Mit 6:7 und 4:6 unterlag am 3. September 2004 der damals 17-jährige Novak Djokovic im Viertelfinale der Black Forest Open dem späteren Sieger Santiago Ventura. Von Freudenstadt führte danach sein Weg zu neun Grand-Slam-Siegen und an die Spitze der Weltrangliste. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

TennisHerbert Ade blickt mit einem lachenden und weinenden Auge auf Black Forest Open zurück: "Gemeinschaft hat funktioniert"

Von Arno Schade

Für lange Jahre war der Stammplatz von Herbert Ade Ende August und Anfang September im Turnierbüro der Black Forest Open. In dieser Woche bereitet er an seinem Schreibtisch das Schuljahr am Progymnasium Alpirsbach vor. Vor sechs Jahren endete mit dem Sieg des Tschechen Jan Hayek das 14. und damit letzte hochkarätige Tennisturnier in Freudenstadt.

Er erinnere sich in diesen Tagen, in denen im Fernsehen die Matches der ersten Woche bei den US Open in New York übertragen werden, "mit Erleichterung und Wehmut zugleich" an das immer zu diesem Zeitpunkt stattfindende ATP-Challenger-Turnier zurück, so Ade, der die Veranstaltung einst in Alpirsbach aus der Taufe hob. "Als wichtigen Teil eines umfassenderen Konzepts, mit dem letztlich ein Sportgymnasium in Alpirsbach eingerichtet werden sollte", erinnert sich der Schulleiter, "aber mit diesen Plänen war ich wohl um 10 bis 15 Jahre zu früh dran."

Mitte bis Ende der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als er das Turnier 1996 als Nachfolger des zunächst nur regional ausgerichteten Turniers um den "Bluna-Cup" ins Leben rief, sei er mit seinen Vorstellungen sowohl bei der damals CDU-geführten Landesregierung, als auch den Tennisverbänden auf wenig Gegenliebe gestoßen. "Die Politik war für Neuerungen wenig aufgeschlossen und die Verbände wollten ihre damaligen Leistungszentren nicht schwächen, auch wenn die auch danach wenig erfolgreich waren", ist er nach wie vor von seinen Ideen überzeugt und stellt fest: "Nach wie vor sind die Strukturen zum Erreichen von höchstem sportlichen Niveau nicht vorhanden." Einzige Ausnahme seien die Leistungszentren der Fußball-Bundesligisten, "aber da stehen auch die Profiverhältnisse und Finanzkraft der Vereine dahinter." Dem Ehrenamt, davon ist Herbert Ade überzeugt, sind bei der Förderung des Spitzensports Grenzen gesetzt.

Um so mehr freut ihn auch in der Rückschau, dass er zunächst in Alpirsbach, und nach dem Wechsel des Turniers in erster Linie aus infrastrukturellen Gründen 1999 nach Freudenstadt, einen engen Kreis von Helfern um sich hatte, "auf die ich mich immer verlassen konnte". Der für das Sponsoring zuständige Hans-Dieter Bader, Klaus Zistler mit seinen in vielen Funktionen unentbehrlichen Fußballern vom SV Gündringen, Else Finkbeiner als "gute Seele" sowie Georg Schröter vom TC Schierenberg nennt er dabei in erster Linie und betont, "unsere Gemeinschaft hat funktioniert." Dankbar sei er auch für die Unterstützung seitens der beiden Gemeinden und der beteiligten Vereine TC Alpirsbach und TC Schierenberg Freudenstadt.

Dennoch, "am Ende fehlte einfach die Perspektive; wir sind ans Limit gekommen und die Basis des Unternehmens war weggebrochen", begründet Herbert Ade den 2010 gefassten Entschluss, den von den Black Forest Open über lange Jahre geblockten, "eigentlich auch sehr günstigen" Termin in der Challenger-Turnierserie freizugeben und damit das Ende zu beschließen, "Aufwand und finanzielles Risiko waren am Ende einfach zu groß". Auch der Publikumszuspruch hatte trotz des Auftritts vieler namhafter Spieler, wie etwa den späteren Weltranglisten-Ersten Magnus Norman oder Novak Djokovic, zu wünschen übrig gelassen.

Die Tatsache, sich jetzt nicht mehr um die Einkleidung und Verpflegung von etwa 100 am Turnier beteiligten Personen kümmern zu müssen, sei aus seiner Sicht positiv, "nach dem Turnier war immer schon gleich vor dem Turnier; und in den letzten zwei bis drei Monaten vor den Spielen hat das operative Geschäft großen Einsatz erfordert." Und nach wie vor hält er auch an seiner Einschätzung fest: "Turniere der mittleren Kategorie im 25 000 Dollar-Bereich haben keinen Mehrwert". Entweder man gehe ins Risiko und erhöhe das Preisgeld deutlich, oder lege den Schwerpunkt auf andere Stärken. So lobt er ausdrücklich die Organisatoren des TC Bildechingen und TC Baiersbronn für ihre Turniere bei Damen und Jungsenioren: "Sie haben ihre Nische gefunden und machen das in einem mehr familiären Rahmen richtig gut." Viel beschäftigt sei er aber auch heute noch in anderen Bereichen, betont Herbert Ade, der trotz seines eigentlich bereits erreichten Pensionsalters noch als Schulleiter tätig und dabei aktuell mit wichtigen Weichenstellungen befasst ist. Dazu hat er zwei Bücher geschrieben und ist in der Jägerausbildung engagiert.

Viele Geschichten könnte er auch aus den 14 Jahren Black Forest Open erzählen, "denn da waren schon einige illustre Gestalten auf und neben dem Platz unterwegs." Dazu zählt er auch den langjährigen Turnierdirektor Peter Hagedorn und Chairman Walter Knapper, die jeweils aus den USA zu dem Black Forest Open einschwebten und dort ihre eigenen Akzente setzten. Oder den Brasilianer Gustavo Kuerten, dem Hans-Dieter Bader einst auf die Schnelle Geld zukommen lassen musste, damit er von Genf das Flugzeug nehmen und an den damals noch in Alpirsbach stattfindenden Spielen teilnehmen konnte.

Viele Matches selbst zu verfolgen, war Herbert Ade in all den Jahren allerdings nicht vergönnt, "ich musste mich an den Turniertagen in erster Linie in Gesprächen um viele wichtige Leute kümmern." u Mit dem heutigen Artikel zu Herbert Ade und dem von 1996 bis 2009 ausgespielten Tennisturnier Black Forest Open, führt der Schwarzwälder Bote nach einer längeren Pause seine Serie "Was macht eigentlich?" fort.