Porträt: Fluorner Urgestein Rudolf Wößner gibt Einblicke in sein Leben / Für Vereinstreue mehrfach geehrt

Fluorn-Winzeln. Da war die Freude bei ihm groß, als er sich unserer Zeitung für einen Pressetermin zur Verfügung stellen durfte. Extra in Schale geworfen hatte er sich dazu. Er trug das Häs des Gesangvereins Frohsinn, er hätte aber ebenso gut das Radler-Trikot anziehen können. Doch er entschied sich für die Kleidung des Männergesangsvereins – nächstes Jahr werden es 70 Jahre, die er im Verein als zweiter Bass singt. Und sich im Radfahrverein engagiert. Sein Name? Rudolf Wößner – manchmal mit Doppel-S, manchmal mit ß. Man kennt ihn einfach, den Rudolf, schließlich ist er 1928 in Fluorn auf der Halde geboren und war zeit seines Lebens in Fluorn ansässig.

Einen Bruder namens Ernst hat er noch, dieser lebt in Marschalkenzimmern. Rudolf selbst ist verheiratet, hat bereits die Diamantene Hochzeit gefeiert. In die Lehre gegangenen ist er als Maurer bei "Pollai", war einige Zeit in Tübingen und wechselte dann nach Freudenstadt.

Das Fluorner Vereinsleben wäre ohne den rüstigen Rentner Rudolf Wößner nicht vorstellbar. Seine Vereinskarriere begann in den 40er-Jahren, als er in den Radfahrverein eintrat, 1952 war er Fahnenträger bei der Fahnenweihe; außerdem brachte er es zum Amt des stellvertretenden Vorsitzenden, das er zehn Jahre innehatte. Zudem fungierte er als Ausschussmitglied oder Fachwart bei den Radfreunden. Im Keller reihen sich ein Drahtesel von 1938, ein Rennrad, ein Korso-Rad und ein E-Bike aneinander. Das E-Bike hat bereits um die 6200 Kilometer drauf und ist erst seit Juli vergangenen Jahres in Gebrauch, sei angemerkt.

Dass Rudolf Wößner 1984 zum Ehrenmitglied des Radvereins Vorwärts Fluorn ernannt worden ist, ist dabei mehr als angemessen. Auch heute noch fährt er Rad: Er fährt mit dem Radtreff sowie an Sonderfahrten rund um den Kaiserstuhl oder Etappen bei der Tour de Ländle. Stolz präsentiert er Zeitungsausschnitte aus längst vergangenen Tagen, ein Rad-Pass, der damals üblich war, zeigt ein Foto des jugendlichen Rudolf Wößner.

Gern erinnert sich Wößner auch an 2008 zurück, als der "Frohsinn" ihn für 60 Jahre Vereinstreue ehrte. Lobende Worte waren recht und auch schnell gefunden: Seit 1960 lässt er seine Stimme im Kirchenchor erschallen und tat vier Jahrzehnte Dienst in der Feuerwehr. Höhepunkt war für ihn in früherer Zeit die Teilnahme am Bundessängerfest in Stuttgart. Ein weiterer Höhepunkt in neuerer Zeit, genauer gesagt in diesem Jahr, waren für ihn die Auftritte am 7. Mai in der Klosterkirche Alpirsbach und am 14. Mai in der Fluorner Kirche mit seinem Gesangverein.

Mittwochs trifft man den rüstigen Rentner mit Gattin Rita auch gerne mal in Seedorf im Schwimmbad an.

Im Flur von Rudolf Wößners Haus im Ortsteil Schwommberg hängen Urkunden, Zertifikate und Fotos aus früheren Zeiten, auf denen Leute abgebildet sind, die teilweise nicht mehr leben. Allem voran die Urkunden zum 30. und 50. Sangesjubiläum im Kirchenchor.

Doch Vereinskenner Rudolf Wößner sorgt sich: "Ach wenn auch heute mehr Mitglieder in den Vereinen wären." Aber es ist eben alles im Wandel. Eines jedoch ist und bleibt sein Motto: "Schaffen, radfahren und singen hält fit."