Bei der Einweihung des Zapfens (von links): Kurt Breuer, Bärbel Altendorf-Jehle, Albrecht Lörcher, Künstler Wolfram Leinß, Ruth Maurer, Gesine Lörcher, Doris Breyer, Walter Trefz, Fritz Riege und Elisabeth Gebele. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgeraktion: Feier zum 40-jährigen Bestehen auf dem Festplatz und im Kurgarten / Neue Skulptur

Die Feier zum 40-jährigen Bestehen der Bürgeraktion (BA) haben Weggefährten und Vereinsmitglieder begangen. Wobei "begehen" – im Gegensatz zu sonstigen rede- und sitzlastigen Vereinsjubiläen – durchaus wörtlich zu verstehen war.

Freudenstadt. Der erste Teil der Feier bestand aus einer gemeinsamen Wanderung vom Freudenstädter Kurgarten zum alten Festplatz beim Hotel Zollernblick. Zum Festakt waren zahlreiche Mitstreiter und Weggefährten, Alt und Jung, mit Kinderwagen, Hund, zu Fuß, per Fahrrad oder auch mit dem Elektromobil gekommen.

Dort wurde in Anwesenheit des Künstlers Wolfram Leinß aus Oberschwaben eine Holz-Skulptur in Form eines Tannenzapfens eingeweiht. Zurück im Kurgarten gab es dann ein fröhliches Fest, das durch einen delikaten Imbiss und die Präsentation der Jubiläumsschrift gekrönt wurde.

Doch der Reihe nach: Den alten Festplatz nahe des Hotels Zollernblick hatte die BA bereits vor einigen Jahren neu gestaltet. Unter anderem wurde dort als Erinnerung an die langjährige Vorsitzende Sibylle Riege ein alter Brunnen grundlegend saniert. Nun steht dort auch die neue Skulptur.

Wolfram Leinß ging in seiner Ansprache auf seine zweite Auftragsarbeit für die BA ein. Hatte er doch bereits 1983 einen Fichtenzapfen angefertigt, der in die damalige Waldsterbekonferenz aufgenommen wurde. Leinß begründete auch, weshalb sein neuer Zapfen auf einer Seite ausgehöhlt ist: Da könne man sich reinstellen und ein Teil vom Zapfen sein.

BA-Urgestein Kurt Breuer gratulierte "zum zweiten Zapfenstreich" und ging in seiner Laudatio auf die Geschichte der 1977 von sieben Freudenstädtern gegründeten Protestbewegung ein. Damals wollten sich die Aktiven für die Weiterentwicklung Freudenstadts einbringen; lautstark forderten sie die Einrichtung von Fußgängerzonen, Radwegen oder einer gesamtstädtischen 30er-Zone.

Der Erhalt des Büttnerhauses war die erste große Aktion

Bedeutend sei das Jahr 1979 gewesen. Damals verhinderte die junge BA, dass das Büttnerhaus nahe des Kurhauses abgerissen wurde. Um ihrer Forderung nach einer Renovierung des heruntergekommenen Hauses Nachdruck zu verleihen, begaben sich einige Mitglieder mit Farbeimern und Leitern ausgestattet zum Büttnerhaus – nicht etwa, um dort große Spruchbänder anzubringen, sondern um das Gebäude neu anzustreichen.

Allerdings nicht lange, denn der damalige Bürgermeister verbot die Aktion und die Polizei schritt ein. Erfolgreich war die Aktion trotzdem: Das Büttnerhaus blieb erhalten.

Bürgermeisterin Stephanie Hentschel dankte den Aktiven der BA für ihren stets kritischen Dialog und verwies auf vergangene Projekte, in denen sich die BA zum Wohl der Stadt eingebracht hatte.

Längst ist die BA auch im Freudenstädter Gemeinderat angekommen. In dieser Wahlperiode sind es mit Bärbel Altendorf-Jehle, Elisabeth Gebele, Ester Kießling und Bernd Wetzel vier Gemeinderäte.

Vorsitzende Gesine Lörcher ging auch auf die Verdienste von Olfert Dorka ein, der bei der Feier nicht dabei sein konnte. Dorka war Gründungsmitglied der BA und trug in den vier Jahrzehnten maßgeblich zur Erfolgsgeschichte der Bürgeraktion bei, zuletzt durch das Aufstellen der neuen Zapfen-Skulptur.

Unterbrochen wurden die Reden durch musikalische Darbietungen von Familie Lörcher, die mit ihren vier Blasinstrumenten unter anderem mit "Skyfall" von Adele Adkins und "Yesterday" von den Beatles die Gäste auf dem Festplatz und im Kurgarten erfreuten.

Umrahmt von Sektempfang, leckeren Häppchen und Musik präsentierte Albrecht Lörcher im Kurgarten das noch druckfrische erste Exemplar der Festschrift "40 Jahre Bürgeraktion Freudenstadt".

Buch handelt sowohl von Erfolgen wie auch vom Scheitern

Vorsorglich ging Lörcher dabei gleich auf mögliche falsche Erwartungshaltungen ein: "Diese Sammlung ist keine Selbstbeweihräucherung geworden. Freilich kann man lesen von Erfolgen, aber auch vom Scheitern, von erfreulichen und widrigen Zeiten, die eingebunden sind und Teil sind von 40 Jahren Stadtgeschichte, Stadtgestaltung und Stadtveränderung."