Die Unterkunft an der Musbacher Straße will die Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien nutzen. Foto: Müller

Anschlussunterbringung stellt Ämter vor Herausforderung. Zahlen und Konzept in Arbeit.

Freudenstadt - 179 Flüchtlinge hat der Kreis Freudenstadt derzeit in Freudenstadt verzeichnet. Die Stadt müsste demnächst 67 davon in der sogenannten Anschlussunterbringnung übernehmen. Doch möglicherweise ist die Quote schon mehr als erfüllt.

Die Mehrzahl der 179 Flüchtlinge in Freudenstadt habe eine Anerkennung. Der Datenbestand werde derzeit gepflegt, teilte Benjamin Geigl vom Landratsamt mit. Es zeichne sich ab, dass mittlerweile so viele Flüchtlinge in der Stadt eine private Unterkunft gefunden haben, dass die Quote "hinfällig" sei. Ein Konzept zur Anschlussunterbringung der Flüchtlinge werde derzeit erarbeitet, aber es fehlten noch einige Zahlen, so Geigl.

Auf Konzept und Zahlen wartet auch Bürgermeisterin Stephanie Hentschel. Sie leitet die Gruppe bei der Stadtverwaltung Freudenstadt, die sich mit dem Thema Flüchtlinge befasst. "Wir müssen wissen, was auf uns zukommt", sagt sie. Sicher sei, dass Flüchtlinge eine Wohnung in den urbaneren Gegenden im Kreis bevorzugen, sprich Freudenstadt.

Die Arbeitskreise Asyl leisteten gute und wichtige Arbeit, aber sie würden private Wohnungen für die Flüchtlinge eben in den beliebten Orten suchen, sagt Stephanie Hentschel. Das bringe Schwierigkeiten mit sich, da nicht planbar sei, wie viele Kindergarten- und Grundschulplätze die Stadt letztlich bereithalten müsse. Zumal sich die Zahlen durch den Familiennachzug schlagartig ändern könnten. "Es bleibt ein spannendes Thema", so Stephanie Hentschel. "Aber wir müssen das schaffen."

Wohnung für große Familien

Angedacht ist, dass die Stadt die Unterkunft an der Musbacher Straße vom Landkreis übernimmt. Dafür müssten aber noch Renovierungsarbeiten vorgenommen werden. Vor allem für große Familien sei das Haus an der Musbacher Straße gedacht. "Wir reden da von Familien mit bis zu zehn Kindern", so die Bürgermeisterin. Und es sei ja schon schwierig, heutzutage mit der Hälfte der Kinder eine Wohnung in Freudenstadt zu finden, fügte sie an.

Für 40 bis 50 Flüchtlinge hat der Freundeskreis Asyl Freudenstadt bislang in private Wohnungen in Freudenstadt, Baiersbronn und etwa Klosterreichenbach vermittelt, sagt dessen Vorsitzender Werner Hoffmann. Seines Wissens nach sind seit einiger Zeit kaum mehr Flüchtlinge nach Freudenstadt gekommen, etwa 100 seien derzeit im ehemaligen Luz Posthotel untergekommen.

Unterstützerkreis steht bereit

Der Arbeitskreis berate auch Flüchtlinge in Rechtsfragen. "Oftmals empfehlen wir denen, bei denen keine Hoffnung auf Anerkennung besteht, selbst wieder auszureisen, anstatt auf eine Abschiebung zu warten", sagte Werner Hoffmann. Dann sei es auch leichter, Hilfe für einen Neustart in der Heimat zu bekommen.

In Sachen Anschlussunterbringung von Familien in dem Haus an der Musbacher Straße sagte Hoffmann, dass der Unterstützerkreis dann wohl wieder dort aktiver werde. Derzeit würden sich viele Mitglieder des Unterstützerkreises im ehemaligen Hotel an der Stuttgarter Straße engagieren.