Kinderhaus Fantadu nimmt an Bewegungsprogramm der Landesstiftung teil / Ziel: Begeisterung wecken

Von Lena Müssigmann Eutingen. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, der bei einem stressigen Alltag aber nicht ausgelebt werden kann. Tanja Kieferle leitet jetzt im Kinderhaus Fantadu ein Sportprogramm, mit dem sie auch Bewegungsmuffel fit machen will.Verwegene Piraten tobten gestern durch das Kinderhaus Fantadu: bärtige Gesellen und säbelrasselnde Seeräuberinnen feierten zusammen mit ihren Eltern ein Piratenfest zum Auftakt des Bewegungsprogramms "Komm mit in das gesunde Boot". Bis zum Frühjahr machen 15 Kindergartenkinder zwischen vier und sechs Jahren wöchentlich zwei Stunden Sport mit Tanja Kieferle aus Göttelfingen.

Sie leitet die Bewegungseinheiten, die von der Landesstiftung Baden-Württemberg bezahlt werden. Das Projekt fand bereits an mehr als 1000 Kindergärten im Land statt und startete im Oktober in Eutingen.

Der Kindergarten hatte sich bei der Landesstiftung erfolgreich um die Teilnahme am Projekt beworben. Tanja Kieferle wurde von der Baden-Württemberg Stiftung als Bewegungsfachkraft geschult und hat das Programm bereits in Göttelfingen und Baisingen angeboten.

Der Piratensong, der zu Beginn jeder Sportstunde gesungen und getanzt wird, eröffnete gestern das Fest. "Wir segeln übers weite Meer, wir kämpfen mutig, aber fair" singen die Kinder und bewegen sich dazu. Die Augen der vierjährigen Jana strahlen – bisweilen ist es auch nur eines, das andere ist durch die Augenklappe verdeckt. "Sie hat viel Spaß beim Piratenturnen", sagt ihre Mutter Margit Geiger. "Auch zu Hause tanzt sie den Piratensong." Geiger gefällt es, dass die Kinder spielerisch an Sport herangeführt werden. "Tanja Kieferle hat selber viel Spaß an Bewegung, das überträgt sich."

Damit ist der Kern des Projekts gut beschrieben. "Es kommt darauf an, was man vorlebt", sagt Tanja Kieferle. Sie selber liebe Sport und ihre Kinder seien ebenfalls sportlich. "Es gibt aber immer mehr bewegungsarme Kinder." Vor allem wenn der Alltag zu straff organisiert sei, bleibe keine Zeit für Bewegung. "Und wenn im Kindergarten schon Defizite entstehen, ziehen die sich meist auch durch die Schulzeit."

Bei einem Elternabend wird Tanja Kieferle Bewegungsspiele erklären, die zu Hause ohne viel Zubehör, etwa mit Joghurtbechern oder Zeitungspapier, nachgespielt werden können. Das Programm zielt darauf ab, Koordination und Kondition der Kinder zu verbessern. In der letzten Phase komme der Wettbewerbsgedanke hinzu, etwa bei Staffelläufen. "Die Kinder müssen lernen, auch mal eine Niederlage einzustecken", sagt Kieferle, "denn spätestens in der Schule kommt das auf sie zu." Allerdings versuche sie, Stärken hervorzuheben. "Das eine Kind ist schnell, das andere kann unglaublich konzentriert mit dem Ball umgehen."

Tanja Kieferle sagt: "Durch die Piratengeschichten bekomme ich auch Bewegungsmuffel dazu, mitzumachen." Bei der Piratenrallye durchs Kinderhaus wagt sich jedoch nicht jeder Seeräuber ins Schwungtuch – Hochseetauglichkeit muss noch trainiert werden.