Bürgerinitiative "Nein zum Railport Eutingen" schlägt in offenem Brief an Bürgermeister Armin Jöchle scharfen Ton an

Eutingen. Die Diskussion um die Verladestation "Railport" in Eutingen geht weiter. Nun wendet sich die Bürgerinitiative (BI) "Nein zum Railport Eutingen" in einem offenen Brief an Bürgermeister Jöchle. Darin erklärt die BI in scharfem Ton einige ihrer Argumente und will diesen nochmals Nachdruck verleihen. Zudem erhebt die BI einige Vorwürfe gegen den Bürgermeister.

Die BI schreibt: "Sehr geehrter Herr Jöchle, wie darf man das verstehen? Auf der einen Seite verkünden Sie, dass Sie auf die Bürgerinitiative zugehen möchten und sich dabei einen sachlichen und fairen Umgang miteinander wünschen, auf der anderen Seite nutzen Sie die aktuelle Bezirksrats- und Gemeinderatssitzung, um in einem Monolog die mit großer Mühe zusammengetragenen Daten und Fakten der Bürgerinitiative in ein negatives Licht zu rücken. Am Freitag, 15. Mai, führten Sie ein längeres Telefonat mit dem Sprecher der Bürgerinitiative Michael Platz. Ihm haben Sie bestätigt, dass die Bürgerinitiative sehr gute Argumente vorträgt. Warum haben Sie diese den Räten auf der Sitzung nicht mitgeteilt? Der Ort für Ihren Auftritt war gut gewählt. Keiner der anwesenden Bürger hatte Rederecht, um Ihnen zu widersprechen. Halten Sie dieses Vorgehen für sachlich und fair?"

Die BI formuliert weiter: "Sie zwingen uns, in dieser Form zu antworten – in aller Sachlichkeit."

Dann werden mehrere Punkte von den Gegnern des Railports angeführt:

"1. Es ist richtig, dass der Messpunkt der Verkehrszählung für Eutingen am Segelflugplatz liegt. Darauf haben wir hingewiesen. Es wäre in der Überschrift auf der entsprechenden Seite unserer Präsentation sicher besser gewesen zu sagen, dass sich die absolute Zahl an Lkws wie auch die Lkws pro Minute auf diesem Messpunkt der Gemeinde bezieht. An der subjektiv empfundenen aktuellen Verkehrsbelastung der Bürger ändert dies jedoch nichts.

2. Dass der Railport 224 Lkws mehr bringt, bezog sich eindeutig auf den Messpunkt und nicht auf die Ortsdurchfahrt. Das ist der Präsentation eindeutig zu entnehmen.

3. Sie sagen, dass 80 Container pro Tag 160 Lkw Fahrten ergeben und nicht 224. Wenn Sie die Präsentation genau lesen, finden Sie die Erklärung, die wir Ihnen hier gerne noch einmal geben: Laut Aussage von Metrans (Herr Westphal) sind auf den 80 ankommenden Wagons durchschnittlich 60 Prozent Großcontainer (48 Großcontainer) und 40 Prozent Kleincontainer, von denen sich zwei pro Wagon befinden (insgesamt also 64 Kleincontainer). Das ergibt 112 Ladeeinheiten (LE) ankommend und 112 LE abfahrend, also 224 LE Umschlag und somit 224 Lkw-Fahrten. Die Zahlen stammen übrigens nicht von uns, sondern von Metrans.

4. Auf welchem Weg die Railport Lkws ihren Weg in den Süden nehmen, können Sie nicht beweisen – auch nicht mit einem Gutachten, über dessen Ergebnisse Sie sich offenbar selbst wundern. Wir können es auch nicht beweisen. Wir können lediglich aufzeigen, das die Strecke über die künftige Hochbrücke nach Google deutlich kürzer, schneller und damit preiswerter ist. Jeder muss sich selbst fragen, wie hoch das Risiko ist, dass diese Strecke künftig von den Railport-Lkws auf ihrem Weg nach Süden benutzt wird.

5. Bezüglich der künftigen Größe des Railports wurde von Metrans bisher ein maximaler Umschlag von 25 000 – 30 000 LE genannt. Eine reine Hochrechnung des Tagesumschlages von 224 LE, multipliziert mit 252 Werktagen (Montag bis Freitag) ergibt jedoch bereits 56 500 LE. Eine Erklärung dieser Diskrepanz innerhalb der Metranszahlen sollte in vollem Umfang den Gemeinderäten und den Bürgern zur Verfügung stehen.

6. Professor Bernecker kommt in seiner Studie zu dem Ergebnis, dass Eutingen das Potenzial für einen Railport mit 70 000 LE hat. Das sind keine "Horrorszenarien" sondern einfach nachlesbare Daten und Fakten.

7. Wir haben in unserer Präsentation die Befürchtung geäußert, dass ein Railport dieser Größe eine Logistik-Landschaft nach sich ziehen wird, wie man dies von anderen Railports kennt. Ist das konkret geäußerte Interesse der Spedition Kußmaul zur Ansiedelung am Railport Eutingen der erste Schritt in diese Richtung? Die Antwort darf sich jeder selbst geben.

8. Sie haben sich darüber beklagt, dass nach Ihrer Bürgerinformation zum Thema Railport weder ein Bürger (mit einer Ausnahme) noch die Bürgerinitiative Ihr Angebot wahrgenommen haben, weitere Informationen bei Ihnen einzuholen. Dies verwundert außer Ihnen sicherlich niemanden. Wer will sich schon Informationen an einer Stelle einholen, die nach eigener Aussage schlechtes Zahlenmaterial zur Verfügung hat."

Schließlich wendet sich die Bürgerinitiative noch einmal an Bürgermeister Armin Jöchle direkt: "Auf der letzten Seite unserer Präsentation bieten wir jedem Bürger an, zu allen Fragen persönlich Rede und Antwort zu stehen. Dieses gilt natürlich auch für Sie. Wir können uns aber auch gerne weiterhin auf diesem Wege unterhalten."