Fasnet: Beim Zunftball des Weitinger Narrenvereins "Bettschoner" werden Gemeindepoltitik und Vereine auf die Schippe genommen

Von Harald Mattenschlager

Mit dem glanzvollen Einzug der Maskengruppen eröffnete der Weitinger Narrenverein "Bettschoner" am Fasnetsamstag im närrisch dekorierten und voll besetzten Narrentempel seinen traditionellen großen Zunftball.

E utingen-Weitingen. Musik-Lokalmatador Alex Vees brachte gleich mit der ersten Schunkelrunde Hochstimmung in den Saal. Die neue Tanzgarde zeigte gekonnt einen flotten Marschtanz und nach dem "Abmarsch" folgte mit den "Bänklesängern" einer der Traditionsauftritte beim Zunftball. Musikalisch nahmen Pascal Schmitt und Armin Schwab die Weitinger Narrenwelt fröhlich auf die Schippe. Ebenso traditionell wie die "Bänklesänger" sind die beiden Lieder vom "Jaunerdurscht" und "Ja mir send älles Hemmadglonker", die alljährlich in neuen Strophen die Geschehnisse des letzten Jahres zum Thema haben. Ob der dritte Bänklesänger, Marcus Schweizer, dem berüchtigten "Jaunerdurscht" zum Opfer gefallen war, wurde nicht abschließend bekannt gegeben. In der Gemeinde seien die Weitinger Jauner immer vierter Sieger, wenn es um Investitionsmittel geht, so Pascal Schmitt, "und jetzt wuud ao no ao‘geniert, entgangne Container-Kohle angeführt, wenn mir für Feuerwehr und Halla‘bau, dringend solltet Geld no hau". Dabei sei doch klar: " Des Geld war doch scho lang verplant, die Eutinger hättet abgesahnt, für Großprojekte ganz zentral, die Flecka drumrum send doch egal…".

Nach der Gemeindepolitik kamen im musikalischen Teil die Vereine dran, so der TSV, der in "Liga sorgenlos" spiele und hoffentlich bald wieder aufsteige. Der neue Kirchengemeinderat ist rein weiblich, weshalb die Sänger eine Männerquote einführen möchten. Fünf Weitinger Jungs haben bei einem Weinfest so kräftig gebechert, dass sie sich nicht mehr fanden und jeder im eigenen teuren Taxi heimfahren musste. Im Traditionslied "Jaunerdurst" werden Missgeschicke und lustige Ereignisse humorvoll besungen. In guter Tradition sei die seitherige Tanzgarde nun als neue Fasnetsformation "Kommando Zisch" unterwegs. Im Bürgerstüble finde sich kein Pächter und auch der Ortschaftsrat wolle nicht mehr bewirten, so dass der Ortsvorsteher nun prüfe, ob man nicht einen Swinger-Club dort ansiedeln könne. Statt zum Sängerball in der Halle geht es am Fasnetsmontag zu Mark Schweizer und den "Fanta-Schluckern". Für Ministrant und Jungmusiker David Schiebel erfüllte sich an Ostern der Traum, einmal Messwein versuchen zu dürfen. Ja, der alte Jaunerdurst hat es halt in sich.

Es macht am meisten Freude, wenn man übereinander lachen kann und keine gehässigen Seitenhiebe braucht.

Als Antwort auf Wexit-Forderungen aus Eutingen sangen Pascal Schmitt und Ortsvorsteher Roland Raible mit Schultes Armin Jöchle das Lied von den Eutinger Eise’bahna‘, den Hit bei der diesjährigen Schlüsselübergabe. Motto: Es macht am meisten Freude, wenn man übereinander lachen kann und keine gehässigen Seitenhiebe braucht. Die Maskengruppe "Jaunerschecken" zeigte den lustigen Showtanz "Horst ist ein Held", bei dem Horst (alias Dominik Schmid) den Damen auf Anruf bei allen Problemen weiterhelfen konnte. Neueste Nachrichten aus der Eutinger "Sau- und Mistwirtschaft" brachte Dorfbüttel Andreas Gaus unters närrische Volk (wir berichten noch). Als "Tanzende Vögel" zeigten die Kanoniere einen tollen Showtanz mit Schwarzlicht-Effekten. Beim Gastspiel des Musikvereins unter der Leitung von Fasnetsdirigent Frank Sauter hielt es niemand auf den Plätzen, dies umso mehr, als die Tanzgarde als Cheerleaders kräftig mitmischte. Die Musiker waren allesamt als Pink-Panther kostümiert und spielten als Intro auch diesen Titel und zum Abschluss als Zugabe natürlich den Weitinger Narrenmarsch. In Glitzerkostümen mit Herzen begeisterte die Weitinger Tanzgarde bei ihrem Showtanz mit tollen akrobatischen Einlagen. Pascal Schmitt freute sich darüber, wie schnell die neue Garde ein solch tolles Format erreicht hat und dankte dafür den Betreuerinnen Martina Straßer und Christina Klein sowie für Kostüme Christine Pfeffer und für das Bühnenbild Ewald Schwab.

Einiges zu lachen gab es bei der Beamerpräsentation des Narrenrats über die "Schönsten Fasnetsmomente", moderiert von Daniel Buchmüller. Die Rubriken der zahlreichen Fotos, vorwiegend aus dem Fundus der legendären Fasnetszeitung "Jauner-Bott", waren beispielsweise "Die größten Gesichtsentgleisungen", "Alkohol-Prinzessinnen und Prinzen", "der Schmuud", "Schlafkappen", "Intensivste zwischenmenschliche Beziehungen" und "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm". Der Showauftritt der Urnburghexen trug den Titel "Charleston" und spielte im New York der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Während unten der eine Teil der Hexen den Charleston tanzte machte der andere "Mittagspause in Manhattan" – wie auf dem berühmten Foto beim Bau des Rockefeller-Centers. Eine Vesperpause mit ploppenden Bierflaschen auf einem Stahlträger in schwindelerregender Höhe. Zum Schluss kam die Moderne mit einem rhythmisch zuckenden Hip-Hop-Rapper.

Einstudiert wurde der Showtanz von Karin Koch, die Kulissen gestaltete Ewald Schwab. Für die Licht- und Tontechnik waren Karl Fahrbach und Jochen Teufel zuständig. Narrenpräsident Pascal Schmitt führte gewohnt locker und humorvoll durch das Programm. Danach übernahm der Musiker Alex Vees und zog die Tanzwütigen mit seinen Hits und Evergreens auf die Bühne. Eine lange "Bettschoner"-Nacht schloss sich dem Zunftball an.