Norbert Scheurer und Julius Schaffner beim Unterzeichnen des Vertrages zur Weitinger Eingemeindung. Archiv-Foto: Schaffner Foto: Schwarzwälder-Bote

40 Jahre Gemeinde Eutingen (III): Weitingen gingen die Optionen aus, daher entschied man sich für den Zusammenschluss mit Eutingen

Von Martin Dold

Eutingen. Nach Eutingen, Rohrdorf und Göttelfingen bereits 1971 unter einem Hut war, stellte sich die "Weitinger Frage". Sollte sich der Ort Richtung Rottenburg, Starzach oder Eutingen orientieren?

Der damalige Horber Verwaltungsaktuar Josef Oswald betreute zu jener Zeit die heutigen Teilorte der Gemeinde Starzach und strebte mit diesen eine Gemeinde an. Daher blieb Weitingen hier außen vor. Da Rottenburg in einem anderen Kreis und Regierungsbezirk lag, blieb auch hier die Tür verschlossen.

"Der Schultes ist nicht gegen uns, sondern sorgt auch für Weitingen"

Der Landtag bastelte zu der Zeit an einem Schlussgesetz, das für Weitingen die Folge gehabt hätte, dass der Ort Eutingen zugeschlagen worden wäre. Daher unterschrieben die Weitinger unter der Führung von Norbert Scheurer damals mehr oder minder freiwillig den Zusammenschluss mit der Gemeinde Eutingen – und erhielten dafür noch eine "Abschlachtungsprämie". Diese bestand darin, dass die Grundschule am Ort blieb und 140 000 Mark an Weitingen ging, erinnert sich Alt-Bürgermeister Julius Schaffner. "Das war eine Kapitulation aus purem Zwang", so der frühere Schultes. Es habe keine Freiwilligkeit gegeben und es sei auch keine Vernunftehe gewesen, da zwei Wochen später ohnehin das Gesetz gekommen wäre. Die Volksabstimmung fiel daher auch nicht so eindeutig aus wie in den übrigen Teilorten, doch letztendlich war damit der Gründungsakt für die Gemeinde Eutingen in ihrer heutigen Form gelegt.

Als Eutinger Bürgermeister war Schaffner in Weitingen nicht gerade gern gesehen: "Ich war in Weitingen am beliebtesten, wenn ich nicht da war". Der Ortsvorsteher habe den Ort repräsentiert und er habe ihm das Feld überlassen. Das Verhältnis zwischen Schaffner und Scheurer war aber gut.

In Weitingen gab es damals drängende Probleme, die zuvor nicht angepackt worden waren – auch wegen der desolaten Finanzen. So war der Kirchturm in einem fürchterlichen Zustand. Er ging nach oben auseinander und sogar Einschusslöcher aus dem zweiten Weltkrieg waren noch zu sehen. Mit einem Zuschuss aus dem Ausgleichstock konnte diese Baustelle abgefertigt werden.

Für das Baugebiet Binsengasse wurde eine Kläranlage benötigt, um den Bebauungsplan genehmigungsfähig zu bekommen. "Als ich mit dem Vorschlag des Baus einer Kläranlage kam, haben die Gemeinderäte erst einmal gelacht", erinnert sich Schaffner angesichts der Finanzmisere. Mit äußerster Sparsamkeit – es gab beispielsweise keine neuen Stühle im Büro des Bürgermeisters – und einer gewissen Hartnäckigkeit beim Regierungspräsidium bei Zuschussverhandlungen wurde aber auch diese gebaut. Zudem mussten sich die Nachbargemeinden am Schuldendienst für den Bau der Schule beteiligen.

Nach und nach freundete man sich auch in Weitingen etwas mehr mit der neuen Gemeinde an, da die Leute bemerkten, dass etwas voran geht. So wurden neben den angesprochenen Projekten Straßen saniert und neue Kanäle gebaut. "Der Schultes ist nicht gegen uns, sondern sorgt auch für Weitingen", so lautete der damals vorherrschende Tenor.

Der Ortsvorsteher blieb der Repräsentant, um das Geld kümmerte sich der Schultes. Am Schluss seiner Amtszeit 1991 sei er in Weitingen mindestens so gut gelitten gewesen wie in Eutingen. In allen Ortsteilen ging es voran und der Standard wurde überall auf das in etwa gleiche Niveau gebracht, sei es bei Hallen, Kindergärten, Straßen, Baugebieten oder dem Kanalnetz. "Es gab viele Kämpfe nach dem Zusammenschluss, aber alle haben gemerkt, es passiert was", sagt Schaffner rückblickend. Gewisse Animositäten seien damals wie heute vorhanden, da die Ortsteile naturgemäß mitunter andere Interessen hätten. Doch man hat sich zusammen gerauft und kann nun zurecht das 40-jährige Bestehen der Gemeinde feiern.