Gegen die Verlagerung der Märkte von Aldi und dm vom Gewerbegebiet Wittlensweiler ins neue Gebiet "Sonneneck" erhebt der Handels- und Gewerbeverein Freudenstadt erhebliche Bedenken, die er jetzt in einer Stellungnahme geäußert hat. Foto: Schwark

Geplante Verlagerung an die Stuttgarter Straße sorgt für Bedenken. Zielgerichtete Planung wird vermisst.

Freudenstadt - Gegen die Verlagerung der Märkte von Aldi und dm vom Gewerbegebiet Wittlensweiler ins neue Gebiet "Sonneneck" erhebt der Handels- und Gewerbeverein Freudenstadt erhebliche Bedenken, die er jetzt in einer Stellungnahme geäußert hat.

Ende Juli hat der Gemeinderat Freudenstadt den Bebaungsplan "Sonneneck" auf den Weg gebracht. Seinerzeit gab es bereits von einigen Stadträten, vor allem von der SPD, Bedenken. Sie betrafen aber überwiegend die Erschließungssituation des Areals an der Kreuzung Musbacher Straße/Stuttgarter Straße. Die Bedenken, die jetzt vom HGV vorgetragen wurden, richten sich allerdings gegen die Ansiedlung eines Aldi-Markts und eines dm-Drogeriemarkts, die dafür ihren bisherigen Standort im Gwerbegebiet Wittlensweiler (Foto) aufgeben wollen.

Auch aus dem Gewerbegebiet Wittlensweiler wurde Kritik an die Stadt herangetragen, weil man befürchtet, dass durch den Wegzug von Aldi und dm auch andere Branchenzweige Umsatzeinbußen hinnehmen müssen und eventuell den Rückzug antreten. Ein entsprechendes Schreiben ging auch an die HGV-Mitglieder und die Stadträte.

Zielgerichtete Planung wird vermisst

Vorstand und Beirat des HGV reagierten prompt und betonen in einer Stellungnahme, dass sie seit Jahren die ständige Schaffung von Einkaufszentren außerhalb der Innenstadt als äußerst kritisch sehen. Vor allem vermisse man eine zielgerichtete und langfristige Planung, heißt es. In diesem Zusammenhang erinnert der HGV zudem an seine Kritik an der Ansiedlung von zusätzlichen Einzelhandelsgeschäften im neuen Einkaufszentrum an der Ludwig-Jahn-Straße, das am 11. Februar seine Türen öffnet.

"Die Verlagerung von Aldi und dm halten wir für verkehrspolitisch unsinnig und nicht nachvollziehbar", heißt es in der Stellungnahme des HGV. "Auch aus unserer Sicht dürfte dies für die am Standort Gewerbegebiet Wittlensweiler verbleibenden Geschäfte existenzbedrohend werden."

Unverständnis zeigt der HGV, warum im Gebiet "Sonneneck" nicht an Norma, Deichmann oder Edeka vermietet wurde, die nach Auskunft des HGV nach neuen Standorten suchten. "Der HGV Freudenstadt wünscht sich für die Zukunft eine vorausschauende und verlässliche Gewerbeflächenentwicklung und -bereitstellung statt einem investorengetriebenen Aktionismus, der zu einer weiteren Zersplitterung der Einkaufsmöglichkeiten in Freudenstadt führt", heißt es abschließend.

Am kommenden Dienstag ist das Bebauungsplanverfahren "Sonneneck" erneut Thema im Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt (AIU). Dann werde man sich mit den Anregungen und Bedenken beschäftigen, sagte Oberbürgermeister Julian Osswald, als er in der jüngsten Gemeinderatssitzung von Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle (Bürgeraktion) auf das Thema angesprochen wurde.

Die aufkommende Kritik an dem "Sonneneck"-Projekt kann indessen Projektentwickler Uwe Schneider aus Baiersbronn nicht ganz nachvollziehen. "Für alle Beteiligten ist das eine mehr als vernünftige Sache", sagt er auf Anfrage unserer Zeitung und bestätigt, dass Mietverträge mit Aldi, dm, der Bäckerei Ziegler, Burger King und der Sparkassen-Versicherung bereits unterzeichnet seien.

Näher an die Wohngebiete

Bei der Ansiedlung der Geschäfte habe man sich an die Vorgaben des Regionalverbands zur Nahversorgung gehalten, so Schneider. Mit Edeka und Norma habe man ebenfalls verhandelt, diese hätten aber abgesagt. Verkehrstechnisch sei das Gebiet an der Stuttgarter Straße exzellent angebunden. Die Gebäude würden hochwertig ausgeführt, passend zum Eingangsbereich der Stadt.

Alles was näher an die Wohngebiete der Stadt rücke, müsse im Interesse des HGV sein, so Uwe Schneider, und er meint damit auch das geplante neue Wohngebiet "Sonnenhalde", das dort entstehen soll. "Ich sehe mich nicht in der Rolle des klassischen Investors", betont Uwe Schneider. Er sei auch ein Bürger mit Verantwortung, der in dieser Region lebe. Deshalb habe er auch darauf geachtet, keine Überkapazitäten zu schaffen.

Was die Verkaufsfläche anbetrifft, bleiben Aldi und dm laut Schneider in der Größenordnung ihrer bisherigen Flächen von 1200 beziehungsweise 850 Quadratmetern. Burger King belege etwa 300 bis 350 Quadratmeter. Die Büroflächen umfassten zwei mal 400 Quadratmeter.

Was aus den jetzigen Märkten von Aldi und dm wird, sei eine kommunalpolitische Frage. Er habe im Vorfeld bei der Stadt angefragt und sich mit seinem Projekt genau daran gehalten, wofür er grünes Licht bekommen habe. Er wolle auch so schnell wie möglich starten, sagt Schneider, denn jede Verzögerung tue ihm weh.