Die Gruppe Maseltov mit (von links) Werner Wilms, Burkhard Eulberg, Johannes Köstler und Christa Wilms gab ein Konzert in der Martinskirche. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Gruppe Maseltov spielt jiddische Lieder in der Kirche

Freudenstadt. Zu einem Benefizkonzert für den Freundeskreis Asyl in Freudenstadt hatte die Gruppe Maseltov in die Martinskirche eingeladen. Wieder einmal gelang es den vier Musikern, das Publikum mit ihrer jiddischen Musik zu begeistern.

Unter dem Titel "Vot ken ju makh, es is Amerike" oder, wie Werner Wilms es formulierte, "What can you mach, es is Amerike" hatten sie jiddische Liedern des Alten und Neuen Kontinents mitgebracht. Gleichsam als Nebeneffekt seiner Einführung erhielten die Zuhörer auf höchst unterhaltsame Art und Weise gleichzeitig Musik- und Geschichtsunterricht.

Der Abend widmete sich neben einigen bekannten und liebgewordenen Stücken des alten Maseltov-Repertoires den "musikalischen Auswirkungen der Auswanderungswellen von Europa nach Amerika". Hierzu gab es für Wilms viel zu berichten, hatten doch die im 19. und frühen 20. Jahrhundert aus Ost- und Westeuropa nach Amerika ausgewanderten Juden dort in ihren jiddischen Theatern zahlreiche neue Lieder und Musicals aufgeführt.

Viele der dabei entstandenen Evergreens waren in der Martinskirche zu hören, unter anderem auch "Dona, dona...", bekannt durch Donovan oder Joan Baez, in der Martinskirche gesungen und gespielt von der Gruppe Maseltov mit Christa Wilms (Kontrabass), Johannes Köstler (Akkordeon,) Burkhard Eulberg (Klarinette und Gitarre) und Werner Wilms (Geige und Bratsche). Beim Refrain sang der ganze Saal mit. Herrlich auch die Interpretationen des Kinderlieds "Brüderchen, komm tanz mit mir", oder "1,2,3,4,5,6,7". Meisterhaft vorgetragen wurden auch jiddische Lieder im Stil des Ragtimes der 20er-Jahre und von Scot Joblis. Besonders hörenswert waren Teile aus dem "Entertainer". Bei allen Stücke bewies Maseltov, auf welchem hohen musikalischen Niveau sich die Gruppe bewegt. Mit ihren Interpretationen schafften es die vier studierten Musiker, eine ganze Gefühlspalette vom Humor bis zum beißenden Witz und von der Melancholie bis zu überschäumender Lebensfreude zu vermitteln.

Bei zahlreichen Zuhörern zuckten die Beine im Charleston-Takt über das blank gewienerte Parkett der Martinskirche. Passend zum Motto des Abends hieß die Devise allerdings nicht "Yes Sir, yes my Baby", sondern "Küss mich, Schnucki Puzzi". Bei allen Stücken überzeugten die vier Musiker sowohl instrumental als auch gesanglich. Bei diesem Konzert übernahmen die Musiker reihum, in die jiddischen Liedtexte einzuführen. Jiddisch, der einst von über zehn Millionen Juden gesprochene Dialekt, ist eine aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangene Sprache, die mit zahlreichen althebräischen, aramänischen, romanischen und slawischen Wörtern angereichert ist.

Der zweite Programmteil befasste mit den Auswirkungen der heutigen Auswanderungsströme. Christa Wilms gab in ihrer Rolle als Vorstandsmitglied des Freundeskreises Asyl Freudenstadt einen kurzen Einblick in die vielfältige Arbeit dieses Vereins, für den der Erlös des Konzerts bestimmt war. Christa Wilms gab zudem bekannt, dass noch weitere Helfer benötigt werden. Vor allem warb sie dafür, Patenschaften zu übernehmen.