Marek Jama ist Chefdresseur des Zirkus Charles Knie, der gerade in Freiburg gastiert. Foto: Bamberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Marek Jama überrascht seine Eltern / Nach verschiedenen Jobs endlich Cheftiertrainer

Von Annette Aly

Freiburg. Marek Jama wirkt völlig entspannt, wenn sich die Manege Runde für Runde mit Tieren füllt, bis er umringt ist von Zebras, exotischen Rindern, Minipferdchen, Kamelen und Nandus. In blaugeflammtem Glitzerfrack und eng anliegender Hose, gibt er den Tieren mit leiser Stimme Anweisungen, was zu tun ist. Und er freut sich, wenn eines der Tiere absichtlich oder unabsichtlich aus der Reihe tanzt oder sich ein Leckerchen extra erschleichen will.

Auch Marek Jama ist einer, der nicht den Weg gegangen ist, den man von ihm erwartet hatte. Der heute 37-jährige Pole, Sohn eines Fabrikdirektors und einer Abteilungsleiterin der Stadtverwaltung, hatte sich nach dem Abitur für ein Studium der Tiermedizin eingeschrieben – sozusagen pro forma. Denn da lief bereits seine Bewerbung an der Artistenschule in Warschau. "Salto und Spagat konnte ich nicht, vielleicht hatten die nicht so viele Kandidaten", sagt der humorvolle Cheftiertrainer des Zirkus Charles Knie zu seiner Aufnahme an der Schule.

Nachdem er die Artistenausbildung abgeschlossen hatte, war er zunächst als Luftartist unterwegs. Irgendwie musste er ja rein in die Manege, um an die geliebten Zirkustiere ranzukommen. Mit Tigern hat’s dann angefangen, bald darauf ritt er die "Hohe Schule" zu Pferd. Jama hat bei berühmten Tierdresseuren gelernt und sich auf jedes Tier mit intensivem Literaturstudium vorbereitet. "Dass Leute einfach Tiere kaufen, ohne sie zu kennen, ist unverschämt", fasst er es mit seinem charmanten Akzent in Worte.

Inzwischen hat er selbst an die 80 Tiere im Zirkusbestand und damit soll es jetzt auch mal gut sein. Kein weiterer Zukauf von Tieren – so hat er es mit Zirkusdirektor Sascha Melnjak geklärt. Melnjak und Jama führen den Zirkus seit dem Jahr 2007.

Sie haben sich in einem Weihnachtszirkusprogramm kennengelernt und sind seit zwölf Jahren ein Paar. Auch darum macht Marek Jama nicht viel Wind. "Die Zirkuswelt ist tolerant", sagt er und zudem gibt es Wichtigeres im Leben. Ausmisten, Tiere striegeln sowie Gehege aufbauen bei Wind und Wetter. Da bleibt nicht viel Zeit für Zweisamkeit, selbst im Winterquartier im niedersächsischen Einbeck sind die acht Tierpfleger und ein Teil der Mitarbeiter des Zirkus’ mit vor Ort. Privat geht der Tiertrainer gerne in Musicals, ins Museum oder die Oper. Und natürlich in jeden Zoo, der am Weg liegt.

Wenn er dann bei einem seiner vier Auftritte im Programm mit den Seelöwen scherzt, sieht der Zuschauer nichts vom Leben hinter den Kulissen: Dann tänzelt Marek Jama durch die Streu am Boden, dreht sich, lächelt und man sieht in ihm den Jungen, der er immer sein wollte: ein echtes Zirkuskind. Und seine Eltern sind heute stolz auf ihn und freuen sich, wenn er ihnen Videos seiner Auftritte in die Kleinstadt südlich von Krakau schickt.