LeichtathletikWeitspringer Patrick Rädler vom TSV Freudenstadt wird bei Deutschen Meisterschaften Neunter

Von Michael Stock

Wären da nicht die "verflixten drei": Anlauf, Absprung und Weite. Dieses Trio in ihrer Disziplin in perfekten Einklang zu bringen, erfordert selbst gekonnten Weitsprungprofis einiges ab. Hapert es an nur einer ebenjener Phasen, springt der Athlet ganz fix an einer seiner Bestleistungen vorbei – und damit an einer Medaille. Genau das hat am Samstag Patrick Rädler vom TSV Freudenstadt am eigenen Leib spüren müssen.

Gemessen an seinen Vorleistungen schienen die Bedingungen indes alles andere als schlecht, bei der Deutschen Hallen-DM in Karlsruhe etwas reißen zu können. Nicht nur deswegen, weil die Deutschen Meisterschaften auf gleichem Grund ausgetragen wurden wie vor zwei Wochen die Süddeutschen Meisterschaften – und Rädler seinerzeit mit einem beachtlichen Satz von 7,66 m mehr als nur eine Duftmarke setzte. Immerhin sieht ihn sein Trainer Helmut Mast in Schlagdistanz zu den Führenden. Doch am Wochenende reichte es mit 7,45 m "nur" zu Platz neun. Was war passiert?

Nüchtern betrachtet, und wer Helmut Mast kennt weiß, dass der Betreuer für genau diese Umsichtigkeit steht, sei er natürlich nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis von Rädler gewesen. "Ziel war schon, dass er über die 7,70 m oder sogar 7,80 m springt", sagt Mast. Allein, der Rhythmus habe diesmal nicht gestimmt.

Rädler war schon vor der DM gehandicapt

Doch ist es nur die gleichmäßige Abfolge solch eines Durchlaufs? Und schon die hat es in sich. Mast beschreibt das gestern folgendermaßen: "Patrick ist nicht in die Gänge gekommen. Er hatte erhebliche Anlaufprobleme, ist nicht richtig aufs Brett gekommen", erklärt der Coach – und ist damit folgerichtig bei den eingangs erwähnten "verflixten drei": Schlechter Anlauf bedingt einen schlechten Absprung und mündet nur logisch in einer Weite, die wiederum nicht für ganz vorne reicht. Schon ist ein Leistungsabfall von 20 Zentimetern perfekt.

Trainer Mast bringt aber noch andere Faktoren ins Spiel, und das "ohne damit der Leistung irgendwelche Entschuldigungen voranstellen zu wollen", sagt er vorneweg. Fakt sei dennoch, dass Rädler gehandicapt in den Wettbewerb ging. "Nach den Süddeutschen Meisterschaften hatte Patrick mit dem Trainieren pausiert, da er mit einer schweren Erkältung zu kämpfen hatte. Erst unmittelbar vor der DM hat er wieder voll trainiert", sagt Mast. Von einer leichten Knieverletzung die Wochen davor spricht der Trainer erst gar nicht. Die Hallensaison sei abgeschlossen. Nach eingehender Analyse richte sich der Fokus nun ganz auf die Freiluftsaison.

"Verletzungspech hat uns ein bis zwei Jahre zurückgeworfen"

Dahingehend kann Mast mit seinem zweiten Teilnehmer bei den Deutschen Meisterschaften, Julian Beyer, zufrieden sein. Da von Medaillenrängen ohnehin nie die Rede war und der Dreispringer gestern als Nachrücker im Geschehen mitmischen durfte, zeigte sich der Trainer über Beyers gesprungene 14,50 m mehr als zufrieden: "Bei Julian ging es darum, Erfahrungen zu sammeln. Wo steht die Konkurrenz? Er kann auch 14, 80 m springen, bei den Süddeutschen waren es 14,34 m. Damit liegt er nun voll in unserem Erwartungshorizont. Immerhin ist er als Zehnter unter den besten zehn Deutschen."

Gleichwohl liegen zwischen Beyer und dem amtierenden Deutschen Meister aus Erfurt, Marcel Kornhardt (16,21 m), fast zwei Meter Unterschied. Helmut Mast ficht das aber nicht an, schon gar nicht vor dem Hintergrund der Gegebenheiten. "Wir sind ein kleiner Verein", sagt Mast, "im Jugend- und im Aktivenbereich hatten und haben wir große Chancen, an die anderen Vereine heranzukommen. Man darf nicht vergessen, dass uns auch Verletzungspech um ein bis zwei Jahre zurückgeworfen hat. Deswegen sehen wir hoffnungsvoll der Freiluftsaison entgegen, diesmal hoffentlich ohne Beeinträchtigungen". Wenn bis dahin Patrick Räder "seine Verflixten drei" perfekt abgestimmt und Julian Beyer noch einen Sprung nach vorne gemacht hat, steht dem TSV Freudenstadt fraglos einer ersprießlichen Wettkampfzeit nichts im Weg.