Das Organisationsteam reflektierte in seinem Impuls alle bisher stattgefundenen Gebete. Foto: sb-redaktion

Vorerst letztes Politisches Montagsgebet vom Eutinger Organisationsteam auf der Liebfrauenhöhe

Von Pfingstmontag an war die Unterkirche  auf der Liebfrauenhöhe jede Woche gefüllt mit Menschen verschiedener Glaubensrichtungen, die gemeinsam für Frieden und Demokratie beteten. Der vorerst letzte Termin am Montag soll aber nicht das Ende der Gebete sein.

Eine halbe Stunde vor Beginn des 17., und vorerst letzten, Politischen Montagsgebets auf der Ergenzinger Liebfrauenhöhe ist es noch fast leer im Foyer des Schönstatt-Zentrums. Die sechs Eutinger Organisatoren der Gebete – Beatrix Oberle, Jürgen Oberle, Andrea Präg, Thomas Präg, Hansi Seefried und  Sebastian Lazar – waren allerdings schon fleißig. Auf mehreren Stellwänden sind Fotos und Fürbitten-Texte zu sehen, mit denen Besucher die Gebets-Reihe noch einmal Revue passieren lassen können. »Wir haben die Fürbitten untereinander aufgeteilt, oft kamen sie auch vom jeweiligen Impulsgeber, und jedes Mal wurde ein gemeinsames Friedensgebet gesprochen«, berichtet Andrea Präg über den Ablauf der Politischen Montagsgebete. Jedes Mal waren Musiker mit dabei; Gitarristen, Pianisten oder sogar ganze Chöre. Allgemein habe man gebetet für eine Stärkung der Demokratie, eine vielfältige Gesellschaft, die Unantastbarkeit der Menschenwürde, ehrliche Dialogbereitschaft und politische Entscheidung zugunsten aller.

Idee stammt aus der DDR

Die Idee, an einem Montag für Frieden zu beten, ist jedoch nicht gänzlich neu. Seit 1981 wurden im Rahmen der DDR-Friedensbewegung in Leipzig Friedensgebete organisiert, ab 1982 fanden sie immer montags statt. Hieraus entsprangen dann einige Jahre später  auch die berühmten Leipziger Montagsdemonstrationen mit dem Ruf »Wir sind das Volk!«. Organisatorin Beatrix Oberle nahm beim Kirchentag in Leipzig an einer Führung zum Thema Friedensgebete teil und wurde so inspiriert. Auch gab es auf der Liebfrauenhöhe bereits ein »Europagebet«, und man  habe zu der Zeit in ganz Europa einige »gefährliche«, populistische politische Strömungen wahrgenommen, so Andrea Präg. »Der demokratische Gedanke ist uns wichtig«, betont sie. »Bei den Impulsgebern legten wir Wert darauf, dass möglichst jede Partei, sowohl Evangelische als auch Katholische und auch junge Leute mit eingebunden sind«, fügt Beatrix Oberle hinzu.

Nach und nach betreten die Besucher das Schönstatt-Zentrum. »Schön, dass du wieder da bist«, hört man oft – Viele waren fast jede Woche dabei. Das Ergebnis der Bundestagswahl am Tag zuvor ist Gesprächsthema Nummer eins, doch im Impuls des Abends soll es keine Rolle spielen, so die Organisatoren vorab. Man wolle eher alle Gebete noch einmal reflektieren.

Schon bald ist die Unterkirche der Krönungskirche komplett gefüllt und Stühle müssen geholt werden. Lazar eröffnet den Abend. Durch die wöchentlich wechselnden Impulse habe man zeigen wollen, wie vielfältig die Gesellschaft ist. Den Ausgang der Wahl spricht Lazar zwar an – »ein Ergebnis, über das sich der eine vielleicht mehr freut, der andere vielleicht weniger« – aber wichtiger ist ihm, dass es ein Privileg ist, wählen zu dürfen. Beim anschließenden Lied »Die Sache Jesu braucht Begeisterte« wird sogar fröhlich mitgeklatscht.  Weiter werden »Nebenwirkungen« der Montagsgebete im Impuls genannt. Viele Besucher hätten sich seit Langem wieder einmal mit der Bibel auseinandergesetzt. Wenn Gruppen den Impuls gegeben hätten, hätten sich untereinander Diskussionen entwickelt. Und »›U-Boot-Christen‹, die sonst nur zu Weihnachten auftauchen, sind montags aufgetaucht«, fügt Beatrix Oberle mit einem Schmunzeln hinzu. Jüngere und ältere Besucher kamen aus den verschiedensten Orten, evangelisch, katholisch, freikirchlich, atheistisch, auch zwei Muslime waren dabei. Einer davon, ein Flüchtling, habe die Fürbitten auf Deutsch vorgelesen und sich gefreut, einmal kennenzulernen, wie Christen beten.

In den Fürbitten griff das Organisationsteam die aktuellen politischen Geschehnisse auf und bat um Hilfe bei der nun in Deutschland anstehenden Regierungsbildung, für die Unabhängigkeit der Kurden, für Menschen, die von Naturkatastrophen betroffen sind und politisch Verfolgte. Mit dem ökumenischen Lied »Geh unter der Gnade«  endete das Gebet. Danach war noch ein kleines Abendessen geplant, doch viele Besucher blieben noch im Foyer stehen und diskutierten – dafür sind die Politischen Montagsgebete schließlich auch gedacht.

Weitere Informationen: Mit den Politischen Montagsgebeten auf der Liebfrauenhöhe soll es weitergehen – zwar nur noch am jeweils ersten Montag im Monat, dafür mit einem längeren Impuls. Das erste Gebet findet am 6. November statt.