Karibu Nyumbani – Willkommen daheim, hieß es gestern in Dornstetten für Philip Rutto, der zuvor in Tambach beim Zweitalspoerrenlauf seiner Startnummer 1 alle Ehre machte. Foto: Lenk Foto: Schwarzwälder-Bote

LeichtathletikKenianischer Läufer nach drei Jahren wieder in Dornstetten zu Gast

(crl). Nach drei Jahren Pause ist am vergangenen Samstag ein neues Kapitel in der sportlichen Freundschaft zwischen Philip Kiptoo Rutto aus Kenia und seinem deutschen Sportkameraden Christian Lenk aufgeschlagen worden.

Rutto war nach mehrmaligem Aufenthalt zuletzt im Herbst 2012 für drei Monate zu Gast in Dornstetten und bestritt damals seine doch sehr erfolgreichen Rennen als Gast im Trikot der LG farbtex Nordschwarzwald.

Seit Dezember 2012 hielten Christian Lenk und Philip Rutto zwar regen Kontakt über die sozialen Medien, Telefon oder auch E-Mail, aber ein Besuch in Deutschland war nicht möglich, da Lenk nicht im Besitz einer Lizenz als "Athleten-Promoter" ist, und somit auch keine Athleten einladen darf. Anfang 2013 waren Rutto und seine Ehefrau Lorraine Kollongei Eltern eines mittlerweile zweiJährigen Sohnes geworden, dem die beiden den Namen Leon Lenk Kibet gaben, um damit ihre Freundschaft zu Christian Lenk zum Ausdruck zu bringen.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, Rutto wieder einzuladen, sollte 2015 ein kleines Türchen aufgehen, und so setzten beide alle Hebel in Bewegung, damit die Formalitäten und Freigaben beim Kenianischen Verband durchgehen. Aber vermutlich brach eine E-Mail und ein klärendes Telefonat bei der Deutschen Botschaft in Nairobi seitens Christian Lenk das Eis. Er hatte hier auf der anderen Seite der Leitung eine sehr nette Dame, die krampfhaft versuchte, hochdeutsch zu reden, "aber als Schwabe erkennt man wenn man einen Schwabe am Apparat hat….", so Christian Lenk. Dank dieses sehr netten und klärenden Gesprächs mit einer Botschaftsmitarbeiterin aus dem Ländle, die sich freute endlich mal wieder schwäbeln zu dürfen, ging augenblicklich eine E-Mail an Rutto und Lenk, dass Rutto bereits am Folgetag einen Termin zur Visumerteilung hat, und das nach einer vierwöchigen Odyssee der Ungewissheit.

Aber auch eine kleine Gemeinde in Thüringen trug zum Gelingen des geplanten Deutschland-Aufenthaltes von Rutto bei – Tambach. Wie es der Zufall will, gibt es sowohl in Deutschland als auch in Kenia einen Ort Namens Tambach. Und so kam der Stein ins Rollen. Philip Kiptoo Rutto stammt aus dem kenianischen Tambach, und eine Verkettung von glücklichen Umständen sorgte nun dafür, dass der neuerliche Aufenthalt in Deutschland genau in den Zeitraum eines Laufes im deutschen Tambach, des Zweitalsperrenlaufes, fällt. Eine Delegation aus dem deutschen Ort hatte bereits mehrfach das kenianische Tambach besucht, und so kam auch der Kontakt zu Rutto zu Stande. Während des letzten Besuches in Kenia kam dann der Gedanke auf, dass man Rutto doch zum Talsperrenlauf einladen könnte, aber die rechtlichen Einschränkungen ließ die deutschen Tambacher nur davon träumen. Doch die E-Mail von Lenk an die Botschaft in Nairobi und die Tatsache, dass er eine Einladung vom Bürgermeister des deutschen Tambachs mitschickte und den Bürgermeister des Ortes mit in den Verteiler nahm, sollte sich hier ebenfalls positiv auf den Visumprozess auswirken.

Der Zweitalsperrenlauf führt tatsächlich um zwei Stauseen über eine Distanz von 17 Kilometer. Noch nicht ganz frisch nach insgesamt 28 Stunden Reisezeit betrachtete Rutto den Lauf eher als Training, dennoch sollte es dann von Beginn an eine einseitige Angelegenheit für Rutto werden. Bereits zur Hälfte des Rennens betrug sein Vorsprung knapp sieben Minuten, und am Ende lagen zwischen Rutto und dem zweitplatzierten Läufer exakt 15 Minuten. Rutto hatte die selektiven 17 km in 5:.47 min zurückgelegt und den bestehenden Streckenrekord um überragende vier Minuten verbesser.! Damit hat er die Herzen der Tambacher im Sturm erobert und sich mit seinem tollen Auftritt schon die Einladung für 2016 gesichert.

Am gestrigen Montag traf Rutto in seiner eigentlichen Basis in Dornstetten und Dietersweiler ein, wo der Kenianer bei Lenks Mutter untergebracht ist, da Lenk durch die momentane Hausrenovierung derzeit kein Gästezimmer zur Verfügung hat.

Von hier aus wird sich Rutto auf seine Rennen in den kommenden drei Monaten vorbereiten. Als erster richtiger Gradmesser steht am kommenden Sonntag der Tübinger Stadtlauf über 10 km an, bei dem immer ein starkes internationales Feld an der Startlinie steht.

Ende September steht dann mit dem strLugano im Tessin ein erster langer Härtetest über 30 km im Hinblick auf einen schnellen Herbstmarathon in Richtung 2:12 Stunden an. Die Rennen wird Rutto, wie bereits ei seinen letzten Aufenthalten, wieder im Trikot der LG farbtex Nordschwarzwald bestreiten und das Team um Jörg Müller auch bei zahlreichen anstehenden Crossläufen im Herbst zunterstützen.

Philip Rutto

Geboren am 1. Januar 1985

Verheiratet mit Lorraine Kollongei

Ein zweijähriger Sohn: Leon Lenk Kibet

Philip Rutto hat acht Brüder, davon ist ein weiterer Bruder ein Läufer: Abraham Kiplagat, der 2015 Platz drei bei den kenianischen Polizeimeisterschaften über 1500 m holte.

Der berühmteste Bruder dürfte aber Moses Cheplaiti sein. Moses Cheplaiti ist Feldhockeyspieler und Captain der kenianischen Hockey-Nationalmannschaft. 2011 war er beim Afrika-Cup der Topscorer und verpasste mit Kenia nur knapp die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in London.

Größte Erfolge:

2011 Platz 6 beim seinem Debüt-Marathon in Florenz in 2:16.38 Stunden.

2011 Platz 1 beim Deutschen Cross Cup in Pforzheim vor dem besten deutschen Langstreckler Arne Gabius.

2012 Platz 12 beim Florenz- Marathon.