Verantwortliche rühren Werbetrommel für Güterverladestation / Unternehmen sehen enormen Bedarf / Rund 100 Lkws pro Tag

Von Martin Dold

Eutingen. Die wichtigsten Zahlen vorweg: Drei Prozent der LKW-Anlieferungen für die Güterverladestation sollen aus dem Kreis Freudenstadt kommen und damit durch Eutingen rollen – der große Rest soll über die Autobahn aus Richtung Stuttgart kommen.

Und diese Lastwagen fahren schon bislang durch Eutingen, nur laden sie die Container der Firmen aus dem westlichen Landkreis eben an anderen Verladestationen ab.

Dass das Thema die Bürger der Gemeinde sehr beschäftigt, wurde im Gemeinderat deutlich, kamen doch rund 50 Personen zur Sitzung. Dort wurden erstmals die Planungen vorgestellt – und es wurde sogar international: Jiri Samek aus Tschechien, Chef von Metrans, war zu Gast.

Die Werbetrommel für die Verladestation wurde von mehreren Seiten intensiv gerührt. Neben Samek auch von Metrans-Prokurist Holger Westphal, Thomas Walter von der IHK Nordschwarzwald, Kurt Plathe von der Spedition Kußmaul, der in Nagold ein solches Terminal betriebt, und nicht zuletzt Bürgermeister Armin Jöchle.

Ein Gutachten der Landesregierung, so Jöchle, habe die Brachfläche am Bahnhof Eutingen als idealen Standort für eine dringend benötigte Verladestation ausgemacht. Diese wird gebraucht, um mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bekommen – ein erklärtes Ziel der grün-roten Landesregierung. Metrans habe Interesse an dem Vorhaben bekundet. Allerdings: "Nur wenn die Bereitschaft auf kommunaler Seite vorhanden ist".

Die Zufahrt soll nicht über das Gewerbegebiet, sondern über eine separate Anbindung an die B 28 erfolgen. Gespräche mit dem Land liefen hierzu bereits. Die Anbindung soll im Bereich der bisherigen Zufahrt zur Erddeponie erfolgen, die an der Flugplatzkreuzung beginnt. Das Umspannwerk am Bahnhof soll bestehen bleiben.

Jiri Samek stellte sein Unternehmen vor, an dem die Gesellschaft des Hamburger Hafens 86 Prozent der Aktien hält. 250 Millionen Euro Umsatz werden jährlich mit Verladestationen generiert. Baden-Württemberg sei hingegen ein weißer Fleck, was sich ändern solle. Zudem sei Metrans die Ökologie wichtig, man wolle nicht die Menschen und Region belasten.

Andere Terminals an der Kapazitätsgrenze

Holger Westphal ging bei dem Projekt ins Detail. Metrans sorge für den Umschlag von Gütern von der Schiene auf die Straße und umgekehrt. Als Abnehmer kämen Unternehmen im Umkreis von 70 Kilometern in Frage.

Die Terminals in Stuttgart und Kornwestheim platzten aus allen Nähten, Erweiterungen seien dort nicht mehr möglich. Wenn nun keine neuen Terminals geschaffen würden, würde der Lkw-Verkehr noch weiter zunehmen. "Eutingen ist optimal für das Terminal", betonte Westphal.

Angeliefert würden die Container vor allem von Betrieben aus den Landkreisen Esslingen, Böblingen, Göppingen und Reutlingen – und somit vor allem über die Autobahn und die Umfahrung Ergenzingen. Pro Tag sollen 80 bis 100 Lastwagen das Terminal anfahren. Gefahrgüter sollen höchstens ein Prozent ausmachen, vielmehr sollen vor allem Konsum- und Exportgüter umgeschlagen werden. Geschaffen werden 15 bis 20 Arbeitsplätze.

Entstehen soll die Verladestation zwischen den bisherigen Gleisen und dem dahinter liegenden Gewerbegebiet. Ein Gleis soll wieder aufgebaut werden, im Terminal selbst würden vier Gleise mit einer Länge von 350 Metern entstehen. Diese würden von 18 Meter hohen elektrischen Portalkranen überspannt, die die Züge be- und entladen. Eingesetzt werden sollen nur Elektroloks, die leiser als Dieselloks sind.

Be- und entladen werden sollen ein bis zwei Züge pro Tag. "Mehr ist nicht möglich", stellte Westphal klar. Zudem sei ein Betrieb nachts und an den Wochenenden nicht geplant und im Übrigen auch nicht wirtschaftlich, ergänzte Jiri Samek. Auch könnten die Lastwagen nachts und am Wochenende ihre Ziele – die Unternehmen – überhaupt nicht anfahren.

Thomas Walter von der IHK erklärte, dass die Unternehmen der Region einen großen Bedarf für so ein Terminal hätten. Der Standort Eutingen mache auch ökonomisch Sinn. Und: "So wären künftig auch weniger 40-Tonner auf der Straße". Er brachte noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: Nach der Fertigstellung des Gotthard-Tunnels werde die Schweiz den Lkw-Verkehr zurück drängen. Dann gebe es auch hierzulande mehr Bedarf für Güterverkehr – und eben einen solchen Umschlagplatz wie in Eutingen geplant.

Kurt Plathe betonte die Bedeutung des Vorhabens für die regionale Wirtschaft: "Nur so können die Unternehmen auch künftig ihre Produkte termingerecht liefern". Aufgrund des demografischen Wandels fehlten schon bald Lkw-Fahrer, worunter die Firmen leiden würden. "Das Terminal dient der Raumschaft und sichert Arbeitsplätze", sagte Plathe. Sein Appell an die Gemeinderäte und Bürger: "Stehen Sie zu dieser Region".

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