Protest: 89 Teilnehmer ziehen mit Plakaten zum Kurhaus / "Sie sind keine Alternative für Deutschland"

Freudenstadt (lem). Ein Zeichen gegen rechts setzen – so formulierten die Initiatoren einer Demonstration zur AfD-Veranstaltung am Samstag ihr Anliegen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die SPD hatten, unterstützt vom "Bündnis gegen Rechtsextremismus für Toleranz und Vielfalt", zur Kundgebung aufgerufen. Nach Zählung der Polizei nahmen 89 Personen daran teil.

Auf Plakaten war zu lesen: "Rassismus ist keine Alternative", "Kein Mensch ist illegal" oder "Nazis essen heimlich Döner". Ein Besucher hatte eine Europaflagge mitgebracht.

Am Mikrofon auf dem Marktplatz zitierte die Regionssekretärin in der Region Nordbaden des DGB, Elke Wach, Aussagen der AfD und positionierte sich dagegen. Ein Beispiel: Die AfD kritisiere, dass Kinder bei Geburtstagen "Happy Birthday" singen, sagte Wach. Aus ihrer Sicht sei Mehrsprachigkeit aber ein Gewinn. "Die AfD ist eine rechte Bewegungspartei mit nationalistischen Tendenzen", sagte sie.

Die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende der SPD in Dornstetten, Christa Dengler, wiederholte in ihrer Rede nach Kritik an der AfD immer wieder die Worte: "Sie sind keine Alternative für Deutschland, sie sind eine Gefahr und spalten unser Land." Einige der Kritikpunkte: Die AfD bezeichne den Klimaschutz als Irrweg, im Landesparlament von Mecklenburg-Vorpommern grenze sie sich nicht genug gegen die NPD ab. Von den Jusos aus Calw traten zwei Vertreter ans Mikrofon: Luca Zipfel und Maximilian Dietel. Dietel sagte bezogen auf die prominente AfD-Besucherin in Freudenstadt: "Beatrix von Storch will auf Menschen schießen, und das darf nie normal werden in Deutschland."

Die Politikerin hatte Anfang 2016 zunächst der Forderung zugestimmt, auch auf Frauen und Kinder an den Grenzen zu schießen, sich dann aber wieder davon distanziert. Wichtig war Dietel auch, dass sich die Demo nicht nur gegen die AfD richtet, sondern auch für die EU einsetzt. "Wir brauchen Europa!" Die Teilnehmer der Demo konnten auf einem Plakat für diese Haltung unterschreiben.

Unter den Besuchern war auch die Kommunalpolitikerin Martina Kober, Sprecherin der Liste "Frauen in den Kreistag". Sie bezeichnete es als erschreckend und beschämend, dass kaum Stadt- und Kreisräte zur Kundgebung gekommen waren. Nur mit der Urlaubszeit sei das für sie nicht zu entschuldigen. "Das ist doch ein Thema, das uns alle bewegt", sagte sie. Sie freute sich hingegen, dass so viele Jugendliche dabei waren. "Das stimmt mich hoffnungsvoll."

Die Teilnehmer zogen nach der Kundgebung auf dem Marktplatz in Begleitung zweier Polizisten zum Kurhaus, wo sie jedoch erst kurz nach 19 Uhr ankamen, sodass die Teilnehmer der AfD-Veranstaltung schon im Saal saßen. Nach Angaben der Polizei lief die Kundgebung friedlich ab.