"Nathan der Weise" wurde im Oberlinhaus aufgeführt. Foto: Oberlinhaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufführung: Forum Theater aus Wien bringt im Oberlinhaus "Nathan der Weise" auf die Bühne

Das Stück mahnt zu Toleranz zwischen den Religionen: Das Forum Theater aus Wien gastierte im Freudenstädter Oberlinhaus und brachte dort Gottlob Ephraim Lessings Drama "Nathan der Weise" auf die Bühne.

Freudenstadt. Die Vorstellung des Theaterklassikers war gut besucht. Immerhin wird das Stück im Rahmen des Deutschunterrichts sowohl bei den angehenden Erziehern als auch bei den künftigen Altenpflegern behandelt. Und ist zudem Prüfungsstoff an der Berufsoberschule für das Sozialwesen.

In "Nathan der Weise" spürt Lessing einer ewig aktuellen Frage nach: der nach der besten Religion. Der Schriftsteller selbst hat sein Werk nie auf der Bühne gesehen, er hatte Berufsverbot erhalten.

Schauspiel macht die Botschaft des Klassikers greifbar

Kristian Munk, Deutschlehrer am Oberlinhaus, begrüßte Schauspieler und Zuschauer und führte kurz ins Thema ein. Was hat sich im Verhältnis der drei monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – seit Entstehung des Stücks vor über 200 Jahren geändert? Oder seit der Zeit um 1190, der Zeit des dritten Kreuzzugs, in der "Nathan der Weise" spielt? Oder hat sich am Ende gar nichts geändert? Für die Zuschauer allemal genügend Stoff, um sich so ihre Gedanken zu machen.

Doch zur Handlung: Sultan Saladin hat ein ganz spezielles Anliegen an Nathan, den Namensgeber des Dramas. Er will wissen, welche der drei Weltreligionen für ihn die einzig wahre sei. Nathan antwortet mit einer als "Ringparabel" berühmt gewordenen Geschichte.

Der Geschichte einer alten Familientradition. Und die eines kostbaren Rings. Dieser ging über Generationen vom Vater an den Lieblingssohn über. Bis sich der aktuelle Träger des Rings nicht zwischen seinen drei Söhnen entscheiden konnte und zwei Kopien des Schmuckstücks anfertigen ließ. Nach dem Tod des Vaters versuchten die Söhne zu klären, welcher Ring wohl der echte sei.

Daher schalteten sie einen Richter ein. Dieser riet den Brüdern, zu glauben, dass der jeweils eigene Ring das Original sei. Lessings Botschaft: Keine Religion ist der anderen überlegen, wahrer oder echter.

Eine Botschaft, die auch heute noch aktuell ist und von den Schülern gern aufgegriffen wurde: Die Altenpflegeschüler luden die Schüler der beiden Vorbereitungsklassen Arbeit-Beruf – Flüchtlinge, die meist noch nicht lange in Deutschland sind – spontan zu einem Begegnungsnachmittag ein.

Am Ende war man sich einig: 70 Minuten Schauspiel hatten den Kern des Klassikers greifbar gemacht.