Die Zeiten, in denen Fußballfans beim Public Viewing den Händlern in die Quere kamen, sind vorbei. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Afrika-Fest-Organisatoren ziehen Bilanz / Erfreuliche Besucher- und Händlerzahlen / "Entzerrung" trägt Früchte

Von Dirk Haier

Freudenstadt. Für viele ist es das stimmungsvollste Fest in der Stadt: das Afrika-Fest, das am vergangenen Wochenende mit leicht verändertem Konzept über die Bühne ging. Die Organisatoren ziehen ein positives Fazit der jüngsten, der zwölften Auflage.

Im Grunde ist es noch gar nicht vorbei. Erstmals hatte die Kulturinitiative Freudenstadt Teile des Afrika-Fests vom Kerngeschehen auf dem Marktplatz nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich entkoppelt und zu der Veranstaltungsreihe "Globalisierung – schöne neue Welt" gemacht, die bis ins Frühjahr 2013 reicht. Ein Vortrag, Filmabende, eine Ausstellung und Musiktheater stehen zwischen Oktober und März noch bevor. In den Jahren zuvor hatten Vorträge und sonstige Begleitveranstaltungen während des Festwochenendes im Stadthaus, in der Turnhalle oder in der Kreis-Volkshochschule stattgefunden – mit zuletzt mäßigem Erfolg.

Die Besucher hätten sich also häufig zwischen den Parallel-Veranstaltungen entscheiden müssen, erklärt Tomas Rapp vom Organisationsteam, was den Referenten gegenüber auch nicht ganz fair gewesen sei. "Und in Filme wollte während des Afrika-Fests abends auch kaum jemand gehen." An dem traditionell von heißem Wetter begleiteten Fest wollten die Besucher vorwiegend eines: "Sie sind am liebsten draußen, was zu Afrika auch gut passt."

Deshalb hatten die Veranstalter den Vortrag von Anja Fischer über Tuareg-Nomaden dem afrikanischen Markt zwei Tage vorangestellt. Rund dreimal so viele Besucher seien ins Blaue Haus ins Chris-tophstal gekommen als früher zu den Vorträgen in die Kreis-VHS. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es in der Gegend viele Menschen gibt, die sich in Afrika auskennen", sagt Rapp – das habe man in früheren Jahren gar nicht so mitbekommen.

Von zwei neuen Mitgliedern im Organisationsteam – Karin und Joost van Kemenade – versprechen sich Rapp und Kulturinitiativen-Vorsitzender Hans-Peter Maier zudem neue Möglichkeiten, sich weiteren Gruppen zu öffnen. Karin van Kemenade ist Konrektorin der Realschule in Baiersbronn. Möglicherweise finde künftig dort auch einmal ein Vortrag statt, oder das Afrika-Fest könne bei Projekttagen integriert werden.

Einig ist sich das Organisationsteam auch über die Sichtweise, Afrika in seiner ganzen Breite zu betrachten. So waren diesmal orientalische Tänze zu sehen, die Nordafrika zuzuordnen sind, und die Formation Louis Jean and Irie Rainbow, Hauptact am Samstagabend, bezog afrikanische Elemente in ihren Reggae ein, der wiederum seine Wurzeln gar nicht in Afrika hat. "Afrikanische Musik steht nicht still, sie entwickelt sich", betont Maier, der den Kontinent in Freudenstadt "in all seinen Facetten" zeigen will. Dort werde eben nicht nur getrommelt. Auf dem Afrika-Fest auch nicht, wie Tomas Rapp mit Blick auf Kritiker ergänzt und dabei lacht: "Das Gemecker, es werde immer nur getrommelt, lässt nach."

Mit den Besucherzahlen, die diesmal höher gewesen seien als im vergangenen Jahr, sind die Organisatoren zufrieden. Sie verweisen auf den Spagat zwischen der Ansprache eines breiteren Publikums und einem Afrika-"Festival". "Wir verstehen uns als niederschwellige Veranstaltung" sagt Maier – ohne Eintritt und nicht für ein spezielles Publikum. "Bei uns sollen sich Gruppen begegnen", verweist der Vorsitzende auf die Begriffe Kulturvermittlung und Kulturkoordination, die in der Satzung der Kulturinitiative verankert seien. Auch die Zahl der Händler sei stabil geblieben, berichten Maier und Rapp, was nach Veränderungen im Veranstaltungsteam nicht selbstverständlich gewesen sei. Als positiv stellen sie zudem heraus, dass das Public Viewing zur Fußball-EM nun auf dem unteren Marktplatz stattfinde. Diese beiden völlig unterschiedlichen Events auf dem oberen Marktplatz zu veranstalten, habe früher zu Beschwerden der Musiker und Händler geführt. Noch eine Begebenheit hat die Organisatoren gefreut: Das Panorama-Bad habe es einigen Marktbeschickern ermöglicht, im "Pano" kostenlos zu duschen.

Für Maier, Rapp und ihr Team gilt jetzt dasselbe Motto wie für so viele Veranstalter: Nach dem Fest ist vor dem Fest. 2013 soll es zum 13. Mal ein Afrika-Fest in Freudenstadt geben.