Am Mittwochmorgen packten einige syrische Flüchtlinge am Neuen Bahnhof in Eutingen alles ein und zogen nach Horb um. Foto: Feinler

Helfer des Arbeitskreises Asyl sind empört: "Die Arbeit sollen nun andere schultern." Lückenhafte Kommunikation.

Eutingen. Ihr Hab und Gut liegt in der Eingangshalle des Neuen Bahnhofs. In zwei Stunden wird der Großteil der 30 syrischen Flüchtlinge ihr Eutinger Quartier verlassen und in Horb untergebracht. Nur elf Flüchtlinge, die in Eutingen arbeiten, einem Verein angehören oder sich sonst irgendwie in den Ort integriert hätten, bleiben übergangsweise im Bahnhof, erklärt Bürgermeister Armin Jöchle. Sie sollen in der nächsten Zeit in der Anschlussunterbringung in Eutingen eine Bleibe finden.

Der Unmut beim Arbeitskreis Asyl in Rohrdorf ist groß. Denn erst ein Tag, bevor die Flüchtlinge hätten umgesiedelt werden müssen, hätten die Helfer eine Nachricht von der Gemeindeverwaltung erhalten. "Wir haben Wohnungspatenschaften gebildet, waren Begleiter zum Jobcenter, zur Bank, zum Ausländeramt. Wir haben sehr viel Zeit ehrenamtlich aufgebracht und dann müssen wir von den Flüchtlingen erfahren, dass sie den Neuen Bahnhof verlassen und erst vier Tage später bekommen wir eine offizielle Nachricht. So viel ist das Ehrenamt wert. Das ist schade", erklärt die Gruppe.

Dass der Bahnhof nur eine vorübergehende Unterbringungsmöglichkeit gewesen sei, sei allen Helfern klar gewesen. Nach einem Wasserrohrbruch musste eine der fünf Wohnungen geschlossen und die Flüchtlinge verlagert werden.

Einige der Flüchtlinge waren bereits im Laufe des Jahres ausgezogen, weshalb die Zahl von anfangs 70 auf 30 Personen gesunken war. Laut dem Landratsamt hätten zehn Personen eine Aufenthaltserlaubnis, bei 20 laufe das Asylverfahren noch.

Die Mietverträge für die fünf Wohnungen im Bahnhof wurden fristgerecht zum Jahresende zu kündigen, sagt Sabine Eisele vom Landratsamt. Bauliche Mängel und Schäden in einigen Wohnungen seien vorhanden. "Manche Schäden wie Wasserschäden werden vom Eigentümer gar nicht, andere teilweise nicht nach fachmännischen Standards beseitigt", fügt Sabine Eisele hinzu, dass sich die Zusammenarbeit mit dem Eigentümer schwierig gestalte.

Dazu komme, dass die Unterkunft dieser Größenordnung und in diesem Umfeld (ohne direkte Nachbarn, am Umsteigebahnhof des Regionalverkehrs) ein hohes Maß an Betreuung und Beaufsichtigung erfordere. "Dies ist aufgrund der geografischen Lage am Rande des Landkreises mit langen Anfahrtswegen verbunden. Dies führt zu einem überproportionalen Personalaufwand", ergänzt die Sprecherin.

Gemeindeverwaltung in der Zwickmühle

Das Landratsamt wolle aufgrund der zurückgehenden Zahl an Asylbewerbern Überkapazitäten abbauen und zentral gelegene, freie Unterkünfte nutzen.

Die Helfer des Arbeitskreises Asyl in Rohrdorf könnten einige Punkte verstehen. Sie seien froh, dass ihre Schützlinge nun eine Bleibe innerhalb der Stadt, und nicht wie bisher am Rande der Gemeinde Eutingen gefunden hätten. Die Art, wie man jedoch mit den ehrenamtlichen Helfern umgehe, sei beschämend. "Man hat kein Vertrauen in uns, mit dem Thema Verlegung vertraulich umzugehen. Als wir zum ersten Mal von der Verlegung gehört hatten, dachten wir, die Syrer haben das falsch verstanden. Doch der Bahnhof wusste wieder einmal mehr als wir Helfer", erklären diese enttäuscht.

Das Landratsamt, das für die Flüchtlinge zuständig ist, weist alle Schuld von sich. "Die Gemeindeverwaltung wurde bereits am 15. September über die geplante Kündigung informiert. Mit ihr wurde auch vor der Entscheidung, welche Personen wohin verlegt werden, Rücksprache gehalten", sagt Eisele.

Die Information habe die Verwaltung als vertraulich angesehen und sie deshalb nicht an die Helfer weitergereicht. Erst als die Helfer aktiv auf die Verwaltung zugekommen seien, hätte diese die Verlegung bestätigt.

Bürgermeister Jöchle kann den Unmut der Helfer nachvollziehen: "Wir sind nicht direkt autorisiert gewesen. Dürfen wir darüber reden oder nicht?" Seiner Meinung nach hätte aber auch das Landratsamt darüber nachdenken können, wie der Vorgang kommuniziert werden muss. "Das Landratsamt ist für die Flüchtlinge zuständig", sagt Jöchle. Für Schuldzuweisungen sei es jetzt jedoch zu spät, jeder habe aus dem Vorgang gelernt, so der Bürgermeister.

Der Arbeitskreis Asyl aus Rohrdorf hat sich am Vorabend von den Flüchtlingen verabschiedet, zu denen man Kontakt halten wolle. Die Zeit, die einige Helfer bisher aufgebracht hätten, so der Arbeitskreis, würden sie nicht mehr aufbringen: "Die umfangreiche ehrenamtliche Arbeit sollen nun andere schultern."