Putzige Häschen, rosa Kaffeetassen, Spielkarten, Püppchen und natürlich farbenfrohe Tutus drehten sich zur Musik von Minkus, Schostakowitsch, Tschaikowsky, Pugni und Strauss. Foto: Altendorf-Jehle

Mehr als zwei Stunden spritziger Tanz. Besucher kommen in Genuss von Auszügen aus Original-Ballettliteratur.

Freudenstadt - Hut ab! Das war eine Ballett-Gala der Extraklasse. Mehr als zwei Stunden spritziger Tanz, traumhafte Kostüme, engagierte Kinder und Jugendliche und eine Leandra Hagendorn, die wieder einmal gezeigt hat, dass es keiner Großstadt bedarf, um Qualität zu bekommen.

Putzige Häschen, rosa Kaffeetassen, Spielkarten, Püppchen und natürlich farbenfrohe Tutus drehten sich zur Musik von Minkus, Schostakowitsch, Tschaikowsky, Pugni und Strauss. Die Besucher bei zwei ausverkauften Aufführungen im Kurtheater kamen in den Genuss von Auszügen aus Original-Ballettliteratur, eigens für die kleinen Akteurinnen arrangierten Tänzen und neuen Choreografien von Leandra Hagendorn aus dem Bereich der Moderne, des Charakter- und des Jazztanzes.

Worin liegt das Geheimnis von Leandra Hagendorn und ihrer Ballett-Gala, die schon vor zwei Jahren für Aufsehen sorgte? Es ist der scheinbar unerschöpfliche Ideentopf, aus dem die engagierte Ballettlehrerin schöpft. Dachte der Besucher schon vor zwei Jahren, das wird schwer zu toppen sein, so ist ihr und ihren Schülerinnen dies jedoch gelungen. Das Erfolgsrezept liegt wohl vor allem darin, dass Leandra Hagendorn auf jeder Stufe, auf der ihre Schützlinge stehen, Disziplin und der Altersgruppe und dem tänzerischen Niveau entsprechende Perfektion verlangt. Das hat nichts mit Drill zu tun, sondern vielmehr mit dem Wissen, zu was Kinder fähig sind. Hagendorn überfordert nicht, begeht aber auch nicht den Fehler, die Kinder zu unterfordern, denn sie können es ja, und es macht ihnen Spaß. Die Ballettlehrerin nimmt ihre Arbeit, ihre Schülerinnen und auch die Zuschauer ernst.

Stuhltanz "EJector Seat" einer der künstlerischen Höhepunkte des Abends

Sicher sitzen im Kurhaus vor allem Eltern, Geschwister und Verwandte, doch eben nicht nur, und alle freuen sie sich, wenn der Abend nicht zu einem elterlichen Pflichtprogramm, sondern zu einem wirklichen Genuss wird.

Das Ernstnehmen der Kinder äußert sich auch darin, dass Lena Hagedorn sich nicht mit selbst genähten Kostümen zufriedengibt, sondern diese in großer Vielfalt und Üppigkeit von einer Expertin auf dem Gebiet, Olga Tuzovskaya, anfertigen lässt. Da bleiben keine Wünsche, sondern den Zuschauern die Münder offen: "Das gibt es ja nicht", "oh wunderschön" und "süß" waren die Kommentare in den Sitzreihen, und genau das will Leandra Hagendorn: Verzaubern, Märchenhaftes und einen schönen Abend bieten. Das ist ihr gelungen. Auch durch ihre eigenen Choreografien. So war der Stuhltanz "EJector Seat" mit einer der künstlerischen Höhepunkte des Abends. Wichtig ist es der Ballettlehrerin, ihren Schülerinnen neben der Technik auch die Geschichte des Tanzes, berühmte Choreografen und die klassische Musik nahezubringen. "Die klassische Ballettausbildung ist die Grundlage für alle weiteren Tänze", sagt Leandra Hagendorn. An diesem Wochenende hat sie es wieder bewiesen.