Backhausverein "Härter Roft" heizt jeden Samstag den Ofen an / Mittlerweile über 100 Mitglieder

Von Petra Haubold

Fluorn-Winzeln. Der Backhausverein "Härter Roft" pflegt in Fluorn alte Bräuche. Die Mitglieder heizen an jedem Samstag den Backofen an. Seit acht Jahren bringt Elfriede Scharf Leben in das kleine Backhaus an der Hauptstraße.

Schon morgens den Duft von frisch gebackenem Brot zu riechen, so wie in der guten, alten Zeit, das ist beim Backhausverein "Härter Roft" in Fluorn an jedem Samstag möglich. Fast 30 Brote pro Backtag kommen aus den beiden Backöfen.

Jeder Handgriff sitzt. Den Teig, den die Frauen am frühen Morgen zu Hause zubereitet hatten und der einige Zeit abgedeckt in Schüsseln ruhte, nimmt Elfriede Scharf heraus und drapiert ihn schwungvoll auf einem Schieber, der sofort in den großen Elektroofen "eingeschossen" wird.

Es sind Handgriffe, die die Hobbybäckerin nun schon seit über acht Jahren macht. Viele Helfer hat sie durch den rührigen Backhausverein mit seinen 25 Aktiven. Dass das Team bestens aufeinander eingespielt ist, zeigt sich an diesem kalten Dezembermorgen. Es herrscht ein Kommen und Gehen zu den beiden Backzeiten, denn viele Bürger aus Fluorn-Winzeln und den benachbarten Orten nutzen die Möglichkeit hier ihr Brot selber zu backen.

Jeden Samstag ab halbneun Uhr steht die 75-Jährige in der Backstube und führt die Anmeldeliste, die zum Backen obligatorisch ist, um möglichst vielen Bürgern das Brotbacken zu ermöglichen. Anhand von Art, Größe und Menge der Brote wird bestimmt, wer wann wie viele Brote backen kann. "Der Ofen muss lange im Vorfeld angeheizt werden, so dass pünktlich um neun Uhr gebacken werden kann", sagt Elfriede Scharf, die ihre Arbeit mit Leib und Seele verrichtet und diese auch noch so lange machen möchte, wie sie kann. Auch für die Nichtmitglieder, die an diesem Tag backen, ist der Duft von frisch gebackenem Brot, der in die Nase steigt, ein Erlebnis: Paul Braun kommt regelmäßig, schon allein weil sich seine Enkelkinder selbst gebackenes Brot wünschen. Seine Frau bereitet den Teig zu.

Schamottsteine speichern die Wärme

Das Brotbacken sei, wenn man den Teig per Hand knetet, richtig schwere Arbeit, weiß der Senior. Aber der Geschmack der Köstlichkeit aus dem Ofen sei es wert. "So etwas gibt es eben nicht alle Tage", schmunzelt Braun.

Im vergangenen Jahr hatte der Backhausverein sein 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Anstoß zur Vereinsgründung war die Entscheidung der Gemeinde, die alten Backöfen im gemeindeeigenen Backhaus nicht mehr zu erneuern. Auch eine Reparatur wäre aufgrund des maroden Zustands zu teuer geworden. An einer Fasnet hatte man dann die Idee, Unterschriften zu sammeln, um Bürger zu finden, die das Backhaus weiter betreiben wollen, erinnert sich Margarethe Kaufmann. Es haben damals viele Bürger Interesse bekundet, weil sie schon vorher regelmäßig gebacken haben. Neue Elektrobacköfen konnten so finanziert werden. "Wir backen das Brot aber nach Holzofenart, denn die integrierten Schamottsteine, die zwar mit Strom angeheizt werden, speichern die Hitze und geben sie gleichmäßig an den Teig ab, so dass er nicht verbrennt", erklärt ihr Mann Wolfgang Kaufmann, der von Beginn an mitmacht und seit etwa drei Jahren Vorsitzender des fast einhundert Mitglieder zählenden Backhausvereins ist.

Die Entscheidung, das Backhaus weiter zu betreiben, war mit viel Arbeit verbunden. Denn etliches wurde in Eigenregie aufgebaut und ausgebaut. In den vergangenen beiden Jahren hatten die Mitglieder in zahlreichen ehrenamtlichen Arbeitsstunden im Nachbarraum der geräumigen Backstube ihr "Stüble" eingerichtet und eine Küche eingebaut. In der mit Tischen und Stühlen versehen rustikalen Gaststube findet heute der gesellige Austausch statt. In diesem gemütlichen Ambiente halten die Mitglieder Versammlungen ab oder feiern auch mal Geburtstage. Auch bei der Nachwuchswerbung war man in diesem Jahr aktiv: Eine Werbeaktion in Bäckerkleidung und mit Leiterwagen, bei der im Ort Rezepte vorgestellt wurden, sei gut angekommen. "Einige neue, darunter auch jüngere Bäcker haben wir gewonnen", freuen sich die Kaufmanns. Wie man denn auf den recht ungewöhnlichen Namen "Härter Roft" komme? "Ganz einfach", lacht Wolfgang Kaufmann: "Die Brotkruste ist nach dem Backen hart. Eine ›harte Kruste" heißt in unserem schwäbischen Dialekt "härter Roft‹."