Dutzende alte Fahnen der Eutinger Vereine hängen am Sonntag im Museumsschuppen aus. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Interessierte können morgen im Museumsschuppen allerhand über die gesammelten Vereinsflaggen erfahren

Die verschiedensten Flaggen von Eutinger Vereinen werden morgen bei der Sichelhenke ausgestellt und präsentiert. Manche der Fahnen haben damals ein Vermögen gekostet.

Eutingen. Die Fahne des Eutinger Sportschützenvereins lag als Tischdecke auf dem Stubentisch von Familie Schach, als französische Soldaten 1945 Eutingen besetzten. "Meine Mutter hat sich stark dafür eingesetzt, dass die Fahne in Eutingen blieb. Die Besatzungsmacht hätte sie sonst mitgenommen und dann wäre sie für immer verschwunden", erinnert sich Hermann Schach, der damals noch ein Junge war.

Weitere Geschichten zu den Eutinger Fahnen können Gäste am Sonntag, 18. September, im Eutinger Museumsschuppen am Alten Bahnhof erfahren. Bei der 35. Sichelhenke zeigt Heimat und Brauchtum die Sonderausstellung zu Eutinger Vereins- und Jahrgangsfahnen.

Zur ältesten Fahne in der Gemeinde gehört die des Militärvereins Eutingen, der 1896 gegründet wurde. Bereits drei Jahre nach der Vereinsgründung feierten Mitglieder und Bürger mit einem großen Fest am Pfingstmontag die Fahnenweihe. "Das ist wirklich eine schöne Fahne, die sehr aufwendig hergestellt wurde", beschreiben und zeigen die Mitglieder von Heimat und Brauchtum die beidseitig gestaltete Fahne.

Auf der einen Seite ist ein "zeitgenössisches Soldatenbild mit Huldigung an Volk und Vaterland" zu sehen. Ein Blick auf die andere Seite zeigt ein gesticktes Wappen des Königshauses Württemberg. Die Fahnenfabrik Böbel, Hoflieferant aus Stuttgart, stellte die Fahne zum Preis von 400 Mark her. "Zum Vergleich: Das Festessen zur Fahnenweihe kostete einschließlich eines halben Liters Wein zwei Mark, der Tageslohn eines Maurers betrug drei Mark", erklärt Willi Schaupp. Zur Fahnenweihe wurde eigens eine Medaille hergestellt, die auf der Vorderseite "König Wilhelm II. – König von Württemberg" zeigt und auf deren Rückseite der Text zur Erinnerung an die Fahnenweihe am 22. Mai 1899 eingeprägt ist.

Auch der Sportschützenverein, der ehemalige Liederkranz und die Feuerwehr Eutingen präsentieren ihre Fahnen am Sonntag. 1926 wurde die Fahne des ehemaligen Radfahrervereins geweiht, die lange Zeit verschollen galt und nun wieder in die Heimat zurückgekommen ist (wir berichteten). Sie sei auch ausschlaggebend, dass die Ausstellung unter dem Motto "Fahnen aus Eutingen" stehe.

Zu sehen sind auch die Jahrgangsfahnen. Bei den Vorbereitungen waren bereits die Fahnen der Schuljahrgänge 1940, 1941, 1947 und 1954 ausgestellt. "Viele Jahrgänger haben zur 20er-Feier oder zur Hochzeit eines Kameraden eine Fahne gemacht", zeigen Mitglieder von Heimat und Brauchtum auf die kreativen Fahnen. "Die 13 Hungerleider" erinnert an den Jahrgang 1947, der nur wenig zu essen hatte. "Da war einer dünner, als der nächste. Wir waren alle unterernährt", weiß Gerhard Raible. Der Jahrgang 1941 stellte seine Fahne unter das Motto "Club der Frühheimkehrer", auf der die Namen der Jahrgänger auf der Vorderseite verewigt wurden. Im Bestand von Heimat und Brauchtum war bereits die Jahrgangsfahne von 1908. Weitere Seltenheiten wie die Fahne "Klub der Ungeküssten" und weitere gibt es bei der Sichelhenke zu sehen.

Für die Bewirtung sorgt am Sonntag der Gastgeber, die Eutinger Narrenzunft, die in der Hexenküche Pfannabeetle und im Narrenschuppen eine kulinarische Vielfalt anbietet. Dort spielt auch die Musikkapelle Eutingen.