Nach dem Führungstreffer setzten die Ergenzinger B-Junioren die Gästeabwehr aus Freudenstadt öfter unter Druck, das erlösende dritte Tor wollte aber nicht fallen. Foto: Schade Foto: Schwarzwälder-Bote

JugendfußballB-Junioren besiegen im Derby Spielvereinigung Freudenstadt, müssen am Ende aber zittern

Von Michael Stock

TuS Ergenzingen – SpVgg Freudenstadt 2:1 (1:1). "Kommt, auf, es ist noch nicht vorbei!", feuerten die mitgereisten Freudenstädter Fans gestern ihre Spieler kurz vor Abpfiff an der Breitwiese mal ums mal an. Sie wussten, da ist noch was drin. Dabei hätten die Hausherren rechtzeitig alles klar machen können, ja müssen.

Vorab, der Sieg geht unterm Strich in Ordnung, aber im Schlussviertel merkte man Garcias Elf an, dass sie etwas zitterte und den knappen Vorsprung einfach nur noch über die Zeit bringen wollte. Zu wichtig ist jeder erkämpfte Punkt in dieser starken Liga. "Gott sei dank haben wir die ersten drei Punkte zu Hause geholt", gestand hernach denn auch Paco Garcia dem Gästetrainer Jürgen Haug. Und so sah es zu Beginn nicht unbedingt aus.

Die rund 200 Zuschauer erlebten von Beginn an einen starken Aufgalopp beider Mannschaften, Laufstärke, Kampfeswille war von vornherein gegeben in diesem Derby. Eine erste Duftmarke setzten die Gäste, als Nico Bertiller nach einer Ecke frei zum Schuss kam, den Ball aber links am Tor vorbei setzte (8.). Nur wenig später versuchten sie es spielerisch: Eine schöne Kombination zwischen dem überall wirbelnden Dogukan Süzgec, Egzon Krajki, Marc-Günther Hoffmann und Manuel Hug brachte aber auch nichts ein. "In der ersten Halbzeit habe ich uns besser gesehen, wir hätten früh in Führung gehen müssen, zwei Konterchancen ließen wir ungenutzt", sagte Haug mach dem Spiel.

Nach zwei vereitelten Chancen, mit denen der bestens aufgelegte Melih Cinar Ergenzingen hätte in Führung bringen müssen nutzte Hoffmann dann einen Standard zur Gästeführung: Nach einer Ecke stieg er am höchsten und nickte ein (39.). Wäre Freudenstadt mit dieser Führung in die Pause gegangen, "die Ergenzinger hätten in der zweiten Hälfte ganz anders gespielt, wir hätten tiefer stehen können", analysierte Haug. Ja, wäre. Denn nur zwei Minuten später versemmelt sein Team das Aufbauspiel, Perparim Halimi tankt sich über links durch, spielt den Ball zum goldrichtig stehenden Melih Cinar, der den Ausgleich markiert (41.).

Der Treffer schien den Gastgebern Aufwind gegeben zu haben und sie starteten im zweiten Durchgang eine echte Drangphase, womöglich auch oder "weil ich zu spät gewechselt habe", meinte Haug. Verteidiger Robin Müller etwa hatte in der Pause angedeutet, dass er angeschlagen sei, "mein Fehler", so Haug – und den nutzte Ergenzingen: Aus der Mitte kommend startete Sergen Erdem einen Angriff, den Dijan Bajrami über links fortsetze und er per schöner Hereingabe Melih Cinar fand, der unhaltbar ins rechte Eck traf (52.).

Ergenzingen war fortan hellwach, setzte Nadelstiche und hätte die Führung locker ausbauen können, Freudenstadt wirkte plötzlich angeschlagen. Die größte Chance vergab Bajrami, der es frei stehend vor dem großen Torwart Lucas Finkbeiner zu schön machen wollte und an ihm per Heber scheiterte, zwei weitere Hochkarätige ließen abermals Bajrami sowie Halimi liegen.

Wenn sich das mal nicht rächt – und prompt war im Gegenzug der flinke Freudenstädter Patrick Ostojie in der 76. Minute nach kapitalem Missverständnis zwischen Ergenzinger Abwehr und Torwart frei vor dem Tor aufgetaucht und hätte nur einschieben müssen, der Ball kullerte aber um Zentimeter am linken Torpfosten vorbei. Dadurch versprachen sich die Gäste noch mal etwas und drängten in der Schlussphase auf den Ausgleich, Ergenzingen verwaltete nur noch und machte das geschickt. Garcias Elf hatte über das gesamte Spiel und so auch in den verbleibenden Minuten den Tick mehr Cleverness und das körperbetontere Spiel an den Tag gelegt. Das reichte zum Sieg.

"Ein 2:2 wäre für uns schmeichelhaft gewesen, wir spielen noch nicht homogen genug, haben uns nicht geschickt angestellt", sagte Haug, und ahnt schon, was in den kommenden Wochen auf ihn und sein Team zukommt: "Glückwunsch erst mal an Ergenzingen. Das sind eben die ganz wichtigen Punkte. Wenn du deine Chancen nicht nutzt, wirst du in dieser Liga knallhart bestraft. Wir müssen jetzt umstellen, denn es wird für uns nun nicht leichter. Wir stecken im Abstiegskampf." Aufstellung Ergenzingen: Nicolas Ruß, Lars-Benjamin Kohler (Moritz Hösle 41.), Philipp Kress, Daniel Wörnle, Adrian Brose, Sergen Erdem (Chris Garcia 77.), Daniel Kanditt, Dijan Bajrami, Nicolas Schach, Melih Cinar (Marvin Wohlbold 71.), Perparim Halimi (Max Weipert 80.) Aufstellung Freudenstadt: Lucas Finkbeiner, Robin Müller (Alexander Markovski 53.), Anton bensch, Lukas Spissinger, Nico bertiller, Tim Jung, Dogukan Süzgec, Manuel Hug (Markus Bronner 53.), Egzon Krajki (Luca Schmid 60.), John von Ow, Marc-Günther Hoffmann (Patrick Ostojie 53.).