"Konnte auch Gitarre": Comedian Özcan Cosar gastierte im Kurtheater in Freudenstadt. Foto: Blaich Foto: Schwarzwälder-Bote

Comedy: Özcan Cosar nimmt im Kurtheater Vorurteile und Klischees aufs Korn / Auch Gitarre und Gesang

In seinem Multikulti-Stand-up-Comedy-Programm "Adam & Erdal" durchleuchtete Özcan Cosar so manches Vorurteil und sorgte dafür, dass sein Publikum im Freudenstädter Kurtheater viel zu lachen hatte.

Freudenstadt. Sowohl Deutschland als auch die Türkei bekamen ihr Fett weg. "Als Türke in Deutschland hat man es nicht leicht", stellte Özcan Cosar gleich zu Beginn klar und erzählte heiter seine Lebensgeschichte. Mit viel Selbstironie und Situationskomik packte er dabei auch heikle Themen wie den "Beschiss bei seiner Beschneidung in der Türkei durch ein Fabelwesen aus der türkischen Mythologie" und den "Einbürgerungstest in Deutschland" an. Bevor ihm sein Personalausweis ausgehändigt worden sei, sei er erst einmal in Sauerkraut mit Lorbeerblatt eingelegt worden, erzählte er.

Kaum zu glauben, dass Cosar ursprünglich einmal Zahnarzthelfer gelernt hatte und nach Umwegen als Barkeeper, Breakdancer und Schlüsseldienstmitarbeiter festgestellt hatte, dass er sich eigentlich auf der Bühne am wohlsten fühlt. Das sahen auch die Zuhörer so, denn der schwäbische Vortragskünstler aus Stuttgart-Hausen mit türkischen Wurzeln unterhielt seine Gäste zusätzlich zu seinem Programm mit vielen spontanen Einlagen und bezog dabei das Publikum mit ein. "Wir ziehen das knallhart durch, Alter", versprach er und stichelte immer wieder an Klischees herum und lästerte über Vorurteile von Türken und Deutschen. Er sei ein Türke mit Realschulabschluss, dies allein sei schon eine Besonderheit in seiner Jugend gewesen, lies er verlauten.

"Voll lustig" nahm er die türkische Kultur und wichtige türkische Erfindungen – allen voran den Döner – auf’s Korn und witzelte darüber, dass er "ein Papierdeutscher mit türkischen Dämonen" sei. Özcan Cosan erzählte locker und frei Schnauze von seinem Bezug zur Esoterik, von Feng-Shui-Problemen, seiner Flugangst und darüber, dass er den Lerninhalt der deutschen Schulen in Frage stellt.

Nach jedem Elternabend habe er zwar von seinem Vater "ein Brett bekommen“" weil er der Meinung gewesen ist, er habe "nur Scheiße" gelernt, aber noch nie hätte er einen Pythagoras auf einer Baustelle gesehen, der angepackt hätte und den man für etwas hätte brauchen können.

Vor der Pause zeigte er verschiedene "Tanzstile" von Frauen und Männern, von Türken und Deutschen in der Diskothek. Dabei zeigte sich, dass er nicht nur ein klasse Tänzer war, sondern seine Mitmenschen auch genau beobachtet und ihre Eigenarten und Macken erkennt.

Im zweiten Teil griff er zur Gitarre und sang darüber, dass er eigentlich viel lieber ein "Latino" geworden wäre. Männer, die Antonio oder Juan heißen, hätten in der Damenwelt ganz andere Chancen als ein Özcan, ein Murat oder ein Memet.

Der Nachwuchscomedian Özcan Cosar, der 2013 mit dem Baden-Württembergischen Kleinkunstpreis ausgezeichnet worden ist, "schwäbelte" auch ab und zu und sorgte so für einen Kulturaustausch im Kurtheater.