Blick nach vorne über den sogenannten Instrumentenpilz. Rechts unten vorne ist Muggensturm zu sehen. Foto: Rothfuß Foto: Schwarzwälder-Bote

SegelfliegenNordostlage ermöglicht den Piloten Höhenflüge bis 7147 Meter NN

Von Lothar Schwark

Das Segelflugwetter ist in der letzten Septemberwoche noch mal zur absoluten Hochform aufgelaufen. Möglich machte das die Nordost Wetterlage. Grund genug für die Musbacher Segelflugpiloten, in den Flieger zu steigen und abzuheben.

Dank der Wetterlage konnten von Musbach aus sowohl Thermik- wie auch Wellenflüge absolviert werden. Wellenflug-Experte Hansjörg Rothfuß ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. Er hob am 28. und 30. September mit seinem Eigenstarter DG 800B/18m in Musbach ab. Den 29. September als besten Tag konnte er nicht nutzen. Der erste Flug brachte noch viele Wolken, die Rothfuß aber schnell überstieg. Sein Flug führte bis Freiburg und über das Murgtal hinaus. Gegen Mittag ging ein erfüllter Flug in Musbach zu Ende.

"Ein Vorteil war, dass ich das Segelflugzeug noch aufgebaut in der Flughalle stehen hatte", sagt Rothfuß über seinen zweiten Flug. So musste er nur am frühen Morgen das aufgebaute Flugzeug aus der Halle ziehen, vorbereiten, einsteigen und starten.

Um 8.30 Uhr hob Rothfuß ab, um über Oppenau den Motor einzuklappen und mit etwa 1,5 Metern in der Sekunde in die Renchtalwelle einzusteigen. An diesem Tag gab es keine Freigaben über 3000 Meter, sodass der DG 800-Pilot konsequent die Flugfläche 100 einhalten musste.

Im hebenden Ast der Welle steuerte das Mitglied der Fliegergruppe Freudenstadt zuerst das Murgtal an, wo überwiegend eine verlässige Welle steht. Dann schwenkte er nach Süden, wo das Windfeld deutlich schwächer war als vorhergesagt. Im Gutachtal bei Hornberg drehte er zwangsläufig wieder auf Nordkurs. "Zurück im Renchtal wurde ich erst mal kräftig durchgeschüttelt", sagt Rothfuß. Der Pilot war unterhalb der laminaren Zone angekommen, hat den Einstieg in die ruhige laminare Luftmasse aber wieder geschafft.

Nach einem weiteren Ausflug nach Süden und beim Rückflug vom Süden kommend war der Wellenast über dem Renchtal nicht mehr zu finden. So musste er bei Oberkirch eine Sekundärwelle mühsam auslutschen, um wieder in die Primärwelle zu kommen, was viel Zeit kostet. "Schön war’s, und auch gar nicht kalt, aber nach sieben Stunden hatte ich dann auch genug", so Rothfuß nach 377 Kilometern Flugstrecke.

Den Knaller brachte der 29. September. Der Nordost fegte wild über die Schwarzwaldhöhen und es bildeten sich hervorragende Wellen. Zehn Stunden und sieben Minuten war Ulrich Deck (LSG Rheinstetten/LS 1-d) unterwegs, um meist laminar, und gemischt mit Thermik 714,67 Kilometer zu erfliegen. Stellvertretend für alle Piloten sagt Matthias Arnold (LSV Weinheim/LS 8/610,75 km): "Er empfand ein bombastisch gutes Wetter und lobte die absolut gute Kooperation mit den Lotsen". Andreas Maurer mit Hans Sauerhöfer (DJK Landau/Duo Discus X) konnten mit 7147 Metern NN die Welt von ganz weit oben sehen. Auch am 30. September blies der "NO" nochmals kräftig. Weitere Wellenflüge erfolgten. Dabei hatte Edward Volz (LSG Rheinstetten/LS 4WL) mit 457,68 Punkten/461,76 km über dem Schwarzwald die Nase vorn.

Nordost(Wetter)Lage

Eine Nordostlage entsteht, wenn sich hoher Luftdruck von Großbritannien bis nach Skandinavien erstreckt und in Südosteuropa tiefer Luftdruck vorherrscht, dann wehen in Mitteleuropa nordöstliche Winde. Es entsteht eine kräftige Windströmung aus NO, die über die Schwarzwaldvorderkante hinabschießt und sich dann zu Luftwogen aufschwingt. Die Nordost Wetterlage bringt zu allen Jahreszeiten überwiegend freundliches, aber kühles bzw. kaltes Wetter, mitunter trüben allerdings einige flache Quellwolken den Sonnenschein. Im Winter kann es zu strengen Nachtfrösten kommen, oft bleibt es auch tagsüber frostig. In den Übergangsjahreszeiten ist bei nächtlichem Aufklaren Frost möglich.