Gebrochener Zeh, aber kaum zu halten: Die Derby-Stimmung ließ sich Eutingens Fabian Grammer (rechts) gegen den FC Göttelfingen nicht entgehen. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Spieler des TagesFabian Grammer hält ein gebrochener Zeh nicht vom Kicken ab

Von Tim Geideck

Die Bezirksliga hat einen neuen Eisenfuß: Trotz gebrochenem Zeh lief der Eutinger Fabian Grammer im Gäu-Derby gegen den FC Göttelfingen auf – und bereitete sogar ein Tor vor.

Eigentlich wollte Fabian Grammer in Eutingen "einen Gang runterschalten", wie er sagt. Nachdem er die Jugend beim SV Seebronn durchlief, wo er die ersten Jahre auch bei den Aktiven spielte, wechselte der Mittelfeldmann zum FC Rottenburg. Von einem Spaziergang war das Programm beim Verein aus der Bischofsstadt, der in der vergangenen Saison Sechster in der Landesliga wurde, allerdings weit entfernt. "Das war schon intensiv. Da wurde richtig viel gemacht", blickt der der 28-Jährige zurück.

Ein Programm, das allerdings auch zeitintensiv war. Zu oft hatten Freunde und Freizeit das Nachsehen. Gleichzeitig gestand sich Grammer ein: "Höher als Landesliga werde ich wohl nicht mehr spielen." Schweren Herzens entschied sich der Solartechniker daher dafür, Rottenburg zu verlassen und in die Bezirksliga zu gehen. "Andere Sachen sehen in einem anderen Bezirk", so Grammer, der nach wie vor einen guten Kontakt zum FC Rottenburg pflegt.

Dass es ihn zum Saisonbeginn ausgerechnet nach Eutingen verschlug, war kein Zufall. Mit Marcel Hartmann und Patrick Weiss trifft er hier auf zwei alte Kumpels, die viel Gutes über den Verein berichteten. "Es war ein großer Wunsch von mir, mit ihnen zusammen zu spielen", unterstreicht Grammer, für den auch Trainer Lutz Paarsch kein Unbekannter war: "Seine Arbeit habe ich schon vorher sehr geschätzt."

Nach den ersten Wochen in Eutingen hat sich Grammers positiver Eindruck bestätigt. "Das, was ich in der kurzen Zeit schon gesehen habe, ist sehr gut. In dem Verein bewegt sich etwas", meint der 28-Jährige auch mit Blick auf den Bau des Kunstrasenplatzes. Ebenso stimme die Chemie in der Mannschaft, in der Grammer seine Landesliga-Erfahrung einbringen will. Einziges Manko sei der dünne Kader. "Da muss jeder beißen", fordert Grammer.

Dass das nicht nur hohle Phrasen sind, stellte der Offensivmann am Sonntag im Gäu-Derby gegen den FC Göttelfingen (2:2) eindrucksvoll unter Beweis: Grammer spielte – obwohl er sich eine Woche zuvor am ersten Spieltag gegen den SV Vollmaringen den Zeh gebrochen hatte. Schnell machte er seinem Trainer klar, dass das für ihn kein Grund sei, gegen den FC Göttelfingen nicht aufzulaufen.

Und so kam es dann auch. Am Training nahm Grammer zwar – trotz Anwesenheit – nicht teil, spielte das Gäu-Derby aber über die vollen 90 Minuten. Sein Rezept: "Schmerzmittel nehmen, Zeh tapen und mit allen Tricks schaffen." Dennoch konnte der 28-Jährige nur unter Schmerzen spielen, weshalb ihn Trainer Paarsch zu Beginn im Sturm einsetzte, damit er zunächst weniger Zweikämpfe hat. Erst später rückte Grammer, der sich eigentlich als Spielmacher sieht, zurück auf die Sechser-Position, die in Eutingen wohl seine angestammte Rolle sein wird.

Wie gefährlich der landesligaerfahrene Grammer auch mit einem gebrochenen Zeh ist, bewies er in der 28. Minute, als er den 1:1-Ausgleich von Patric Hauser vorbereitete. Der Schmerz war in diesem Moment vergessen. "In den ersten Zweikampf bin ich noch vorsichtiger gegangen, aber danach war ich voll auf das Spiel fokussiert und habe die Schmerzen nur noch unterbewusst wahrgenommen", beschreibt Grammer, der jedoch einräumt: "Nach dem Spiel war ich platt, da ging nichts mehr."

Morgen Abend wird er wohl ein Déjà-vu haben, denn Grammer hat vor, mit seinem gebrochenen Zeh auch gegen den SV Wachendorf aufzulaufen und so seinen Teil zum Eutinger Kollektiv beizutragen. "Ich hoffe, dass die Jungs sich besser fühlen, wenn ich spiele", rechnet Grammer nicht zuletzt mit einem psychologischen Effekt und lacht: Den Spitzennamen "Eisenfuß" haben sie ihm in Eutingen zwar noch nicht gegeben. Es wird aber wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit sein.