Als römischer Gott Bacchus erklärte Matthias Seitz den Teilnehmern der Führung die Zwölfgötter von Rohrdorf. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Bacchus leitet Führung zu römischen Gottheiten / Kamen Bewohner der Halle aus der Schweiz? / Diana ursprünglich eine keltische Göttin

Von Alexandra Feinler

Eutingen. Der einzige in Europa noch existierende dreidimensionale Nachweis einer Götterhalle liegt auf der Gemarkung Rohrdorf. Das erfuhren 20 Interessierte bei der Führung zu den Zwölfgöttern.

"Salvete, seid gegrüßt. Mein Oberboss Jupiter hat mich abkommandiert, euch die Götterhalle zu erklären", begrüßte Matthias Seitz als römischer Gott Bacchus die Teilnehmer. In Leinen gewickelt, mit Lederschuhen und einem Weinreben-Kopfschmuck versetzte er das Ganze um 2000 Jahre zurück.

Es gebe viele Malereien und Reliefs zu Götterhallen, erklärte er. Doch in der Gemeinde Eutingen existiere der einzige dreidimensionale Nachweis einer Götterhalle in ganz Europa. Eine Beschreibung, die Rohrdorfs Ortsvorsteher Rolf Walddörfer gefallen haben muss, liegt der Fund doch auf Rohrdorfer Gemarkung.

Bacchus: "Keiner passt so gut wie ich"

Um das damalige Geschehen und die Bedeutung der Halle zu erklären, habe Jupiter ihn, Bacchus, geschickt – den Gott des Weines und der Lustbarkeit und somit den richtigen Gott für das Fest zum 40-jährigen Bestehen der Gemeinde. "Die Götter haben heute keine Bedeutung mehr, weshalb ich das ändern soll", lachte der Archäologe. Jupiter hätte auch andere Götter aus der ehemaligen Götterhalle schicken können, doch keiner würde so gut passen wie er.

Mercurius, der Götterbote, aber auch der Gott der Händler und Diebe, sei zu riskant gewesen. Man wolle das Schicksal nicht herausfordern und die Besucher nicht berauben. Minerva als Göttin der Handwerker und Lehrer wäre in Frage gekommen, würde sie nicht auch noch die Kriegsführung unter sich haben.

Hercules, der Held, der Sportstätten-Beschützer, käme bei einem sportlichen Ereignis besser zur Geltung. Diana wäre als Mondgöttin zu mysteriös und Apollo als Gott der Mäßigung ein Spielverderber gewesen.

Der Obergott Jupiter habe keine Zeit gehabt, musste er sich doch um seine Frau Juno kümmern. Sie sei jedoch mit ihrer Fürsorglichkeit eine Stimmungsvermieserin. Der Kriegsgott Mars würde die Leute exekutieren, Venus als Liebesgott lenke das Fest in die falsche Richtung und Ceres sei eher für Ackerfrüchte und die Ehe zuständig.

Mit diesen Erklärungen zu den Gottheiten fasste Matthias Seitz die Götterhallen-Beschreibung zusammen und meinte, dass Teile der Götterstatuen bereits 1840 entdeckt wurden. 2003 legten Archäologen den einmaligen Fund frei und erkundeten die Geschichte der ehemaligen Villa Rustica.

Bei dieser handle es sich um eine kaiserliche Domäne, die zur Versorgung des Militärs gedient hätte. Eutingen liege an der Römerstraße nach Rottenburg, wo zu damaliger Zeit viel Handel betrieben wurde. "In schlechten Zeiten haben die Menschen zwei Mal den gleichen Gott als Statue aufgestellt, um doppelten Schutz zu erhalten", erklärte der Archäologe das doppelte Vorkommen von Mercurius.

Da von den Götterstatuen nur Bruchteile gefunden wurden – bis auf den beschädigten Torso des Mars – können die Farben der Statuen nicht mehr nachempfunden werden.

Die Besucher wollten wissen, wieso die Götterhalle in einem Tal und nicht auf der Höhe gebaut wurde. Die Halle liege Richtung Süden und direkt an der ehemaligen Römerstraße, so Seitz. Vor den Römern regierten die Kelten in der Gegend. Sie wanderten jedoch aus und so gab damals es keine Struktur mehr.

Die Zurückgebliebenen hätten sich den Römern unterworfen, doch einige Gottheiten behalten. So sei Diana eine keltische Göttin, die ihren Ursprung im Schwarzwald habe und von den Römern übernommen wurde. Zu diesen gehörten Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern, weshalb einige Römer dunkelhäutig waren.

Woher die Römer kamen, die in Rohrdorf gelebt hatten, können die Archäologen nicht sicher sagen. "Sicher ist nur, dass es keine Römer aus Rom waren", sagte Seitz. Ein Zuhörer habe gelesen, dass sie aus der Schweiz kamen.

Viele Fragen beantworteten die Archäologen bei der Erkundung der Götterhalle, doch manches konnten sich auch die Experten nicht erklären. Die Original-Funde werden in Rastatt aufbewahrt. Im Eutinger Rathaus sind Kopien einiger Götterköpfe und bedeutender Funde.

Diese zeigte Matthias Seitz Interessierten und schloss so seine einstündige Führung durch die Zeit der Zwölfgötter ab. Mit Stolz verkündete er, dass Rohrdorf durch seine Funde zur Römerstraße Neckar-Alb-Aare gehöre.