Kevin Braun (Bild links), hier im Hinspiel bedrängt vom Rottenburger Arthur Engraf, sorgte mit dem 3:3-Ausgleichstreffer gestern noch einmal für Hoffnung im Lager der SpVgg Freudenstadt, die in der Nachspielzeit jäh enttäuscht werden sollte. Foto: Burkhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

LandesligaSpVgg Freudenstadt bringt 2:0-Pausenführung und ein 3:3 nicht über die gesamte Spielzeit

Von Arno Schade

FC Rottenburg – SpVgg Freudenstadt 4:3 (0:2). Das Nachspiel-Trauma der SpVgg Freudenstadt geht in die nächste Runde. In der 91. Minute liefen die Gäste gestern im Hohenberg-Stadion nach einem eigenen Freistoß in einen Konter, den der FC Rottenburg zum 4:3-Siegtreffer verwerten konnte.

"Die Freudenstädter tun mir leid und haben meinen Respekt; aber am Ende wollten sie dann vielleicht zu viel", meinte der aus Ergenzingen stammende Co-Trainer Andreas Beyerle mitfühlend, der zusammen mit Spielertrainer Andre Gonsior dem Verein gestern mitteilte, dass das Duo für ein weiteres Jahr die sportliche Verantwortung beim FC Rottenburg tragen wird. Das Lob von Beyerle verdiente sich der Gast dabei vor allem mit einer bärenstarken ersten Halbzeit, nach der man auch in dieser Höhe verdient mit 2:0 führte.

Zwar waren die Spielanteile in den ersten 45 Minuten weitgehend ausgeglichen, doch ließ die SpVgg Freudenstadt hinten kaum etwas zu und war mit seinen weiten Diagonalbällen im Angriff immer wieder gefährlich, "obwohl wir auf diese Spielweise ausdrücklich hingewiesen hatte", so Andreas Beyerle. Vorne machte Lucas Haug immer wieder diese Bälle fest und setzte die diesmal mit Tempo nachrückenden Mittelfeldspieler auch geschickt ein. Nicht von ungefähr war Lucas Haug auch der Vorbereiter beider Freudenstädter Treffer, wobei nach seinem Pass auf Nico Hauer und dessen zunächst abgewehrtem Schuss Fabio Weimer in der 8. Minute nach einem Getümmel vor dem Rottenburger Tor im dritten Versuch zum 0:1 erfolgreich war. Noch einmal Fabio Weimer nach einer Kopfballvorlage von Lucas Haug in der Folge eines Eckballs stellte das Resultat nach 26 Minuten sogar auf 0:2.

Ein Treffer, der eigentlich für etwas Beruhigung sorgen sollte, die Freudenstädter Spieler aber eher etwas einschläferte. Schon in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit ging die Spielkontrolle zunehmend verloren, was sich bei Wiederbeginn noch steigern sollte. Die Rottenburger stellten jetzt hinten auf eine Dreierkette mit einem Vierer-Mittelfeld um, übten damit gleich mächtig Druck aus und drängten die jetzt auch kräftemäßig abbauenden Gäste weit in die eigene Hälfte zurück. Freudenstädter Entlastungsangriffe fanden so gut wie gar nicht mehr statt; der Anschlusstreffer lag förmlich in der Luft, und fiel schließlich nach 65 Minuten durch Spielertrainer Andre Gonsior höchstpersönlich.

Doch damit nicht genug, denn schon 120 Sekunden später machte Tim Weber mit dem 2:2 den Doppelschlag und Ausgleich perfekt. "Da sind die Köpfe der Freudenstädter deutlich nach unten gegangen", bemerkte Andreas Beyerle zunehmende Verunsicherung in den Gästereihen, die Cihan Canpolat in der 73. Minute auch prompt zur erstmaligen Führung nutzte.

Doch die scheinbar jetzt für die Gastgeber entschiedene Partie sollte noch einmal eine weitere Wende erfahren. Mit einem Fernschuss überraschte Kevin Braun in der 78. Minute "fast aus dem Nichts", so Freudenstadts Fußball-Abteilungsleiter Gerd Fuß, den Rottenburger Torwart Tobias Wagner und das 3:3 war perfekt.

Der Rest war ein offener Schlagabtausch mit einer vor allem bei Standardsituationen weit aufrückenden Gästemannschaft, die wusste, dass nur ein Punkt im Abstiegskampf zu wenig sein würde. Am Ende fuhr man aber sogar mit leeren Händen nach Hause, weil der FC Rottenburg nach einem Freistoß das Leder abfing und eine 4:2-Überzahlsituation durch Steffen Reichert zum 4:3 nutzte.

StimmenAndreas Beyerle (Co-Trainer FC Rottenburg): Unser Spiel in der ersten Halbzeit hat mich an das in Schwenningen erinnert. Wir sind viel zu arrogant aufgetreten und konnten uns praktisch keine Chancen heraus spielen, so dass der Vorsprung der Freudenstädter zur Pause verdient war. Mit unserem Druck nach dem Wechsel haben wir die Gäste dann aus dem Konzept gebracht. Über die gesamte Spielzeit war der Sieg aber glücklich, zumal Freudenstadt aufopferungsvoll gekämpft hat.

Gerd Fuß (Abteilungsleiter SpVgg Freudenstadt): Eine starke Leistung in der ersten Halbzeit, in der wir auch nach dem 0:2 durch Konter weiter gefährlich geblieben sind. Nach der Pause hat man auch deutlich gemerkt, dass wir angeschlagene Spieler auf dem Feld hatten, so dass keine Entlastung mehr da war. Und ganz am Ende war der FC Rottenburg dann den Tick cleverer. MannschaftenFC Rottenburg: Tobias Wagner, Rene Hirschka, Arthur Engraf, Steffen Reichert, Björn Straub, Cihan Canpolat (74. Oliver Braun), Andre Gonsior, Tim Weber, Moritz Grupp (85. Alexander Schirm) , Jan Baur (52. Norbert Sawodniok), Halil Kaya Basar. SpVgg Freudenstadt: Lukas Betz, Nico Hauer, Daniel Ruoff, Dario Schmidt, Pascal Fahrner, Simon Spissinger, Robert Ruoff (71. Felix Loch), Lucas Haug, Kevin Braun, Fabio Weimer (62. Matthias Weimer), Simon Schau. Zuschauer: 100. Schiedsrichter: Matthias Wituschek. Tore: 0:1, 0:2 (8., 26.) F. Weimer, 1:2 (65.) A. Gonsior, 2:2 (67.) T. Weber, 3:2 (73.) C. Canpolat, 3:3 (78.) K. Braun, 4:3 (90.+1) S. Reichert.