In der Grundschule Eutingen wird es weiterhin die Bundesjugendspiele mit weiten Sprüngen und schnellen Läufen geben. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei den Bundesjugendspielen ziehen alle an einem Strang / Abschaffung ist hier ein Fremdwort / "Hier wird Gemeinschaft vermittelt"

Von Alexandra Feinler

Eutingen. Die Online-Petition von Christine Finke aus Konstanz, die die Bundesjugendspiele deutschlandweit abschaffen will, hat in der Grundschule wenig Erfolg. Rund 200 Schüler traten gestern zu den drei Disziplinen an.

"Wir werden unsere Bundesjugendspiele beibehalten", ist sich Sportlehrerin Daniela Flaig sicher. Die Kinder sind zwar nach dem 50-Meter-Sprint außer Atem und etwas erschöpft, doch die Erst- bis Viertklässler haben ihren Spaß. "Das ist besser als Unterricht", sind sich die Schüler der Klasse 3b aus Weitingen einig. "Aber Unterricht macht auch Spaß", wirft Alesia ein.

Tagesrekord beim Ballwurf liegt bei 42 Metern

Schon läuft die Gruppe zu ihrer ersten Disziplin: dem Ballweitwurf. Jeder Schüler bekommt mit dem 80 Gramm-Ball einen Probewurf, dann folgen drei Wertungswürfe. Der Tagesrekord liegt bei 42 Metern. "Zeig uns, was du kannst, Marlon", ruft Lehrerin Susanne Pantelmann zu. Marlon nimmt Anlauf und wirft den Ball, so weit er kann. Nach immerhin 22 Meter landet dieser auf dem Boden.

Die Eltern schauen gleich auf die Maßbänder und teilen den Lehrern die Leistung mit. An jeder der drei Stationen helfen die Eltern und sind somit wie Kampfrichter ein wichtiger Bestandteil der Bundesjugendspiele.

Nachdem jedes Kind seine Würfe absolviert hat, geht es zur nächsten Station. Am Sandfeld streichen die Eltern noch einmal den Sand glatt, dann können die ersten Kinder Anlauf nehmen und springen. Auch hier gilt: Ein Probesprung, drei Wertungssprünge. Hanna und Asude haben sich wohl abgesprochen, denn die beiden Freundinnen landen genau bei 2,70 Meter. "Das war ein Zufall", lachen die beiden und freuen sich über die Leistung. "Das nächste Mal überhole ich dich", sagt Hanna. So wird immer wieder unter den Schülern gewitzelt.

Den sozialen Druck, der Schüler laut der Journalistin Christine Finke demotiviert, spürt man in Eutingen nicht. Die Online-Petition gegen die Bundesjugendspiele setzt sich in Eutingen wohl nicht durch. "Hier wird ein Gemeinschaftsgefühl vermittelt", weist Daniela Flaig auf die gemeinsamen Warm-Mach-Runden hin. "Die Kinder gehen an ihre Grenzen, lernen aber auch, mit Erfolg und Misserfolg umzugehen. Das brauchen sie fürs spätere Leben."

Kinder, die im Unterricht nicht ganz so gut seien, würden bei den Bundesjugendspielen oft ihre Stärken zeigen können. Zudem erhalte jedes Kind eine Teilnehmerurkunde, die die Bestzeiten der drei Disziplinen aufweist. "Toll, dass du dabei warst", steht an oberster Stelle geschrieben.

Aufmunterung nach Enttäuschungen folgt sofort

Die besten Schüler werden nochmals mit einer extra Urkunde ausgezeichnet. "Wir haben uns überlegt, die Bundesjugendspiele etwas zu modernisieren – eine Art Mehrkampf oder ähnliches anzubieten. Doch die bisherige Form hat sich bewährt, denn wir sind mit den Eltern ein eingespieltes Team", sind sich die Lehrer einig.

Das zeigt sich beim Kurzstreckenlauf auf 50 Meter. Während eine Mutter das Kommando gibt, stoppen am anderen Ende der Bahn zwei weitere Mütter die Zeit. Und kommt ein Kind nach seinem Sprint etwas enttäuscht am Ziel an, haben sie gleich aufmunternde Worte. Kein Anzeichen also von Demotivation und Erfolgsklassenbildung, sondern eher von sportlichem Ehrgeiz und starkem Zusammenhalt.