In den 1960er-Jahren waren die Kinder stolz, am Fronleichnamsumzug in Eutingen mitlaufen zu dürfen. Die weiblichen Kommunionkinder liefen nach ihrem ersten Weiß Sonntag im Kleid beim Fronleichnamsumzug mit. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Fronleichnam: Ältere Eutinger erinnern sich an Prozession

Weit über 80 Jahre könnten die Kissen der Fronleichnams-Prozession in Eutingen alt sein. "Als ich klein war, gab es diese schon", erklärt eine fast 90-jährige Eutingerin.

Eutingen. Sie erinnert sich auch an die Symbole, die die Weiß-Sonntags-Kinder getragen haben. Ein Brauch, der heutzutage in anderen Orten nur noch selten gepflegt wird und daher ganz besonders ist. Früher hatten die Kinder zwei Mal Kommunion. Nach der Kommunion, auch Weißer Sonntag genannt, durften sie am Fronleichnamsumzug eine tragende Rolle einnehmen. Wer zum ersten Mal Weißer Sonntag gehabt hatte, durfte die Buchsschlange über die Prozession hinweg tragen. Die Kinder trugen dabei ihre Weiß-Sonntags-Kleider. "Das machten die Mädchen. Die Kerle haben Fahnen getragen", erinnert sich die fast 90-Jährige.

Wer zum zweiten Mal Weißer Sonntag hatte, der trug ein mit einer Kordel verziertes Kissen mit einem Symbol darauf. Die Leidenswerkzeuge wie Hammer, Nägel, Dornenkrone und die Geisel-Säule gibt es ebenso bis heute noch wie das Schild mit der Aufschrift "INRI", das durchstochene Herz Jesu, den Kelch und das Lamm. "Das Herz und das Lamm waren immer sehr beliebt. Wer es tragen durfte, fühlte sich geehrt", erinnern sich ehemalige Weiß-Sonntags-Kinder. Da die beiden Symbole schwer sind, gab es Jahre, in denen sich die Kinder beim Tragen abwechselten. Im Laufe der Jahre nahm die Anzahl der Kinder immer mehr ab. Der Buchs-Kranz verschwand. Heute werden noch die Kissen von den Erstkommunionkindern und den Grundschülern getragen. Doch auch hier kommt es auf die Urlaubszeit drauf an und wie viele Freiwillige sich finden.

Näherin erklärte, wie man richtig läuft

Anfangs liefen die Mädchen noch in Weiß mit, doch später erhielten sie eine blaue Kutte. "Manchen passte das Weiß-Sonntags-Kleid nach einem Jahr nemme", lacht eine Eutingerin. Die Kutten nähte Emilie Kläger, die jährlich die Armlängen und Kuttenlänge anpasste. "Sie hat uns gezeigt, wie man richtig läuft und wie man sich verhält", denkt Katrin Platz zurück, die als Weiß-Sonntags-Kind mitlaufen durfte. Großen Wert sei auf die Genauigkeit gelegt worden.

Früher wurden auch noch Figuren wie die Muttergottes oder der Jesusknabe auf einem Holzgestellt getragen. Um das Holzgestell zu schonen, wurde ein Kranz aus Reisig darumgebunden. Da die Prozessionsstrecke die Eutinger Gassen einschloss, bildeten sich zwei Gruppen. Diese wechselten sich beim Tragen der Figuren ab. Von der Kirche zog die Prozession zum ersten Altar in der Marktstraße (Vordere Gass). Eine Zeit lang war ein Altar auch bei Haueise am Aschenberg, weshalb die Prozessionsteilnehmer die Hauptstraße überqueren mussten. Später kam der Altar vor das ehemalige Uhrenmachergeschäft von Familie Scherer.

Der nächste Altar fand sich an der "Linde" und dann in der Bahnhofstraße beim heutigen Klink-Haus. "Anfangs wurde die Hauptstraße nicht gesperrt, dann isch man übers Gässle zum nächsten Altar", denkt die Eutingerin zurück. Die Straßen waren ebenso geschmückt wie die Häuser. Weiß-gelbe Fahnen hingen am Giebel oder aus den Fenstern heraus. An vielen Häusern fanden sich "Altärle" mit Marienfiguren. Die Straße war am Rand mit Buche-Ästen und Zweigen versehen, in der Mitte fand sich Gras. Den Abschluss hätten die Gläubigen in der Kirche gemacht. Nach der Prozession trafen sich die Kinder auf der Straße und hatten die größte Freude daran, das Gras mit den Zweigen durcheinander zu wirbeln. "Wer die längste Schlange gemacht hatte, gewann", erinnern sich die heute Erwachsenen. Die Straßen seien damals nicht so gut ausgebaut gewesen wie heute, weshalb die Erwachsenen froh über das Kinderspiel waren, mussten sie nachher das Gras nicht mehr so stark zusammenkehren.

Das Häuser Schmücken ist kaum noch üblich

Einige Bestandteile haben über die Jahre hinweg abgenommen. Ältere Eutinger schmücken ihre Häuser entlang der Prozessionsstrecke noch, andere haben aus Altersgründen aufgegeben und die Jugend pflegt den Brauch nicht. Dieses Jahr treffen sich die Gläubigen am Donnerstag, 19. Juni, um 8 Uhr in der Kirche. An der Fronleichnamsprozession nehmen die Ministranten mit Kreuz und Fahnen, die Musikkapelle, die Kinder des Kindergartens und Fähnchenträger sowie die Erstkommunionkinder mit den Kissen, der Pfarrer sowie die Fahnenträger und die Gemeinde teil.