Massaker mit 129 Todesopfern und mehr als 350 Verletzten waren nach ersten Ermittlungen Kommandoaktion der Terrororganisation IS.

Paris/Berlin - Frankreich hat nach der Anschlagserie von Paris dem islamischen Terrorismus den Krieg erklärt. Die Massaker mit 129 Todesopfern und mehr als 350 Verletzten waren nach ersten Ermittlungen eine koordinierte Kommandoaktion der Terrororganisation Islamischer Staat (IS).

Auch ein Deutscher wurde getötet, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Offenbar scheint einem Terrorkommando zunächst die Flucht gelungen sein: Östlich von Paris stellten Ermittler am Sonntag ein Auto sicher, in dem sich nach Medienberichten drei Kalaschnikows fanden. Unklar blieb, ob der oder die Täter weiter auf der Flucht sind, oder bereits am Samstag in Belgien gefasst wurden.

Mehrere Attentäter sind womöglich als Flüchtlinge getarnt nach Europa eingereist. In Deutschland werden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Die Staats- und Regierungschefs der Top-Wirtschaftsmächte (G20) berieten bei ihrem Gipfel in der Türkei eine gemeinsame Strategie gegen den Terror.

Drei Terrorkommandos hatten am Freitagabend an sechs Orten in der französischen Hauptstadt nahezu gleichzeitig zugeschlagen. Sie schossen auf Menschen in Cafes und Restaurants, in der Konzerthalle "Bataclan" und sprengten sich während des Länderspiels Frankreich gegen Deutschland in der Nähe des Stadions in die Luft. Sieben Attentäter kamen ums Leben.

Einer der "Bataclan"-Attentäter wurde als der 29-jährige Franzose Omar Ismaïl Mostefaï identifiziert. Der Kleinkriminelle war mehrfach vorbestraft und den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt, fiel aber bisher nicht im Zusammenhang mit Terrornetzwerken auf.

Bei den Überresten eines der Selbstmordattentäter vom Stade de France wurde ein syrischer Pass gefunden. Es verdichten sich die Hinweise, dass dieser Mann und ein weiterer Attentäter als Flüchtlinge getarnt in die EU einreisten.

Ein 25-Jähriger namens Ahmed Almuhamed soll am 7. Oktober in Serbien eingetroffen sein. Am 3. Oktober war er laut griechischen Behörden als Flüchtling auf der Insel Leros registriert worden. Nach Medieninformationen aus Polizeikreisen könnte ein zweiter Täter über die Türkei nach Griechenland eingereist sein.

Ermittler nahmen weitere Angehörige der getöteten Selbstmordattentäter aus dem Konzertsaal "Bataclan" in Polizeigewahrsam, wie der französische Fernsehsender BFMTV am Sonntag berichtete. Dort hatten die Angreifer während eines Konzerts mindestens 80 Menschen getötet.

Womöglich wollten die Attentäter sogar ein noch größeres Blutbad anrichten. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" könnte ein Anschlag direkt in dem mit knapp 80 000 Fans besetzten Stadion geplant gewesen sein, in dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte.

Der getötete Deutsche saß in einem der beschossenen Cafés auf der Terrasse, wie der ARD-Korrespondent Mathias Werth unter Berufung auf die deutsche Botschaft in Paris berichtete. Demnach sind auch unter den Verletzten mehrere Deutsche.

Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "Kriegsakt" des IS und kündigte "angemessene Entscheidungen" an. Premierminister Manuel Valls sagte am Samstagabend dem Sender TF1: "Ja, wir sind im Krieg." Frankreich werde handeln, um diesen Feind zu zerstören.

Im Internet war eine zunächst nicht verifizierbare Erklärung aufgetaucht, in der sich der IS zu den Anschlägen bekennt. Frankreich wird angedroht: "Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung."

Der Pariser Staatsanwalt François Molins sagte, die Terroristen hätten bei ihren Taten Syrien und Irak erwähnt und seien in drei getrennten Kommandos vorgegangen. Die Attentäter benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow. Außerdem hätten sie die absolut gleiche Art von Sprengstoffwesten getragen, sagte Molins. Im Irak und in Syrien beherrscht der IS große Gebiete. Frankreich fliegt Angriffe gegen Stellungen der Extremisten.

In Belgien wurden bei einer Razzia der Polizei im Brüsseler Einwanderer-Stadtteil Molenbeek mehrere Menschen festgenommen. Einer soll am Freitagabend in der französischen Hauptstadt gewesen sein.

Die deutschen Behörden gehen nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit Hochdruck möglichen Bezügen nach Deutschland nach. Der CDU-Politiker verwies auf den Fall eines 51 Jahre alten Autofahrers, der möglicherweise auf dem Weg nach Paris vor gut einer Woche in Oberbayern mit einem großen Waffen-Arsenal aufgeflogen war.

De Maizière sagte nach einer Krisensitzung im Kanzleramt: "Auch Deutschland steht unverändert stark im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus." Justizminister Heiko Maas (SPD) kündigte an, es werde eine für die Bürger sichtlich erhöhte Polizeipräsenz geben.

Staats- und Regierungschefs in aller Welt richteten sich auf einen verstärkten Kampf gegen den Terror ein. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte dem Nachbarland "jedwede Unterstützung" zu. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Anschläge als "abscheulichen Versuch", die Welt zu terrorisieren. Syriens Machthaber Baschar al-Assad machte den Westen für die Ausbreitung des Terrors mitverantwortlich.