Ein Beispiel für Integrationsarbeit in Lauterbach war die Erstellung des Kochbuchs mit Rezepten von Flüchtlingen. Foto: Dold

Integrationsmanagerin Melissa Otte berichtete im Gemeinderat über die Situation der Flüchtlinge im Ort und gab einen Überblick über Probleme, aber auch Erfolge. Der Trend ist eindeutig: Im Jahr 2013 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Lauterbach bei vier Prozent, aktuell sind es 17 Prozent.

„Es gibt immer wieder Fragen zur Integration. Deswegen haben wir Melissa Otte eingeladen“, führte Bürgermeister Jürgen Leichtle ins Thema ein.

„Die Arbeit geht nicht aus“, stellte die Integrationsmanagerin gleich zu Beginn klar. Sie berate in Lauterbach 19 Familien und acht Alleinstehende. Insgesamt seien es aktuell 108 Flüchtlinge, die in Lauterbach das Beratungsangebot des Integrationsmanagement wahrnehmen. Die Herkunftsländer sind Syrien, Ukraine, Afghanistan, Guinea, Kosovo, Nigeria, Palästina, Eritrea und Äthiopien. Hinzu kommen aber noch viele weitere Flüchtlinge, die in den Gemeinschaftsunterkünften leben.

Das Ziel: „Die Menschen sollen lernen, Probleme selbstständig zu lösen. Es soll ihnen nicht alles abgenommen werden“, sagte Melissa Otte. Unterstützen statt bevormunden laute das Motto. „Wir wollen vermitteln und Beratungs- sowie Vertrauensperson sein“, so der Anspruch.

Auch Konflikte angesprochen

Donnerstags von 14 bis 15 Uhr bietet sie eine Sprechstunde im Lauterbacher Rathaus an. Diese dauere mitunter auch mal bis 17 Uhr. Unterstützung gebe es bei vielen Themen wie Leistungsbezug, Wohnungssuche, bürokratischen Anliegen (Ausfüllen von Anträgen) oder die Vermittlung von Kinderbetreuungsplätzen. Thematisiert werden aber auch Konfliktthemen.

Es gebe positive Beispiele von Personen, so die Integrationsmanagerin, die selbstständig würden, die Sprache sprechen und sich beispielsweise über Vereine integrierten. „Integration gelingt nur bei Offenheit von beiden Seiten“, bilanzierte Melissa Otte.

Sonja Rajsp-Lauer wünschte sich, dass die Integrationsmanagerin öfter in Lauterbach sein könne, da es viele Geflüchtete gebe. „Zudem möchte ich die Idee eines Neubürger:innen-Empfangs noch mal ansprechen“, sagte sie. „Wir arbeiten daran“, versprach Leichtle.

Probleme aus medizinischer Sicht

„Was würde Ihnen die Arbeit erleichtern?“, wollte Stefan Weinmann von der Integrationsmanagerin wissen. In Lauterbach laufe vieles gut, sagte Melissa Otte. Sie habe beispielsweise einen kurzen Weg von der Sprechstunde ins Rathaus, so dass Probleme mitunter sofort dort gelöst werden könnten. Nicht einfach sei die Lage beispielsweise bei den Kindergärten, wo es Engpässe und Wartelisten gebe. Dabei sei es wichtig, dass die Kinder den Kindergarten besuchten. „In diesem Alter lernen sie am leichtesten Deutsch“, so die Integrationsmanagerin.

Britta Schondelmaier blickte zurück auf die erste Flüchtlingswelle: „Ohne Ehrenamt wären wir damals auf die Nase gefallen“. Die Hilfe werde weiterhin gebraucht, beispielsweise beim Ausfüllen von komplizierten Anträgen.

Johannes Geprägs sprach ein Problem aus medizinischer Sicht an. So könnten die Flüchtlinge oft kein oder nur wenig Deutsch und die Kinder müssten übersetzen, was nicht immer einfach sei. Da der Arzt hafte, würden manche Mediziner auf den Einsatz eines Dolmetschers bestehen. Melissa Otte sagte, dass es bei Bedarf einen Pool an Dolmetschern gebe.

2,5 Stellen für vier Kommunen

Marcel Dreyer gab einen Überblick über die Organisation des Integrationsmanagement. Dieses sei bei der Stadt Schramberg angesiedelt, aber auch die Gemeinden Lauterbach, Hardt und Aichhalden seien daran angeschlossen.

Die 2,5 Stellen für die vier Kommunen werden bis Ende 2024 vom Landessozialministerium finanziert. Der Gemeinderat Schramberg hat indes zwei Stellen von einer befristeten in eine dauerhafte Anstellung umgewandelt – eben weil die Arbeit nicht ausgehen dürfte, so Dreyer.

Integrationsmanagement

Das Integrationsmanagement
  ist zuständig für die Geflüchteten in Anschlussunterbringung. Flüchtlinge, die neu in Deutschland sind und keine eigene Wohnung finden, werden über das Amt für Aufnahme und Integration (Landratsamt) in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht und in dieser Zeit beraten durch die „Sozialbetreuung in der Vorläufigen Unterbringung“ angeschlossen an das Landratsamt Rottweil.

Nach abgeschlossenem Asylverfahren
oder nach zwei Jahren (bei Asyl) und nach sechs Monaten (bei Ukrainern und afghanischen Ortskräften) werden die Geflüchteten dann den Gemeinden und Städten im Kreis zugewiesen und sind ab dem Zeitpunkt in der Beratungszuständigkeit des Integrationsmanagements. Für alle anderen Migranten gibt es die sogenannte MBE (Migrationsberatung für Erwachsene).