Weihnachten: In den 50er-Jahren gestaltete Krippe wird über die Feiertage wieder die Eutinger in ihren Bann ziehen

E utingen. Detailgetreu gemalte Flachbauten reihen sich nebeneinander. Die Weite des Weidelands schimmert im Hintergrund durch, während sich im Vordergrund die Weihnachtsgeschichte abspielt. Die Weihnachtskrippe, die Johanna und Pauline Scherer beim Maler und Bildhauer Josef Böhmer in Auftrag gegeben haben, steht wieder in der Eutinger Sankt-Stephanus-Kirche.

Wer Zeit hat, kann in dieser übergroßen Krippe einiges entdecken. Eine Tafel und das liebevoll erstellte Heft beschreiben die Szenarien. Das Hintergrundbild zeigt im rechten teil die Stadt Bethlehem und im linken das weitläufige Weideland der Umgebung – zu einer Zeit, in der das Land noch nicht so stark besiedelt wurde.

Um die Krippe zu gestalten, reiste Josef Böhmer in den 50er-Jahren nach Israel. Die Herberg-Suche von Maria und Josef stellte er mit den Figuren am Stadtausgang dar, die über die felsigen Straßen schritten. Die Reise war anstrengend für Maria, weshalb diese auf dem Esel sitzt. Diese Szene wurde in das "Weihnachtskrippen"-Buch aufgenommen und mit Auszügen aus der Weihnachtsgeschichte beschrieben. "Im kalten Stall vor der Stadt Betlehem bringt Maria das Jesuskind zur Welt", heißt es in der nächsten Szene, die den Stall bei Bethlehem als Steinmassiv zeigt.

Die Verkündung von Jesu Geburt wird im linken Teil der Krippe dargestellt, in dem die Hirten und Schafe aufgestellt sind. Die Eutinger haben dieser Szene das Lied "Die Hirten bei den Herden" gewidmet, das die stehenden und lauschenden Hirten beschreibt, die den himmlischen Gesang wahrnehmen. Die Verzückung der Hirten über die Geburt Jesu wird regelrecht lebendig.

Doch nicht nur die Hirten machen sich auf den Weg, auch die Sterndeuter aus dem Morgenland, die heiligen drei Könige. Zahlreiche Gedanken hat sich Josef Böhmer bei der Gestaltung der Krippe gemacht, was dieser Szene anzumerken ist. Die Könige legen in der Krippe ihre Gaben nieder.

Die Flucht aus Ägypten zeigt im Hintergrund Maria und Josef vor König Herodes nach Ägypten flüchten. Damit war die erste Version der Eutinger Krippe vollständig. Doch Walter Schüppenhauer aus Eutingen, der Erbauer der Michaelskapelle, erweiterte die Krippe um das Nazareth-Haus im rechten Teil. Mit diesem wird das Leben des heranwachsenden Jesus im Kreis seiner Familie dargestellt. Jesus hilft Josef, der als Zimmermann arbeitet, während Maria sich am Spinnrad betätigt.

Dieses Jahr wurde die mehrteilige Krippe von Michael Kramer, Gerhard Raible und Stefan Krespach im Eingangsbereich der Sankt-Stephanus-Kirche aufgestellt. Stefan Krespach installierte mit Bernhard Widmaier einst die Elektrik, die die Krippe erstrahlen lässt. Bis Anfang der 90er-Jahre wurde die Krippe im Wohnzimmer von Johanna und Pauline Scherer in der Marktstraße 1 in Eutingen aufgebaut, wo sie jedes Jahr von Eutingern bestaunt wurde. An der Krippe sangen die Betrachter traditionell bekannte Weihnachtslieder, die in dem Buch zusammenfasst sind. Nach dem Abriss des Schererhauses übernahm Anna Kramer für die Erbgemeinschaft die Krippe und stellte diese in der Stuttgarter Straße   1 auf. Auch dieses Haus steht heute nicht mehr, doch die Krippe blieb als Leihgabe der Pfarrgemeinde Eutingen erhalten. Erstmals wurde die Krippe 2008 öffentlich ausgestellt und ziert seither jedes Jahr den Eingangsbereich vom Rathausplatz her kommend.

Sicherlich werden an den kommenden Weihnachtsfeiertagen wieder zahlreiche Gottesdienstbesucher stehen bleiben und sich in der aufwendig gestalteten Krippe eine Zeit lang verlieren.