Markus Knapp und Yvonne Winkler fühlen sich in ihrem ehrenamtlichen Engagement bei der Bruderhausdiakonie sehr wohl und freuen sich, dass sie dabei behinderten Menschen eine Freude bereiten können. Foto: Wolf Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrenamt: Unterstützung im Bruderhaus

Von Peter Wolf

Die derzeitige Flüchtlings-Situation führt der Gesellschaft einmal mehr vor Augen, wie unverzichtbar und dringend geboten die ehrenamtliche Mitarbeit gerade im sozialen Bereich ist.

Fluorn-Winzeln/Rottweil. Auch die Bruderhausdiakonie im Kreis Rottweil ist für ehrenamtlich engagierte Mitbürger dankbar, die sie in der Betreuung von Menschen mit Handicaps unterstützen.

Yvonne Winkler und Markus Knapp wollen darstellen, wie sie dazu gekommen sind, sich bei der Bruderhausdiakonie ehrenamtlich einzusetzen. Vor allem wollen sie aufzeigen, was sie für sich selbst aus ihrer ehrenamtlichen Hilfe mitnehmen.

Yvonne Winkler hat ein Studium zur Grundschullehrerin absolviert, startete aber nach der Geburt ihrer Kinder in Rottweil eine Tätigkeit als Tagesmutter. Über die damaligen Zimmertheater-Intendanten Tina Brüggemann und Tonio Kleinknecht, deren Kinder sie als Tagesmutter betreute, kam sie zusätzlich zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit im kulturellen Bereich, nämlich an der Theatertheke des Zimmertheaters. "Ich habe dabei unheimlich viele wunderschöne Theaterabende erlebt", schwärmt sie fröhlich. Zusätzlich hat sie als Elternbeiratsvorsitzende Erfahrungen gesammelt. Als sie sich wieder verstärkt im sozialen Bereich engagieren wollte, lernte Winkler über eine Freundin die Bruderhausdiakonie und die Möglichkeiten, dort ehrenamtlich tätig zu werden, kennen. "Das hat mich sogleich überzeugt, und so habe ich begonnen, in Rottweil bei der Bruderhausdiakonie mit psychisch kranken Menschen zu arbeiten."

Strahlende Augen

Inzwischen hat sie bei der Bruderhausdiakonie eine "kleine, feine" Teilzeitstelle. "Wir verstehen uns sehr gut. Sie unterstützt mich tatkräftig", unterstreicht Iris Wössner, Bereichsleiterin bei der Bruderhausdiakonie, die unter anderem für das Mehrgenerationenhaus Kapuziner in Rottweil zuständig ist.

Zudem sei Winkler auch ganz spontan bereit, mitzuhelfen, wenn es beispielsweise um ein Catering oder die Mitarbeit am Stadtfeststand gehe. Winkler leitet darüber hinaus ehrenamtlich eine Strickgruppe, die aus aktuellem Anlass um Asylbewerber erweitert worden ist. Und wenn Winkler unterstreicht, wie viel Spaß ihr die Arbeit und der Umgang mit den behinderten Menschen macht, dann strahlen ihre Augen. Man nimmt ihr ab, wenn sie erzählt, wie viel sie an Herzlichkeit, Freude und Dankbarkeit zurückbekomme.

Markus Knapp, beruflich Personal- und Organisationsentwickler, hatte sich bereits zuvor in Stuttgart in einer diakonischen Einrichtung ehrenamtlich engagiert. "Die Liebe hat mich dann in den Schwarzwald verschlagen", erklärt der studierte Berufspädagoge und Soziologe schmunzelnd. Er habe sich wieder nach einer Möglichkeit umgeschaut, ehrenamtlich im sozialen Bereich tätig zu werden. Die Frau eines Arbeitskollegen habe ihn auf das Bruderhaus in Fluorn gebracht.

Konzertbesuch

Knapp organisiert für Menschen des Bruderhauses, die in einem Haus der Einrichtung in der Gemeinde weitgehend selbstständig wohnen und leben können, besondere Ausflüge und Events. So sei ein Bewohner vor Begeisterung schier aus dem Häuschen gewesen, als er diesen zu dem Konzert einer AC/DC-Coverband in den Kulturbesen nach Schramberg mitgenommen habe. "Ich tue dies außerordentlich gern. Das bedeutet für mich ein Stück Entschleunigung. Es sind kleine Dinge, mit denen man diesen Menschen eine Freude bereiten kann, und dies bekommt man auch zurück."

Er habe es leichter, als die fest angestellten Bruderhaus-Mitarbeiter. "Ich bin nicht derjenige, der auch mal Sanktionen festlegen muss", betont Knapp. Inzwischen habe er einen festen Stamm von sieben, acht Bruderhaus-Bewohnern, mit denen er ab und zu etwas unternehme.

"Die sind schon auf mich fixiert. Aber es war wichtig, dass ich von Beginn an ganz klar bestimmte Grenzen aufgezeigt habe, um nicht zuletzt meine Person, meine Privatsphäre zu schützen. Man darf sich nicht völlig einnehmen lassen, damit nicht jegliche Distanz abhanden kommt. Das wird dann aber auch akzeptiert", stellt Knapp ruhig und bestimmt fest. Er sei bislang noch nicht in seinem ehrenamtlichen Wirken enttäuscht worden.

Iris Wössner freut sich darüber, dass sich Winkler und Knapp in ihrem Ehrenamt so wohl fühlen. "Wir brauchen solche Menschen, die sich voller Enthusiasmus, mit Freude und Einfühlungsvermögen für andere, die mit einem Handicap durch das Leben gehen, da sind. Wir sind für jeden dankbar, der sich bei uns ehrenamtlich engagiert und solche Aufgaben übernimmt, die wir Mitarbeiter nicht abdecken können."