Aussegnungshalle: Gemeinde kann Vorhaben nicht finanzieren / Förderprogramm soll helfen / Projektgruppen werden gebildet

Von Peter Morlok

Die Göttelfinger nehmen nun das Projekt "Aussegnungshalle" auf dem örtlichen Friedhof in die eigene Hand. Dies ist das Fazit einer Bürgerversammlung, zu der Gemeinde- und Ortsverwaltung am Dienstagabend ins Sportheim eingeladen hatten.

Eutingen-Göttelfingen. Die Beteiligung hätte zwar besser sein können, doch das Signal am Ende der rund 90-minütigen Versammlung fiel letztendlich mehr als positiv aus.

Seit Jahren ist die Tatsache, dass es immer mehr Beerdigungen ohne vorausgehende Gottesdienste in Göttelfingen gibt, bei denen die Angehörigen bei widrigen Bedingungen der Trauerfeier beiwohnen müssen, nicht nur dem Ortschaftsrat ein Dorn im Auge. "Wir lassen die Hinterbliebenen, oft ältere Mitbürger, buchstäblich im Regen stehen", meinte Ortsvorsteherin Diana Wally.

Seit 2002 geistert die Aussegnungshalle nun schon durch die Haushaltsplanungen der Gemeinde, doch konnte sie aufgrund der angespannten Haushaltslage oder anderen wichtigen Projekten nie finanziert werden. "Und dies wird auch in absehbarer Zeit so bleiben" stellte Bürgermeister Armin Jöchle ungeschönt klar. Die rund 300 000 Euro, die so eine Halle kostet, haben wir auf längere Sicht nicht frei."

Deshalb muss eine andere Lösung her. Und die heißt "Leader". Ein Förderprogramm der Europäischen Union und des Landes Baden-Württemberg. "Leader" bietet lokalen Akteuren die Möglichkeit, die Entwicklung ihrer Region mitzugestalten. 

"Starke Dörfer durch lebendige Gemeinschaften" – darauf legt das Förderprogramm wert. Und deshalb sind in diesem fall die Göttelfinger gefragt. "Wir müssen die Stärke unserer Gemeinschaft in den Vordergrund rücken – das ist das Pfund, mit dem wir wuchern können", stellte Jöchle fest. Werde man in dieses Programm aufgenommen, könne man mit Zuschüssen von 40 bis 60 Prozent rechnen. "Für einen erfolgversprechenden Antrag brauchen wir aber den deutlichen Nachweis eines bürgerschaftlichen Engagements", schob Jöchle nach. Und ergänzte, dass die Göttelfinger jedoch keine Angst zu haben bräuchten, dass sich die Verwaltung zurücklehne und sage: "Macht ihr mal".

Im Gegenteil: "Alle bürokratischen Hürden werden von Rathausseite aus abgearbeitet" versprach der Schultes. Aus seiner Sicht hat das Projekt Aussegnungshalle nur dann Chancen, wenn der "Leader"-Antrag bewilligt wird und sich die Bevölkerung mit Spenden beteiligt. "Dann können wir auch den Gemeinderat davon überzeugen, die restlichen Mittel freizugeben" zeigte sich Jöchle zuversichtlich.

"Bekommen wir die Fördergelder auch 100-prozentig", wollte ein skeptischer Herr wissen. "Nein" lautete die Antwort. Und auch die Bemerkung einer Dame, dass sowieso jede Halle zu klein wäre für größere Beerdigungen, konnte Jöchle mit dem Gegenargument "aber besser als gar keine" entkräften. Horst Niessner schob nach, dass der Platz für die Halle auf dem Friedhof sowieso exakt vorgegeben ist und die Halle deshalb auch nicht größer gebaut werden kann.

Nach intensiver Überzeugungsarbeit, auch durch die anwesenden Ortschaftsräte, einigte man sich auf folgende Vorgehensweise. Man bildet drei Projektgruppen (Planung, Finanzierung, Bau), verzichtet jedoch auf die Gründung eines Fördervereins. In Schritt eins wird die Planungsgruppe zusammengestellt, die sich noch vor den Sommerferien treffen will. Ihre Hauptaufgabe wird die Neuplanung des gesamten Projekts sowie die Kostenberechnungen sein. Parallel soll sich eine weitere Gruppe formieren, die sich um die Finanzen kümmert. "Auch hier brauchen wir Namen und Gesichter." Deren Aufgabenschwerpunkte sollen sein: Einholung von Angeboten, Aufstellung der Finanzierung, Sammeln von Spenden und Antragsstellung bei Leader in Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Hierzu bedarf es eines strategischen Plans, der erst noch erarbeitet werden muss und dadurch ausschließt. Einzelne Spenden für die Aussegnungshalle gibt es bereits. So spendete beispielsweise die katholische Kirchengemeinde 1000 Euro aus dem Erlös des letzten Adventsbasars. "Das hat Außenwirkung", so Diana Wally.

Zwar wollten einige Versammlungsteilnehmer erst die Planung in trockenen Tüchern wissen um dann mit Fakten in die Bevölkerung gehen zu können, doch Jöchle wies auf die Möglichkeiten des Spendeneinsammelns gerade um die Weihnachtszeit – in der auch die Banken ihre Überschüsse verteilen – hin und drängte darauf, dass sich die "Finanzgruppe" ebenfalls zeitnah formiert. Aus seiner Sicht wäre es gut, wenn man zehn bis fünfzehn Prozent der Projektkosten akquirieren könnte.

Die letzte Gruppe soll sich um den Bau der Aussegnungshalle kümmern. Klaus Flaig zeigte sich gegen Ende der Versammlung überzeugt, dass die Aussegnungshalle nur durch Fördergelder aus dem Leader-Programm, viel Eigeninitiative und Mithilfe des Gemeinderat realisiert werden kann. Er ist sicher, dass die Göttelfinger mitziehen werden, wenn das Projekt ins Rollen kommt. "Das haben sie schon bei vielen anderen Gelegenheiten bewiesen." Auch Horst Niessner glaubt, dass nach dem Signal pro Friedhofs-Halle die Einwohner in Scharen mitziehen. Doch eine Stimme aus der Mitte der Versammlung mahnte: "Ohne dass die Bürgerschaft in Vorlage geht, läuft nichts."

Wer sich an einer der drei Projektgruppen – aktuell haben die Gruppen "Planung" und "Finanzierung" Vorrang – beteiligen möchte, kann sich sowohl über die Orts- als auch über die Gemeindeverwaltung anmelden.