Foto: Schwarzwälder-Bote

Seine Helden sind Bürger, die den Mund aufmachen, sich wehren. Gegen

Seine Helden sind Bürger, die den Mund aufmachen, sich wehren. Gegen was, ist zweitrangig. Seine Feinde finden sich in der Gemeindeverwaltung und teilweise im Gemeinderat. Manchmal will er poltern, bekommt aber nur ein Räuspern heraus und oft gehen seine hanebüchenen Fehleinschätzungen unter die Gürtellinie. An seltenen Stellen ist er witzig.

Seit fast einem Jahr tobt sich im Internet ein Blogger aus, der sich Fluorn-Winzeln vornimmt. Plakativ geht auf der Startseite die Sonne über einer Wiese irgendwo zwischen Fluorn und Winzeln unter.

Solche Scharfschützen aus dem Hinterhalt des Internets kennt man auch aus anderen Gemeinden. In Rottweil beispielsweise nennt er sich Schantle. Der in Fluorn-Winzeln ist namenlos. Wer hinter den digitalen Angriffen steckt, darüber lässt sich nur spekulieren. Fragt man die Winzler, heißt’s: "Es ist ein Fluorner." Und in Fluorn heißt es: "Es ist ein Winzler." Das muss wohl so sein. Manche vermuten ihn gar in den Reihen des Gemeinderats.

Über die Person sowie über die Art und Weise seiner Auftritte lässt sich trefflich diskutieren. Der Grund, warum der Unbekannte diese Seite betreibt, ist allerdings eindeutig und klar: Die Stimmung in Fluorn-Winzeln ist nicht die beste. Viele Bürger sind mit der Lokalpolitik unzufrieden.

Ein Indiz dafür ist auch die Facebook-Seite "Ratlos in Fluorn-Winzeln". Diese wurde als Reaktion auf die Gemeinderatssitzung im Mai vergangenen Jahres eingerichtet. Damals ging es um die Schließung der Heimbachschule in Winzeln und um die Konzen-tration am Standort Fluorn. Der Facebook-Initiator sieht sich in "Schockstarre" angesichts des Umgangs mit dem Bürgerwillen. Von "Arroganz" und gar "Großmut" ist die Rede. Und der "Namenlose" haut in die gleiche Kerbe. Seine Themen sind breit gefächert, reichen von Polizeimeldungen über Schnipsel aus dem Amtsblatt, Wahlen, Einladungen zu Gemeideratssitzungen, Plakataktionen und Fasnet bis hin zum Schwarzwälder Boten.

Jeder veröffentlichte Artikel über die Doppelgemeinde in unserer Zeitung wird von ihm ergänzt, verfremdet, hinterfragt. Sein neuester Beitrag allerdings entlockt ein Lächeln, ist absurd lustig. Unter der Überschrift "Da läuft einiges, wie es nicht sollte" berichteten wir in der Samstags-Ausgabe über Sandra Kopf aus Fluorn-Winzeln, die sich mit ihrer Initiative für eine sanftere Art des Schlachtens von Nutztieren stark macht. Diese Zeile, so findet der Blogger, verdiene es, der neue Slogan von ganz Fluorn-Winzeln zu werden. "Eine gut bezahlte Werbeagentur hätte es nicht besser auf den Punkt bringen können", schreibt er. "Da läuft einiges, wie es nicht sollte" hätte es verdient, als Aufkleber gedruckt und im Bürgerbüro ausgelegt zu werden.

Denkt man länger darüber nach, passt die Zeile allerdings nicht nur auf die Situation in der Gemeinde, sondern auch auf seinen Internetauftritt. Anderer Meinung sein, sachlich Kritik üben – jederzeit. Sich in der Anonymität des Internets verstecken und nach allen Seiten austeilen – geht nicht. Oder anders ausgedrückt: Da läuft einiges, wie es nicht sollte.

Lieber "Namenloser": Nehmen Sie die Deckung runter, sich ein Herz und Kontakt zu uns auf. Gerne telefonisch, mit unterdrückter Nummer. Wäre ein Anfang.