Spaziergänger hatten im Tübinger Weg in Eutingen "Störche" gesichtet. In Wirklichkeit waren es scheue Graureiher, die eigentlich am Ufer des Neckars leben und Tagesausflüge nach Eutingen machen. Foto: Feinler

Seltene Vögel sind im Gäu immer wieder zu beobachten. Ernährung von Fisch auf Mäuse umgestellt.

Eutingen - Sind die Eutinger wieder produktiv? Oder wieso entdecken Spaziergänger "Storchengeschwader" im Tübinger Weg?

Bereits im August vergangenen Jahres wurden 26 Störche in der Nähe des Tübinger Wegs gesichtet. Auch wenn Unbekannte sich diesen näherten, bewegten sie sich kaum.

Naturschützer vermuteten damals, dass diese auf der Westroute zu ihrem Winterquartier eine Pause in Eutingen einlegten. Die feuchten Wiesenflächen seien zur Nahrungsaufnahme perfekt, waren sich damals die Vogelexperten einig.

Ein ähnliches Bild soll sich jetzt im Tübinger Weg erneut gezeigt haben. Die Störche schienen von weitem aber schon "eingegangen zu sein".

Nach mehrmaligem Beobachten stellte sich heraus, dass die vermuteten Störche in Wirklichkeit Graureiher sind. Diese sind wesentlich kleiner als die Weißstörche vom Vorjahr und haben während des Flugs stärker gebogene Flügel. Auch das gräuliche Federkleid lässt sie zuordnen.

Nun ging das Rätsel los. Woher kommen die Graureiher? Im Neckartal hatte man schon öfter von einem großen Schwarm gehört, doch wieso verirrt sich ein Schwarm immer wieder nach Eutingen? "Im Neckartal gibt es eine Kolonie, von dort aus fliegen die Reiher auf die umliegenden Flächen", meint ein Vogelkenner und Naturschützer aus Eutingen.

Wer in Fachbüchern nachschlägt findet weitere Erläuterungen: "Graureiher nutzen Weideflächen, die sich in umliegender Entfernung vom nächsten Gewässer befinden."

Da Eutingen einige Grünflächen besitzt, könnten sich die Graureiher dort wohlgefühlt haben. Die Vögel bauen ihre Nester häufig auf Bäumen. Wenn der wählerische Graureiher keinen geeigneten Baum für die Brut findet, brütet er sogar auf Sträuchern oder am Boden.

In Eutingen wurde jedoch wahrscheinlich kein Brutplatz gesucht, denn das machen Graureiher im Frühjahr. Außerdem brüten sie in der Kolonie. Die gesichteten Graureiher waren wohl auf Nahrungstour. Ihre Lieblingsspeisen wie Fische oder Frösche werden sie wohl kaum in Eutingen gefunden haben.

Das wunderte auch die Eutinger: "Was machen die seltenen Gäste hier?" Der seltene Anblick sei jedoch gar nicht so außergewöhnlich, schreibt der Eutinger Naturschützer und erklärt: "Graureiher haben sich in den vergangenen Jahren gezwungenermaßen, wegen Nahrungsmangel, anstatt auf Fisch teilweise auf Feldmäuse umgestellt."

Da es in Eutingen viele große Flächen gibt, kommen die Mäuse häufig vor. Und wer die Natur während des Sommers beobachtet hat, dem fiel ein einzelner Graureiher immer wieder auf. Vielleicht war er auch der Vorbote der anderen. Wann die Graureiher ihren Flug in den Süden starten, ist nicht bekannt. Nach Angaben von Experten gibt es Rassen, die in Deutschland überwintern. Somit könnte in Eutingen vielleicht noch öfter "Storchalarm" herrschen.