Der Architekt und Künstler Friedrich Jäckle (Mitte) stellt derzeit Arbeiten im Rathaus aus . Unser Bild zeigt ihn bei der Vernissage zusammen mit (von links) Eva-Maria Steinhart, Jäckles Sohn Ulrich, OB Julian Osswald und Ruth Dörschel. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehemaliger Stadtarchitekt Friedrich Jäckle stellt im Rathaus aus / Satte Farben und kräftige Konturen

Von Gerhard Keck

Freudenstadt. Rund drei Dutzend Gemälde, Aquarelle und Skizzen des ehemaligen Stadtarchitekten Friedrich Jäckle sind derzeit im Foyer des ersten Obergeschosses im Rathaus Freudenstadt ausgestellt.

Die Exponate in unterschiedlichen Formaten stellen zahlreiche Bezüge des Künstlers zu seiner früheren Wirkungsstätte her und sind zugleich eine Hommage an seine Heimat. Bei der Vernissage würdigten Oberbürgermeister Julian Osswald und Ruth Dörschel vom Stadtarchiv Person und Werk des nunmehr 94-jährigen Sohnes der Stadt.

Friedrich Jäckle zeigte sich in guter Verfassung und ausgestattet mit unverwüstlichem Humor, auch bei den zahlreichen Kontakten mit dem Publikum. Sein Sohn Ulrich, Architekt in Konstanz, dankte im Namen seines Vaters für die "unkomplizierte und freundliche Kooperation mit der Stadt". Er verwies darauf, dass eine Parallelausstellung mit einer Vielzahl von Werken des Malers und Zeichners bei Gemälde-Friedrich am Marktplatz zeitgleich geboten wird.

Julian Osswald zeigte sich erfreut darüber, dass das Foyer nun als Ausstellungsstätte fungiert, denn Kunst im öffentlichen Raum erfreue sich zunehmender Beliebtheit. Den Verantwortlichen für die Präsentation sprach das Stadtoberhaupt seine Anerkennung aus, namentlich Eva-Maria Steinhart als Stadtplanerin und Ruth Dörschel vom Stadtarchiv. Kurz streifte Julian Osswald die "facettenreiche Vita" Friedrich Jäckles. Sie ist geprägt von der beruflichen Entwicklung (vom Abitur am Kepler-Gymnasium bis zur Selbstständigkeit als Architekt), von den Kriegserfahrungen mit schwerer Verletzung und den familiären Gegebenheiten.

Jäckle habe sich in der Nachkriegszeit beim Wiederaufbau als "ein kreativer Kopf des Stadtbauamts unter der Leitung von Ludwig Schweizer" hervorgetan. Sein Engagement sei auch eng verknüpft mit dem hiesigen Heimat- und Museumsverein. Osswald erkennt in dem "vielfältigen Werk" des Architekten und Künstlers keine Festlegung auf eine durchweg bestimmte Stilrichtung. Jäckle habe die Kunst als Ausgleich zur täglichen Arbeit gepflegt. Die Gemälde sind bestimmt von satten Farben und kräftigen Konturen. Das gilt im Prinzip sowohl für die Porträts als auch für die Landschafts- und Gebäudeabbildungen.

Ölgemälde und Aquarelle dominieren im Werk Jäckles, das auf Motive, angesiedelt in der Stadt und auch in der Region, aus den vergangenen Jahrzehnten zurückgreift. Darüber hinaus finden sich etliche Zeichnungen und Skizzen unter den Exponaten, beispielsweise die Kohlestiftarbeit "Elternhaus am Marktplatz". Ruth Dörschel stellte kurz dar, wie es zu der vom Oberbürgermeister angeregten Ausstellung im Stadthaus kam und nach welchen Grundsätzen die Präsentation an Wänden und Stellwänden arrangiert ist.

Kontakt zu Friedrich Jäckle hat sich im Zusammenhang mit der Ausstellung zum "Wunder von Freudenstadt" vor zehn Jahren ergeben. Als typisches Beispiel für den Stil der 50er-Jahre hat die Stadt das Gemälde "Teestube" angekauft. Als besonders eindrücklich stellen sich für Ruth Dörschel die realistischen Darstellungen Jäckles mit ihrer Beziehung zur Heimat dar. Überraschungsgast Rolf Könneke griff zu Ehren Jäckles zur Gitarre und spielte Improvisationen zu einer der vom Künstler bevorzugten Melodien: "Wenn ich ein Vöglein wär." Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von einer Bläsergruppe der Jugend-Stadtkapelle mit Jakob Ruf, Daniel Schwarz, Niels Neher und Dominic Kleinen, unterstützt von der Vorsitzenden der Stadtkapelle, Christine Schwarz, am Cajón. Die Ausstellung im Rathaus ist bis zum 30. Januar montags bis freitags von 8 bis 13 Uhr und donnerstags bis 17.30 Uhr zu besichtigen.