Else Wally – auch mit 80 noch so jung und dynamisch wie zu früheren Zeiten. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Beliebte Göttelfingerin feiert heute ihren 80. Geburtstag / In der Kindheit und Jugend die Mutter bei der Arbeit auf dem Hof unterstützt

Von Peter Morlok

Eutingen-Göttelfingen. Heute feiert Elisabeth Wally, die von allen nur Else genannt wird, im Kreis ihrer großen Familie ihren 80. Geburtstag.

Acht Enkel und ihre vier Kinder mit ihren Partnern kommen bei der Oma zum Gratulieren vorbei und am morgigen Samstag wird im katholischen Gemeindehaus in großer Runde gefeiert. Eingeladen sind dazu alle lieben Leute, Vertraute, Freunde, Bekannte, lang Vermisste und natürlich die Verwandtschaft. Da wird eine bunte Gästeschar zusammenkommen. Und dies ist ganz im Sinne der immer noch agilen Jubilarin, die mit ihrem Mann Stefan immer viel Wert auf Geselligkeit legte und auch heute noch legt.

"Das Leben währet 80 Jahr, sagt man, und wenn es köstlich war, dann ist‘s, wie ihres Müh‘ und Last gewesen" schrieb Reinhard Mey in einem Erinnerungslied an seine Mutter. Else Wally könnte auch ein Lied davon singen, was Mühe und Last im Leben bedeuten. Hineingeboren in die Anfänge des Hitler-Regimes, erlebte sie einige unbeschwerte Jahre der frühen Kindheit auf dem Hof ihrer Eltern in Göttelfingen.

Doch ihr Vater Josef Weber war einer der ersten, der in den Krieg musste und nie wiederkam. Das Schulkind Else blieb mit ihrer Mutter und der zwei Jahre jüngeren Schwester Rosemarie auf dem kleinen Hof zurück. Bevor sie morgens zur Schule ging, half sie der Mutter im Stall, nachmittags auf dem Feld und abends beim Vieh. Auch nachdem sie 1949 die Volksschule, in der damals alle acht Klassen in einem Raum unterrichtet wurden, beendet hatte, änderte sich ihr Leben nicht. "Ich war die Dienstmagd von der Frau Kuh", sagte sie kürzlich zu einem der Enkel, als der sie fragte, was sie früher gearbeitet habe. Für das junge Mädchen war das damals normal, denn die Mutter brauchte jemand, der sie unterstützte. War der Alltag auch geprägt von harter Arbeit, so lernte sie von ihrer Mutter doch auch, wer mit wem über wie viel Ecken verwandt ist. "Ich habe mich immer für Familienchroniken interessiert. Ich kann mir das alles merken, brauche nichts aufzuschreiben und werde noch oft vom Rathaus angerufen, wenn man dort in den Aufzeichnungen nicht mehr findet wer wohin gehört", erzählt sie mit funkelnden Augen.

Neben den Familienchroniken hat sie sich immer schon fürs Theaterspielen interessiert. Mit dem Pfarrer hat man immer in der Jugendgruppe der Katholischen Kirchengemeinde an Fasnet und Weihnachten ein Stück einstudiert und im Saal des Schwesternhauses aufgeführt, in dem damals wie heute der Kindergarten beheimatet ist. "Das habe ich gern gemacht und noch heute sage ich bei den Seniorentreffs immer mal wieder spontan Gedichte auf oder beteilige mich mit einem meist lustigen Beitrag".

Dorfkinder wuchsen damals in Göttelfingen gemeinsam auf

Ihren Mann Stefan brauchte sie eigentlich gar nicht erst kennenzulernen, denn die Dorfkinder in dem damals 400 Einwohner großen Ort wuchsen zusammen auf. Man traf sich abends an der Milchsammelstelle, stand in kleinen Gruppen zusammen und als Stefan mit 18 einen Roller anschaffte, durfte sie oft hinten drauf sitzen und zu den Fußballspielen ihres Freundes mitfahren. "Da musste man sich gut festheben", schmunzeln beide bei dieser Erinnerung und dabei kamen sie sich näher. Eigentlich war ihre Ehe irgendwie vorbestimmt, denn in einem der Weihnachts-Aufführungen spielte Else die Bäuerin und Stefan den Bauern. 1962 wurde dann geheiratet und ihnen wurden vier Kinder geschenkt.

"Ich war dann nicht mehr nur Bäuerin, sondern im Vollzeit-Job Hausfrau". Vier Kinder halten einen auf Trab und seit die Enkel da sind – zwei wohnen im Haus – wird ihr auch nicht langweilig. Sie und ihr Mann sind nebenher seit 34 Jahren Mesner der Göttelfinger Kirche. Else Wally singt seit 65 Jahren im Kirchenchor und der Glaube und die Kirche ist eines der verbindenden Elemente im Leben der jung gebliebenen 80-Jährigen.

Einmal im Jahr geht es mit der KAB Nordstetten auf Reise. "Einmal in den Süden – einmal in den Norden. Und darauf freuen wir uns das ganze Jahr", erzählt sie. Was sie zum Geburtstag bekommt, das weiß sie noch nicht, denn ihr Enkel Benedikt schickte sie kürzlich mit der Begründung aus der Stube, er müsste diese Überraschung mit dem Opa unter vier Augen besprechen. Sie selbst wünscht sich in ihrer bescheidenen Art außer Gesundheit und dass das Leben noch eine Weile so bleibt, wie es ist, nichts. "I hab elles was i brauch".