Eine Kommission des Petitionsausschusses beschäftigte sich mit der Vermehrung des Schwarzwilds (von links): Frieder Haug vom Kreisforstamt, FDP-Landtagsabgeordneter Timm Kern, Beate Böhlen, Richard Koch, CDU-Landtagsabgeordneter Norbert Beck, H. Fey vom Ministerium Ländlicher Raum, Peter Kuptz von der Jagdbehörde beim Landratsamt, Erster Landesbeamter Klaus-Ulrich Röber und Kreisforstamtsleiter Georg Jehle Foto: Blaich Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommission des Petitionsausschusses befasst sich mit Problemen durch wachsende Schwarzwildpopulation

Von Ursula Blaich

Kreis Freudenstadt. Die zunehmende Schwarzwildpopulation und die dadurch entstehenden Schäden für die Landwirtschaft entwickelt sich immer mehr zu einem Problem, und dies nicht nur im Kreis Freudenstadt, sondern im ganzen Land. Grünflächen und Äcker werden in vielen Teilen des Landes regelrecht von Wildschweinen umgegraben und verwüstet. Deren Zahl ist in den letzten Jahren massiv angestiegen.

Wegen dieser Problematik und einem besonderen Fall im Kreisgebiet traf sich jetzt eine Kommission des Petitionsausschusses des Landes Baden-Württemberg unter dem Vorsitz der Landtagsabgeordneten Beate Böhlen (Grüne) mit Vertretern von Behörden, um sich darüber Gedanken zu machen, wie man das Schwarzwild in den Griff bekommen kann.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Förster Richard Koch aus Seewald-Schernbach. Als Pächter des benachbarten Jagdbezirks wies er bereits öfter auf "untragbare jagdliche Zustände" in der Regiejagd des Kreises Freudenstadt hin. Die immensen Schwarzwildbestände wirkten sich auf die Nachbarjagden aus. Koch ging es schwerpunktmäßig um die Sturmflächen Edelweiler/Kälberbronn und die dortigen Schäden auf Ackerland. Das Schwarzwild suche dort Nachbarjagden heim, richte hohen Schaden an den landwirtschaftlichen Flächen an und kehre rasch in die Einstände im Staatswald zurück, bevor dort überhaupt reagiert werden könne. Es müsse eine intensive Bejagung stattfinden, damit die Population speziell in diesem Gebiet nicht weiter wachse, sagte Koch vor dem Petitionsausschuss des Landtages, der sich im Freudenstädter Landratsamt traf.

Auf eine kleine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Timm Kern beim Ministerium für ländlichen Raum hin kam das Gespräch am runden Tisch jetzt zustande. Das Ministerium beziffert den Schaden durch das Schwarzwild in der staatlichen Regiejagd Freudenstadt auf 35 000 Euro im vergangenen Jahr. Das besondere Problem bei den Feldfluren auf den Gemarkungen Edelweiler und Kälberbronn ist nach Darstellung des Ministeriums, dass beide an mehrere Hundert Hektar große Sturmflächen angrenzen. Diese Flächen seien großflächige Dickungen und damit ideale Einstände für Schalenwild. Eine effektive Bejagung sei dort nur schwer möglich. Die Abschusszahlen von Schwarzwild auf den beiden Gemarkungen zeigten jedoch, dass in beiden Revieren vor allem in den zwei vergangenen Jahren Anstrengungen zur Entschärfung der Problematik unternommen wurden.

In seinem Schreiben verwies Minister Alexander Bonde darauf, dass für die Sache in erster Linie das Kreisforstamt zuständig sei. Dessen Leiter Georg Jehle erläuterte, dass seitens des Kreisforstamts mehrere Dinge versucht werden, um das Problem zu lösen. "Es soll nicht der Eindruck entstehen, wir sind total hilflos", betonte er. "Selbstverständlich arbeiten wir an der Lösung des Problems."

Beate Böhlen informierte sich bei allen Beteiligten am runden Tisch und leitete die Gesprächsrunde. Sie komme aus Baden-Baden und sei eine Jägerstocher, sagte sie. In Baden-Baden sei nun ein Pilotprojekt des Landes gestartet worden, bei dem ein Saufang gegen die Wildschweinplage zum Einsatz kommt. Dies ist eine Falle (Tötungsgatter), jagdrechtlich umstritten, auch aus ethischen Gesichtspunkten, und vom Ministerium genehmigungspflichtig.

Sie selbst sei keine Befürworterin, aber auch keine Gegnerin der Saufänge und der Meinung, das Landratsamt solle ein Schwarzwildkonzept aufstellen und es dem Ministerium vorlegen – ein erster Schritt, eine konzertierte Aktion im Kreis Freudenstadt, die dann auch von anderen Landkreisen übernommen werden könnte. Denkbar wären auch Nachtzielgeräte, bei denen die Wildschweine auch nachts eindeutig erkannt und zur Strecke gebracht werden können.

Der stellvertretende Landrat, Erster Landesbeamter Klaus-Ulrich Röber, teilte mit, dass sich die Jägerschaft im Kreis gegen Saufänge ausgesprochen habe – letztere seien nicht jagdgerecht. "Wir sind mit unserem Latein am Ende, Herr Koch muss schon selber Vorschläge einbringen", meinte Röber. "Wir waren nicht untätig, aber Jagd ist ein eigenes Kapitel." Außerdem sei es ein über den Landkreis hinausgehendes Problem und verlange nach einer übergeordneten Lösung.

H. Fey vom Ministerium für ländlichen Raum bestätigte dem Forstamt, alle möglichen Anstrengungen unternommen zu haben. Die Schwarzwildproblematik sei eine europaweite Entwicklung. Durch "Lothar" seien schwer zu bejagende Sturmflächen entstanden.

Der "Schwarze Peter" werde nur weitergeschoben, sagte Richard Koch nach der Anhörung von Landtagsseite. Das Problem müsse dort behoben werden, wo es entstehe – in Edelweiler und Kälberbronn.