Intelligente Energiekonzepte sollen weiter ausgeschöpft werden. Die Berufsschulen bieten noch Potenzial. Foto: ESS

Projekt "European Energy Award" wird fortgesetzt. Ehrgeizige Ziele bis 2021.

Kreis Freudenstadt - Die öffentliche Hand als Vorbild: Der Landkreis Freudenstadt kommt in Sachen Klimaschutz-Beitrag voran. Er will in seinen Gebäuden weiter den Energieverbrauch senken und auch das große Programm "European Energy Award" fortführen.

Entsprechende Weichen stellte der Technische Ausschuss des Kreistags am Montag. Zunächst zeigte Anna Neumann von der Energieagentur Horb auf, wo der Kreis selbst beim Thema grade steht. Zwölf der insgesamt 21 Liegenschaften hat die Agentur untersucht und abgeklopft, was an Heizenergie, Strom und Wasser durchläuft. Für neun Immobilien gibt es Vergleichswerte. Ergebnis: Seit 2010 wird weniger Energie und Wasser verbraucht, unterm Strich der Ausstoß von Kohlendioxid um fast 17 Prozent auf rund 1740 Tonnen gedrosselt. Das spart dem Landkreis auch viel Geld, derzeit rund 65.000 Euro im Jahr. Aktuell gibt der Kreis in diesen Gebäuden für Strom, Heizung und Wasser pro Jahr 750.000 Euro aus.

17 Prozent weniger CO2

Verbessert wird die Umweltbilanz durch vielfältige Mittel, etwa Energiespartechnik, höherer Anteil nachwachsender Rohstoffe wie Holzpellets, wirkungsvollere Gebäudedämmung und nicht zuletzt das Verhalten der Nutzer. Auffällig: Im Landratsamt selber und an den Berufsschulen ist der Stromverbrauch gestiegen, was teils daran liege, dass etwa die Schulküche öfter genutzt werde oder die Umstellung auf Digitaltechnik zwar mehr Strom benötige, aber andererseits auch den Papierverbrauch senke. Laut Neumann will die Agentur weiter "Einsparpotenziale" suchen; aber die Fortschritte würden nun kleiner oder teurer. Unterm Strich schneide der Landkreis aber nicht schlecht ab, bewege sich "innerhalb der Modalwerte", wie es in der Fachsprache heißt. Die Werte für den Wasserverbrauch seien sogar "alle im optimalen Bereich".

Als weitere Schritte empfiehlt die Agentur unter anderem mehr Nachtabschaltungen von Heizungen, Hausmeisterschulungen, Ausbau der Solarenergie auf Bäder- und Hallendächern, weitere Investitionen in die Isolierung von Gebäuden, Projekte für Klassen und "konsequent angewandte Dienstanweisungen" zum Nutzerverhalten, etwa wie Schulen gelüftet werden sollen. Hier heizt der Kreis offenbar noch zu viel zum Fenster hinaus. Ziel ist es, die jährlichen Kosten noch einmal um 40.000 Euro zu drosseln. Wie das gehen könnte, müsse eine "Feinanalyse" zeigen. Die Idee, in den Klassenzimmern anzusetzen, gefiel einigen Kreisräten, etwa Dieter Bischoff (Freie Wähler). "Schule und lernen, das passt doch gut zusammen", fand auch Landrat Klaus Michael Rückert. Harald Trefz (Grüne) regte an, mit Wettbewerben den Ehrgeiz von Lehrern und Schülern zu wecken.

Außerdem setzt der Kreis das große Projekt "European Energy Award" fort. Das Arbeitsprogramm, Fahrplan für die nächsten fünf Jahre und vorgestellt von Jochen Schäfenecker von der Energieagentur Zollernalb, wurde dem Kreistag einstimmig zum Beschluss empfohlen. Sie betrifft praktisch alle Lebensbereiche im Landkreis, von der klimafreundlichen Bauleitplanung über neue Sanierungskonzepte ganzer Wohnquartiere, Abfallkonzept sowie Windkraft und Breitbandausbau bis hin zur Mobiliäts- und Verkehrsplanung. Um das alles koordinieren zu können, empfahl der Referent, einen "Klimaschutzmanager" einzustellen. Die Stelle werde über fünf Jahre üppig gefördert, könne außerdem weitere Zuschüsse für Projekte an Land ziehen. Langfristiges Ziel könne etwa eine "energieautarke Kommune" sein, die auch als attraktiv für die Bewohner gelte und "regionale Wertschöpfung" erzeuge.

Problem liegt im Detail

Wie komplex das Thema Energiewende im Detail ist, rechnete Kreisrat Ernst Wolf (FDP) vor: Wenn nur fünf Prozent seiner Mitarbeiter mit dem Elektroauto unterwegs wären, würde sich der Stromverbrauch seiner Firma verdoppeln. Dann habe das Unternehmen auch ein "Leitungsproblem". Landrat Rückert erklärte, der Kreis stelle zwar auch auf Elektroautos um, wo es sinnvoll sei. Dies erfolge aber "Schritt für Schritt", so dass auch die Infrastruktur wie Ladestation nach und nach geschaffen werden könnte.

Info: Energiepolitisches Programm

Das Arbeitsprogramm bis 2021 sieht insgesamt drei Dutzend Einzelprojekte vor. Sie reichen von einer besseren Abstimmung des ÖPNV und Beratungen wie Spritspar-Fahrkurse für kommunale Mitarbeiter bis hin zu konkreten Projekten, etwa dem Bau einer Elektro-Tankstelle und neuen Radwegen. Holzreserven in Privatwäldern sowie auch schwaches Deponiegas im Bengelbruck soll für Energiegewinnung genutzt werden. Rund 5000 Tonnen Biomüll aus anderen Landkreisen sollen importiert werden, um die Bioenergie-Anlage besser auszulasten.