Jahren das jüngste Team der Bundesliga stellen", betont Sportwart Winfried Hess. Dieses Jahr habe man in einem Feld von zwölf Erstligisten den neunten Rang belegt und damit erst am letzten Spieltag den erstmaligen Abstieg verhindert.

Dies ist jedoch nur ein Teil einer erfolgreichen Bilanz, die der PCB Horb für das Jahr 2015 vorweisen kann. Denn neben dem Bundesliga-Aushängeschild konnten auch die drei übrigen Horber Mannschaften, die in der Regional- beziehungsweise Oberliga aktiv sind, die Klasse halten und sich als fester Bestandteil der jeweiligen Spielklasse etablieren. Zudem stellt man mit Tehina Anania einen amtierenden Deutschen Meister.

"Unsere sportlichen Ziele haben wir dieses Jahres in jedem Fall erreicht und wollen sie in der kommenden Saison bestätigen", so Winfried Hess weiter, der – wie die überwiegende Mehrzahl der Mitglieder der Horber Pétanque-Clubs – im Frankreich-Urlaub erstmals mit den für das Spiel charakteristischen Stahlkugeln in Berührung kam. Dieser Import des Boule-Spiels, von dem die Wettkampfsportart Pétanque lediglich eine von mehreren Varianten darstellt, ist in gewisser Weise bemerkenswert, da die Verbreitung der Sportart im Südwesten vor allem durch die nach dem Zweiten Weltkrieg in Baden-Württemberg stationierten französischen Soldaten vorangetrieben wurde.

Die Boule- und Pétanque-Clubs in ehemaligen Garnisonsstädten wie Tübingen oder Reutlingen zeugen heute noch vom langjährigen französischen Einfluss in der Region. In Horb, wo bis 1977 ebenfalls französische Streitkräfte stationiert waren, fand eine derartige Vereinsgründung durch die Soldaten jedoch nicht statt.

So dauerte es bis zum Jahr 1992, ehe sich 26 Interessierte im Horber Gasthaus "Schiff" zusammenfanden und den Pétanque-Club Burgarten Horb gründeten. Der Namenszusatz Burggarten dient dabei als Erinnerung an die erste Spielstätte zahlreicher Mitglieder im Horber Burggarten. Die Mitgliederzahl stieg zunächst leicht, ehe sich um die Jahrtausendwende die Jugendarbeit bemerkbar machte und die Mitgliederzahlen rasant ansteigen ließ. Im Jahr 2013 wurde mit 130 Mitgliedern der bisherige Höchststand erreicht, gegenwärtig liegt die Zahl bei exakt 100 Mitgliedern, von denen 66 aktive Lizenzspieler sind, die am Liga- und Turnierbetrieb teilnehmen.

Denn neben den bereits angesprochenen Liga-Wettbewerben spielen auch Lizenz- und Ranglistenturniere im Pétanque eine wichtige Rolle. Seit vielen Jahren werden in Horb dreimal jährlich offizielle Lizenzturniere ausgetragen, bei denen vorher festgelegte Zweierteams (Doublette) gegeneinander antreten und um Ranglisten-Punkte kämpfen. Eine Besonderheit stellt dabei das im Sommer ausgetragene "Horber Nocturne" dar, bei dem die rund 40 bis 60 teilnehmende Teams ab 19 Uhr gegeneinander antreten und sich oft bis in die frühen Morgenstunden duellieren.

"Das Teilnehmerfeld ist meist bunt gemischt und teilweise auch international. Neben Spielerinnen und Spielern auch Deutschland haben wir auch regelmäßig Teilnehmer aus Frankreich oder der Schweiz", erklärt Winfried Hess weiter, der bei einem Rückblick auf die Höhepunkte aus 23 Jahren Pétanque-Club Burggarten Horb neben dem Aufstieg in die Bundesliga vor allem auf Erfolge auf internationalem Parkett verweist, an denen regelmäßig Spielerinnen und Spieler aus Horb beteiligt waren.

So konnte seine älteste Tochter Annick Grassi (damals Annick Hess) im Jahr 2004 als Teil der Nationalmannschaft im spanischen Maspalomas den Vize-Weltmeistertitel feiern. In den folgenden Jahren feierte ihre Schwester Muriel Hess zweimal den Europameistertitel in der Espoire-Klasse, in der Teilnehmerinnen bis 23 Jahren an den Start gehen dürfen.

Auch in den vergangenen Monaten wurde der PCB Horb bei mehreren internationalen Veranstaltungen repräsentiert. Im Jahr 2014 wären mit Pascal Keller und Daniel Reichert zwei Spieler für die Weltmeisterschaft in Tahiti qualifiziert gewesen, die jedoch aufgrund der Ebola-Epidemie in Westafrika abgesagt wurde. In diesem Jahr nahm Pascal Keller an der Europameisterschaft in Albena an der bulgarischen Schwarzmeerküste teil, und Muriel Hess reiste als Mitglied der Frauen-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Thailand. Obwohl am Ende der Reise keine Medaillen standen, lieferten die Mannschaften mit Horber Beteiligung gute Leistungen ab.

Während die Freiluft-Saison für die meisten Sportarten zu Ende geht oder der Spiel- und Wettlkampfbetrieb eine mehrmonatige Pause einlegt, fliegen auf der Horber Schütte auch weiterhin die Kugeln. "Es gibt mittlerweile auch eigens gebaute Boule- und Pétanque-Hallen. Solange das Wetter jedoch einigermaßen mitspielt, und nicht zu viel Schnee fällt können wir auch weiterhin im Freien spielen", so der Sportwart unter anderem mit Blick auf das am 6. Dezember stattfindende Nikolaus-Turnier, eines der letzten vereinsinternen Turniere des laufenden Kalenderjahres.

Doch auch nach dem Jahreswechsel geht es unmittelbar weiter, denn am 2. Januar steht das traditionelle Boule-Binokel-Biathlon auf dem Plan. Hierbei müssen die Teilnehmer in beiden Disziplinen überzeugen, um schlussendlich den Gesamtsieg einfahren zu können. Anschließend wird unmittelbar an die Vorbereitung für die kommende Saison angeknüpft, damit die Große Kreisstadt Horb auch weiterhin auf einer Bundesliga-Karte Deutschlands zu finden ist.

Beim Pétanque handelt es sich um eine von mehreren möglichen Spielweisen, die unter dem Oberbegriff Boule zusammengefasst werden. Im Gegensatz zu anderen Spielweisen, die mit weniger strengen Regeln vor allem im Mutterland Frankreich beheimatet sind, kommt es bei der Wettkampfsportart Pétanque darauf an, eine Stahlkugel von 650 bis 800g aus einem Wurfkreis mit 50 cm Durchmesser möglichst nah an die vorher geworfene Holzkugel (Schweinchen) zu platzieren. Dabei müssen beim Wurf beide Beine auf dem Boden stehen. Ist dies nicht der Fall oder wird der Wurfkreis verlassen, wird die Kugel als ungültig gewertet.

Seit 2005 gibt der Bundesliga-Modus den gängigen Ablauf für alle deutschen Liga-Begegnungen vor. Ein Team besteht dabei aus zwei Triplette und drei Doublette, die nacheinander ins Spielgeschehen eingreifen. Da die Teams beliebig gewechselt werden dürfen, kann die Anzahl der Beteiligten zwischen sechs und zwölf Spielern in einem Team liegen. Für die Lizenz- und Ranglistenturniere sind andere Modi möglich. In Horb finden nahezu ausschließlich Doublette-Turniere statt, bei denen sich die Teams schon vorher melden müssen und personelle Wechsel nicht zulässig sind.