Landtagspräsident Wilfried Klenk zu Gast beim Hof Schweizer / Frostiges Verhältnis zwischen Norbert Beck und Thomas Kreidler

Von Peter Morlok

Eutingen-Rohrdorf. Wilfried Klenk, neuer Landtagspräsident von Baden-Württemberg, besuchte gestern mit seiner Frau Sigrun den Aussiedlerhof der Familie Schweizer in Rohrdorf.

Der nach der Nominierung von Guido Wolf zum Spitzenkandidaten um das Amt des Ministerpräsidenten auf diesen Posten nachgerückten CDU-Politiker ist auf seiner speziellen "Tour de Ländle", um Land und Leute vor Ort kennenzulernen, wie er in seiner Begrüßungsrede betonte.

Auf Einladung seines Landtagskollegen Norbert Beck sei er in den schönsten Wahlkreis des Landes gekommen. Beck übernahm die Begrüßung, bei der er knapp 40 Personen aus der Kommunalpolitik und dem bäuerlichen Umfeld begrüßen durfte. Landfrauenpräsidentin Julia Vees ließ sich entschuldigen, da sie zur Konfirmation ihres Patenkindes musste. Sie hatte ihrem Parteikollegen aufgetragen, die Schweizers als guten Ausbildungsbetrieb zu loben.

Mit von der "Landpartie" war auch der stellvertretende Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Freudenstadt, Thomas Kreidler, der Herausforderer von Beck für die kommende Landtagswahl. Vom früher eher freundschaftlichen Verhältnis zwischen den beiden war nicht mehr viel übrig. Um dies festzustellen, musste man nicht über Insiderwissen verfügen, einmal richtig hinschauen reichte.

Der Heimvorteil lag bei diesem Präsidenten-Besuch (noch) bei Beck, der mit den Familien von Hermann Schweizer und seinem Sohn Johannes den Besuch aus der Landeshauptstadt über das Anwesen führte. Wilfried Klenk konnte sich mit den Schweizers auf Augenhöhe unterhalten, stammt er doch selbst aus einem kleinen Weiler – zwei Häuser links, drei rechts – und kennt die dörflichen und landwirtschaftlichen Strukturen bestens.

Bürgermeister Armin Jöchle freute sich, dass die Spitzenpolitik an die Basis, auf einen familiengeführten Bauernhof, kam und nutzte die Gelegenheit, auf die Probleme der hiesigen Landwirtschaft hinzuweisen. Neben den allgemeinen Schwierigkeiten, den so ein Betrieb heute hat, sei auch ein gesundes Betriebswachstum kaum mehr möglich.

Landwirtschaftliche Flächen gehen in der kleinräumigen Gäulandschaft für infrastrukturelle Maßnahmen wie Straßenbau drauf, hob Jöchle einen Punkt hervor, zu deren Problembewältigung er die Unterstützung der Landesregierung einforderte. Jöchle relativierte, dass der Zwiespalt bei den vielen kommunalpolitischen Themen nicht durch einen Besuch des Landtagspräsidenten gelöst werden können.

Wilfried Klenk hörte sich die Wehklagen der örtlichen Politprominenz geduldig an, sprach mit den Schweizers betriebsbedingte Probleme an, bedauerte jedoch, dass er nicht mehr operativ eingreifen dürfe, da das neue Amt dem Sozialexperten eine hohe Neutralität über alle Partien hinweg vorgebe.

Der Regen wurde beim Hofrundgang immer stärker, die Regenschirme knapper und da kam es gerade recht, dass die Garagen mit Biertischgarnituren "zugeparkt" waren und man sich im Trockenen zu einem politischen Stammtisch versammeln konnte.

Norbert Beck freute sich, dass er nicht durch ein Amt zur Neutralität verpflichtet sei und er deshalb "so schwätzen kah, wi i will". Er holte zum Rundumschlag in Richtung Grün/Rot aus, kritisierte, dass die Regierungsparteien nicht sparten und sich nicht um den Bürgerwillen scherten. Beim Naturpark hätten sie ganz klar dieses Wahlversprechen gebrochen.

Auch die Polizeireform kam auf den Prüfstand. Er erkundigte sich bei Jöchle: "Armin, kennst du noch eine von den Kappen, die jetzt in Tuttlingen sitzen?" und bemängelte, dass die kurzen Wege für die Bürgermeister zu den Polizeiposten abgeschnitten seien.

Natürlich machte Beck auch die große Kiste "Bildungspolitik" auf und fuhr rhetorisch die schlechten Straßen in der Gegend ab. Klenk wiederum sagte, dass man der Politikverdrossenheit nur dann Herr werden können, wenn alle Parteien mehr Profil zeigen würden und wenn man nicht nur auf hohem Niveau jammern würde.

Die Zukunft des Landes schätzt er jedoch nicht wirklich rosig ein. Zu viel Schulden für Konsum würden angehäuft. "In dieser Stunde, die wir nun auf dem Hof sind, zahlt das Land 200 000 Euro an Zinsen für seine 40 Milliarden Euro Schulden", nannte er eine Zahl. "Wann und wie wollen wir dieses Schulden zurückzahlen"? Eine Frage, auf die selbst die CDU keine Antwort weiß.