Hans Fidomski feierte seinen 90. Geburtstag. Unser Foto zeigt ihn inmitten seiner Sängerkameraden vom "Liederkranz", flankiert vom Vorsitzenden Dirigent Matthias Heid (rechts) und Dietmar Kurz (links). Foto: Mattenschlager Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubilar: Hans Fidomski feiert 90. Geburtstag und 70 Jahre in Weitingen / Ostpreußisches Familienidyll zum Kriegsende zerstört

Euti ngen-Weitingen. Ein Ständchen zum 90. Geburtstag brachte der Männergesangverein Liederkranz seinem aktiven Sänger Hans Fidomski am Donnerstagabend im Gasthaus Löwen.

Fidomski gehört dem Chor seit 1969 bis heute als aktives Mitglied an und singt im zweiten Bass. Mit 48 Jahren aktivem Singen im Chor zählt der Jubilar zu den treuesten Sängern und lässt selten eine Singstunde und schon gar keinen Auftritt ausfallen. Eine stattliche Sammlung an Sängergläsern belegt die Zuverlässigkeit und Sangesfreude des Jubilars.

Sänger-Chef Dietmar Kurz ging in seiner launigen Laudatio darauf ein, wie der Jubilar nach Weitingen kam. Er wurde am 19. Januar 1927 als ältestes von acht Kindern der Eheleute Josef und Maria Fidomski in Lemitten auf einem großen Gutshof in Ostpreußen geboren, wo sein Vater arbeitete. Der Vater führte auch seinen ältesten Sohn Hans nach der dort Schule ein. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das ländliche Familienidyll der Fidomskis wie vieler anderer ostpreußischer Familien zerstört.

Der Vater wurde 1944 in die Wehrmacht eingezogen und die Mutter stand mit den acht Kindern alleine da. Tod und Verwüstung durch wechselnde militärische Herrschaft deutscher und sowjetischer Truppen bestimmten nun den Alltag.

Zu Jahresbeginn 1945 kam die Nachricht, dass der Vater mit 44 Jahren in Luxemburg gefallenen war. Die Familie flüchtete vor der herannahenden Roten Armee. Mit dem Allernotwendigsten bepackt, schloss sich die Mutter mit ihren acht Kindern dem großen Flüchtlingstreck über das zugefrorene Frische Haff an. Die jüngsten Kinder wurden auf dem Rücken und auf dem Schlitten transportiert.

Die Flüchtenden wurden durch feindliche Flugzeuge beschossen, weshalb die Flucht von den Tages- in die Nachtstunden verlegt wurde. Meerwasser stand auf dem Eis, an dünneren Stellen brachen die Fuhrwerke ein.

Tagsüber suchten die um ihr Leben bangenden Menschen Schutz in den angrenzenden Wäldern entlang der Küste. Nach sechswöchiger Flucht mit großen Entbehrungen und schrecklichen Erlebnissen gelangte man nach Dänemark.

Dort wurde Hans Fidomski von seiner Familie getrennt und von der deutschen Besatzungsmacht als 18-Jähriger noch für kurze Zeit zum Kriegsdienst eingezogen. Eine auf der Flucht erkrankte neunjährige Schwester starb an Entkräftung. Nach zweijährigem Aufenthalt in einem Internierungslager mit 36 000 Flüchtlingen wurde die Familie in die französische Besatzungszone in ein Flüchtlingslager im oberschwäbischen Biberach verlegt, ehe sie in Horb und im März 1947 als zweite der vier Flüchtlingsfamilien in Weitingen Aufnahme fand.

Hans Fidomski, seine beiden Brüder Erich und Alfred sowie seine Schwester Irmgard, verwitwete Fischer, blieben in Weitingen und gründeten hier ihre Familien. 1956 schloss der Jubilar die Ehe mit Maria, geborene Schiebel, mit der er im Mai 2016 Diamantene Hochzeit feierte und die Ende letzten Jahres nach langer Krankheit verstorben ist.

Mit ihr betrieb er neben seiner Arbeit, die ihn später zu IBM führte, eine kleine Landwirtschaft. Seine erste Arbeit in Weitingen fand er beim Abbruch der großen Zehntscheuer auf dem Kirchplatz.

Aus der Verbindung der langjährigen Eheleute gingen die Töchter Maria, Hildegard und Irmgard sowie zwei Enkel hervor. Während die beiden Brüder beim TSV Weitingen Anschluss fanden und zur Meistermannschaft 1962 gehörten, schloss sich der Jubilar den Sängern an. Dem Verkehrsverein gehört er als förderndes Mitglied an.